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Missbrauchsexperte erhebt schwere Vorwürfe gegen Erzbistum Köln

Archivmeldung vom 27.03.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.03.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Kindesmissbrauch in der Kirche hat eine lange Tradition - und nicht nur dort! (Symbolbild)
Kindesmissbrauch in der Kirche hat eine lange Tradition - und nicht nur dort! (Symbolbild)

Bild: Archeviva / Eigenes Werk

Im Fall des beurlaubten Düsseldorfer Stadtdechanten Ulrich Hennes erhebt der Münchner Sozialpsychologe und Missbrauchs-Experte Heiner Keupp schwere Vorwürfe gegen das Erzbistum Köln.

Den Geistlichen, der in den 1990er Jahren einen fast erwachsenen Jugendlichen sexuell belästigt haben soll, nach einer Therapie erneut als Jugendseelsorger einzusetzen, sei auch schon aus damaliger Sicht "hochproblematisch" gewesen, sagte Keupp dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Donnerstag-Ausgabe). Verantwortlich war der 2017 verstorbene frühere Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner. "Selbst wenn der Priester im Lauf der Therapie etwas über sich gelernt und besser verstanden haben sollte, warum er in bestimmten Situationen auf bestimmte Menschen sexuell abfährt, war es völlig unverantwortlich, ihn danach wieder in dem Arbeitsfeld einzusetzen, in dem er übergriffig geworden war, hier konkret in der Jugendseelsorge." Heute so zu tun, "als wären sexuelle Übergriffe von Priestern vor 20 Jahren für die Kirchenleitungen noch gleichsam Vorgänge wie von einem anderen Stern gewesen - das ist schon mehr als merkwürdig", so Keupp, der auch Mitglied der "Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs" ist.

Hennes war in der Ära Meisner unter anderem Leiter der Jugendbildungsstätte Haus Altenberg und Sekretär des Weltjugendtags 2005. Eine erst viele Jahre später erfolgte Einschaltung der Staatsanwaltschaft zu dem Vorgang aus den 90er Jahren blieb ohne Ergebnis. Das Erzbistum macht geltend, heute würde der Fall anders gehandhabt werden.

Dagegen sprach Keupp von einer "Vertuschung der dritten Art". Er glaube, das Erschrecken der Kirchenverantwortlichen über das eigene Versagen sei so groß, dass sie sagten: "Heute würden wir es anders machen, und deshalb schauen wir gar nicht mehr weiter zurück, sondern richten unseren Blick nach vorn." Deshalb sei jetzt so viel von Prävention die Rede, "während die komplizierte und schmerzhafte Rekonstruktion der Zusammenhänge ausfällt, warum es in der Vergangenheit so fürchterlich schief gelaufen ist. Dabei müsste man genau dieser Frage nachgehen, um die Mechanismen von Verharmlosung, Vertuschung und Abschottung in der männerbündischen kirchlichen Subkultur verstehen und wirksam verändern zu können."

Als Psychologe sei er überzeugt vom positiven Einfluss einer guten Therapie, betonte Keupp, "aber zu Wunderheilungen hat es unsere Zunft noch nicht gebracht. Von daher wäre es das Minimum an Verantwortung gewesen, den Betreffenden nach Abschluss der Therapie über wenigstens fünf Jahre hinweg professionell zu begleiten." Ihn stattdessen "einfach wieder aufs bisherige Gleis zu setzen und laufen zu lassen", könne er sich "bestenfalls als naives Vertrauen auf Wunderwirkungen der Psychotherapie erklären". Nicht zuletzt seien die christlichen Ideale von Nächstenliebe und Brüderlichkeit "sträflich vernachlässigt" worden, "vom Schutz potenzieller künftiger Opfer erst gar nicht zu reden".

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)

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