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Wirtschaftskrise: Tierheimen droht Notstand

Archivmeldung vom 15.06.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.06.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch HB
Haustier als Luxus: Mara wurde vor dem BDT-Tierheim ausgesetzt - im Rucksack ihr Spielzeug und ein schriftlicher Hilferuf.obs/Bund Deutscher Tierfreunde e.V.
Haustier als Luxus: Mara wurde vor dem BDT-Tierheim ausgesetzt - im Rucksack ihr Spielzeug und ein schriftlicher Hilferuf.obs/Bund Deutscher Tierfreunde e.V.

Immer mehr Tiere werden aus wirtschaftlichen Gründen ausgesetzt und abgegeben - Tierheime stöhnen unter Mehrbelastung

Die Wirtschaftskrise und Hartz IV haben jetzt auch die Tierheime erreicht: Immer mehr Haustiere werden ausgesetzt abgegeben oder müssen nach Sozialentscheidungen aufgenommen werden. Wie der überregional tätige Tierschutzverein Bund Deutscher Tierfreunde e.V. (BDT) mit Sitz in Kamp-Lintfort mitteilte, droht vielen Tierheimen der Notstand. "Schon vor Beginn der Reisezeit, in der die Zahl der ausgesetzten Tiere stark ansteigt, sind die meisten Heime übervoll", so ein Sprecher. Ungewöhnlich beim neuen Andrang: Der Auslöser der Wirtschaftskrise lässt sich erstmals klar nachweisen.

Besonders stark betroffen sind alte und kranke Tiere. "Die Menschen bringen die Tiere ins Tierheim oder setzen sie aus, weil sie sich das Futter und die teuren Tierarztkosten einfach nicht mehr leisten können", so ein BDT-Sprecher. "Haustiere werden zum Luxus - mit schlimmen Folgen für die Tiere". Doch viele Tierhalter müssen sich auch nach Entscheidungen der Sozialbehörden von ihren Lieblingen trennen: Immer wieder kommen Tiere - besonders Hunde - in Tierheime, nachdem Tierhalter in kleinere Wohnungen umziehen müssen, in denen Tierhaltung untersagt ist.

Ein tragisches Beispiel für die Folgen der Krise: Vor dem BDT-Tierheim im nordrheinwestfälischen Kamp-Lintfort wurde nachts ein Hund angebunden. Neben der Hundedame Mara lag ein Rucksack mit einem Brief: "Mein Herrchen konnte mich leider nicht mehr halten, da es ihm zur Zeit gesundheitlich und finanziell sehr schlecht geht" sowie Hinweise auf Mara´s Wesen und ihr Lieblingsspielzeug.

Die Zahl der in den BDT-Tierheimen aufgenommenen Tiere ist um rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr angestiegen. "Das ist sehr traurig, aber es ist immer noch besser, als dass sie gleich eingeschläfert werden, um Kosten zu sparen", so ein BDT-Tierschützer. Zudem sinkt aus Angst vor den Unterhaltskosten eines Haustieres auch die Bereitschaft vieler Menschen, ein Tier aus dem Tierheim aufzunehmen.

Für die Tierheime stellt der durch die Wirtschaftskrise ausgelöste Trend ein großes Risiko dar. Alte und kranke Tiere verursachen hohe Kosten und sie sind quasi nicht weiter zu vermitteln. Gleichzeitig können sich viele Tierfreunde ihre Spenden oder Mitgliedsbeiträge nicht mehr leisten. Für die Tierschutzvereine heißt das: Bei sinkenden Einnahmen und steigenden Ausgaben die Balance zu finden. Da Einsparungen bei den Kosten kaum möglich sind, wird die Lücke zumeist mit noch mehr Einsatz der Mitarbeiter notdürftig geschlossen. Der Bund Deutscher Tierfreunde e.V. unterhält zwei eigene Tierheime und unterstützt rund 40 Tierschutzvereine in ganz Deutschland.

Quelle: Bund Deutscher Tierfreunde e.V.

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