Missbrauchsfall Bergisch Gladbach: Ermittler setzen auf Rasterfahndung und computergenerierte Lockbilder
Archivmeldung vom 08.08.2020
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Freigeschaltet durch André OttFür ihre Ermittlungen zu dem großangelegten Fall von Kindesmissbrauch in Bergisch Gladbach setzt die Polizei zum ersten Mal auch computergeneriertes kinderpornografisches Material ein. Dies berichtet der "Kölner Stadt-Anzeiger" unter Berufung auf Justizkreise.
Auf diese Weise versuchten die Ermittler, das Vertrauen der Täter in Chatgruppen zu gewinnen und Zugang zu Kinderporno-Ringen zu erhalten. Am Montag beginnt vor dem Kölner Landgericht der Prozess gegen den Hauptangeklagten Jörg L., dem unter anderem wegen schwerer sexueller Missbrauch der eigenen Tochter vorgeworfen wird.
Erst eine Gesetzesnovelle im Frühjahr hat den Einsatz der künstlich am PC erschaffenen Fotos und Videos bei den Ermittlungen möglich gemacht. Echte Bilder dürfen Polizisten nicht verschicken, das wäre eine Straftat. Erstmals in NRW wenden die Beamten dem Zeitungsbericht zufolge zudem Mittel der Rasterfahndung, die aus der Terrorbekämpfung bekannt sind, auch bei der Identifizierung von Missbrauchstätern an.
Der Kölner Kripochef Stephan Becker sagte der Zeitung: "Wir nutzen alle rechtlichen Möglichkeiten, die sich uns bieten." Nähere Einzelheiten wollte er nicht nennen. Becker appellierte an Eltern, Nachbarn oder Lehrer, schon kleinste Anzeichen möglichen Missbrauchs zu melden. Das habe "nichts mit Denunziation zu tun", betonte Becker. Es gehe um den Schutz der Kinder.
"Das Bauchgefühl trügt meist nicht", sagte er. Oft fehle aber die Zivilcourage, die Schule, das Jugendamt oder die Polizei einzuschalten.
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)