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Theologe und Psychiater Manfred Lütz verwahrt sich gegen Gutachter-Aussagen

Archivmeldung vom 27.03.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.03.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Missbrauch, Gewalt und Vergewaltigung (Symbolbild)
Missbrauch, Gewalt und Vergewaltigung (Symbolbild)

Bild: RS / pixelio.de

Der Theologe und Psychiater Manfred Lütz hat sich gegen die Darstellung seiner Rolle im Gutachten des Kölner Strafrechtlers Björn Gercke zum Missbrauchsskandal im Erzbistum Köln verwahrt. Die Behauptung im Gercke-Gutachten, dass er "vielfach als Gutachter eingesetzt" worden sei, sei falsch, sagte Lütz dem "Kölner Stadt-Anzeiger".

Zwar habe er Priester behandelt und nach Befreiung von der Schweigepflicht fachärztliche Stellungnahmen abgegeben, aber in diesen Fällen "kein einziges Gutachten" gemacht. Wegen eines "weiteren Gutachten-Begriffs" sei ein Dreizeller bei Gercke zum "Gutachten" geworden.

Lütz sprach von "schrecklichen" psychologischen Empfehlungen zum Wiedereinsatz von Tätern in der Seelsorge. Zur Vermeidung solcher Vorkommnisse habe er den deutschen Bischöfen schon 2004 geraten, anstelle der "üblichen katholischen Psychiater externe forensische Psychiater zu nehmen". Er wies auch das Bedenken im Gercke-Gutachten zurück, dass er selbst wegen diverser Beratertätigkeiten unter anderem für den Vatikan bei einer Konsultation durch das Erzbistum befangen sein könnte. Laut Gercke selbst habe dieser "nur von dem Eindruck gesprochen, den Betroffene haben könnten, wenn Sie erführen, dass ich Prognosegutachten machte. Und damit hätte er sogar Recht. Ich habe aber keine Prognosegutachten gemacht."

Mit Blick auf die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals sprach Lütz von einer katastrophalen Kommunikation des Bistums. "Noch schlimmer fand ich als Psychotherapeut die Instrumentalisierung der Betroffenenvertretung. Es hat mir wirklich Tränen in die Augen getrieben, im WDR-Fernsehen Beiträge über die retraumatisierten Betroffenen zu sehen, die nun nicht mehr schlafen konnten." Hier habe er auch mit Kardinal Rainer Woelki gehadert, der sich inzwischen aber entschuldigt und - "sehr ernst und offen" auch eigene Schuld eingestanden habe. Nur so könne "ein Neubeginn gelingen".

Den Stopp des Missbrauchsgutachtens der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl verteidigte Lütz nach Einsicht in die Studie. Diese sei "wirklich viel schlechter, viel diffuser, hält sich in allgemeinen Charakterstudien auf". Personen würden "eher pauschal abgekanzelt". Bei Gercke könne man dagegen Konkretes lesen. Dessen Gutachten wiederum sei bei der Feststellung von Pflichtverletzungen der Bistumsspitze "auf die reinen Zahlen fixiert". Hier gehe es "eingestandenermaßen nur um Recht, nicht um Gerechtigkeit". Ausdrücklich verteidigte Lütz den heutigen Hamburger Erzbischof Stefan Heße, der unter dem Eindruck der Vorwürfe im Gercke-Gutachten seinen Amtsverzicht erklärt hatte. Heße sei "der beste Personalchef" gewesen, den er im Erzbistum erlebt habe, "engagiert und sehr empathisch im Umgang mit Opfern", betonte Lütz. Ihn auf die Zahl von elf Pflichtverletzungen zu reduzieren, halte er "nicht für gerecht".

Zur Rolle des früheren Kölner Kardinals Joachim Meisner, dem Gerckes Gutachten zahlreiche Pflichtverletzungen im Umgang mit Missbrauchsfällen zur Last legt, sagte Lütz, Meisner habe sich "vor allem nicht um die Opfer gekümmert und das 'seinen Leuten' überlassen". In Meisners letzten Lebensjahren habe er ihn aber "anders erlebt". Die Rede von einem "System Meisner" erscheine ihm als "angesagter Kampfbegriff". Das System Meisner habe darin bestanden, "kein System zu haben - und das war ein Problem". Dennoch sei Meisners Behauptung aus dem Jahr 2015, er habe vom Missbrauchsskandal nichts geahnt, ein "schlimmer Satz", sagte Lütz.

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)

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