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Zahl der Grenztoten muss womöglich korrigiert werden

Archivmeldung vom 06.11.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.11.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bergung des erschossenen Günter Litfin aus dem Becken des Humboldthafens am 24. August 1961
Bergung des erschossenen Günter Litfin aus dem Becken des Humboldthafens am 24. August 1961

Lizenz: Copyrighted free use
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Die Anzahl der 327 "Todesopfer des DDR-Grenzregimes an der innerdeutschen Grenze", die 2017 erstmals in einer Studie veröffentlicht wurden, muss angezweifelt werden. In der Untersuchung werden von den Autoren sogar Täter zu Opfern gemacht, so das Ergebnis der mehr als einjährigen rbb-Recherche, die den Fällen nachgegangen ist. Das zeigt der rbb-Bericht, der am Dienstag, den 6.11.2018, im ARD-Mittagsmagazin ausgestrahlt wird.

In Auftrag gegeben wurde die Studie, die 650.000 Euro gekostet hat, 2012 vom damaligen Kulturstaatsminister Bernd Neumann. Im vergangenen Jahr stellte Monika Grütters das Handbuch vor, gemeinsam mit den beiden Autoren Prof. Klaus Schroeder und Dr. Jochen Staadt vom Forschungsverbund SED-Staat der FU Berlin. "Es ist eine valide Zahl, die wir jetzt ermittelt haben", sagte Staadt bei der Präsentation. Die Zahl der 327 Mauertoten ging danach um die Welt.

Doch nach Überprüfung der Akten, die den Autoren als Grundlage für das Buch dienen, werden durch den rbb-Bericht mindestens 50 Opferfälle angezweifelt: Beispielsweise zählt die Studie auch Offiziere, die Suizid begangen haben, als Todesopfer des DDR-Grenzregimes. Doch diese waren zum Teil gescheiterte Vollstrecker des Grenzregimes. Zeitzeugen und Angehörige bestätigen jetzt in Interviews dieses Ergebnis.

Sehr fragwürdig ist etwa der Umgang der Studie mit dem Fall Hans S., einem hochrangigen Major aus Brandenburg, der sich 1988 nach einem Dienstgespräch selbst erschoss. Aus den Akten geht hervor, dass Hans S. seit Jahren ein Alkoholproblem hatte. Aufgrund dessen gab es auch berufliche Verfehlungen. Hans S. wird nun in der Studie zum "Todesopfer des DDR-Grenzregimes", obwohl er selbst Täter war: Für die Staatssicherheit spionierte er 17 Jahre lang seine Kameraden aus und gemeinsam mit anderen verriet er sogar Soldaten, die flüchten wollten.

Der Historiker und Vertreter der Union der Opferverbände, Dr. Christian Sachse, teilt die Recherche-Ergebnisse, sieht Hinweise auf Manipulation und spricht der Studie die Wissenschaftlichkeit ab: "Wenn Täter zu Opfern gemacht werden, dann ist das eine Verhöhnung der Opfer." Die Autoren der Studie verteidigen ihre Arbeit: "Wir haben das so formuliert nach gutem Denken und Überlegen, wie wir mit solchen Biografien umgehen", sagt Politikwissenschaftler Jochen Staadt.

Mit der Recherche konfrontiert, erklärt Kulturstaatsministerin Monika Grütters gegenüber dem rbb: "Wenn es jetzt berechtigte Zweifel gibt, dann werde ich dem sofort nachgehen."

Quelle: Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) (ots)

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