Greenpeace kritisiert Fleisch-Vorstoß des künftigen Agrarministers
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat den designierten Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) dafür kritisiert, dass er sich gegen höhere Steuern auf Fleisch ausgesprochen hat und sogar sinkende Fleischpreise für möglich hält. "Gleich zu Beginn seiner Amtszeit positioniert Alois Rainer sich mit der aus der Zeit gefallenen Mär von günstigen Fleischpreisen", sagte Anne Hamester, Landwirtschaftsexpertin von Greenpeace, am Mittwoch.
"Billiges Fleisch ist eine teure Illusion - wir zahlen den wahren Preis
mit unserer Gesundheit, Umweltzerstörung und den Folgen der Klimakrise.
Denn durch die ökologischen und gesundheitlichen Folgekosten der
Fleischproduktion werden Wirtschaft, Sozialversicherungen und wir
Steuerzahlenden jedes Jahr mit Milliarden belastet."
Greenpeace
kritisierte, dass Fleisch derzeit durch die ermäßigte Mehrwertsteuer
"subventioniert" werde. Die sogenannten externen Umwelt- und
Gesundheitskosten würden aber weder von den Verursachenden getragen noch
würden sie sich in den Verbraucherpreisen niederschlagen. Dabei
beliefen sich die allein bei der Erzeugung von Fleisch in Deutschland
entstehende Kosten durch Umwelt- und Klimaschäden auf rund 21 Milliarden
Euro pro Jahr, so Greenpeace. Hinzu kämen Gesundheitskosten in Höhe von
gut 16 Milliarden Euro durch den übermäßigen Konsum von rotem Fleisch,
Schinken und Wurst.
Das "Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung",
häufig auch nach ihrem Vorsitzenden, Ex-Landwirtschaftsminister Jochen
Borchert (CDU), "Borchert-Kommission" genannt, hatte sich 2020 in einem
Gutachten für eine "Tierwohlabgabe" von 40 Cent je Kilo Fleisch und
Wurst ausgesprochen, sodass damit der tierfreundliche Umbau und Betrieb
von Ställen ausreichend finanziert werden könne. Bei einem
durchschnittlichen Jahresverbrauch von 61,1 Kilo pro Person in
Deutschland im Jahr 2018 wären dies jährlich Mehrkosten in Höhe von
24,44 Euro pro Person. Bauernverbände plädierten später für einen
höheren Betrag, um die Inflation auszugleichen.
Die
Expertenkommission war 2019 von der damaligen Landwirtschaftsministerin
Julia Klöckner (CDU) eingesetzt worden. Dem Gremium gehörten Vertreter
der konventionellen und ökologischen Landwirtschaft, Umweltverbände,
Verbraucherschützer und Wissenschaftler an.
Quelle: dts Nachrichtenagentur