Ersatzfreiheitsstrafen belasten Gefängnisse
Ersatzfreiheitsstrafen belasten die ohnehin vollen Gefängnisse in Deutschland weiter. In den Bundesländern machen Häftlinge mit Ersatzfreiheitsstrafen zwischen vier Prozent (Hamburg) und elf Prozent (Brandenburg) der Gefängnispopulation aus, geht aus einer Abfrage des "Redaktionsnetzwerks Deutschland" in den Bundesländern hervor.
Die Justizministerien aller 16 Bundesländern wollen aber grundsätzlich
an den Ersatzfreiheitsstrafen festhalten, wie sie dem RND mitteilten.
Der rheinland-pfälzische Justizminister Philipp Fernis (FDP) erklärte
etwa: "Eine Abschaffung der Ersatzfreiheitsstrafe wäre der falsche Weg."
Ohne sie sei es möglich, dass Geldstrafen, die nicht beigetrieben
werden können, ohne das Druckmittel der Ersatzfreiheitsstrafe ins Leere
laufen.
Mehrere Bundesländer fordern jedoch Reformen wie die
Streichung des "Fahrens ohne Fahrschein" aus dem Strafrecht. Die
Hamburger Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne) sagte dem RND: "Bestimmte
Delikte, wie das Fahren ohne Fahrschein oder Prostitution im
Sperrgebiet, müssen endlich entkriminalisiert werden." Häufig befänden
sich die Betroffenen in einer prekären Lebenssituation und könnten
deshalb ihre Geldstrafe nicht bezahlen.
NRW-Justizminister
Benjamin Limbach (Grüne) sagte: "Jeder ersparte Tag einer
Ersatzfreiheitsstrafe ist ein Gewinn für das Land, die betroffenen
Menschen und den Steuerzahler." Ein Gesetzentwurf des Bundes zur
Abschaffung der Strafbarkeit beim Fahren ohne Fahrschein sei überfällig.
Quelle: dts Nachrichtenagentur