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Studie: Jeder elfte Beschäftigte wurde im Job sexuell belästigt

Archivmeldung vom 25.10.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.10.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Sexuelle Übergriffe (Symbolbild)
Sexuelle Übergriffe (Symbolbild)

Bild: Eigenes Werk /OTT

Jeder elfte Beschäftigte in Deutschland (neun Prozent) hat in den vergangenen drei Jahren sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt. Das ergab eine Studie im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, über welche die Zeitungen der Funke-Mediengruppe berichten.

Frauen seien demnach mit einem Anteil von 13 Prozent mehr als doppelt so häufig betroffen gewesen wie Männer (fünf Prozent). Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Belästigungen sei von Dritten ausgegangen, zum Beispiel von Kunden oder Patienten. Bei 43 Prozent der belästigenden Personen habe es sich um Kollegen gehandelt, bei 19 Prozent seien es Vorgesetzte oder betrieblich höhergestellte Personen gewesen, heißt es in der Studie. Manche Betroffenen seien Opfer mehrerer Täter gewesen. "Sexuelle Belästigung im Job ist ein gravierendes Problem und kann für die Betroffenen schwerwiegende Folgen haben", sagte Bernhard Franke, kommissarischer Leiter der Antidiskriminierungsstelle, den Zeitungen.

Es liege im Interesse der Unternehmen einzugreifen, damit sexuelle Belästigung verhindert wird - beispielsweise, indem sie feste Ansprechpersonen benennen und verpflichtende Schulungen für Führungskräfte anbieten würden. Wenn Kunden Arbeitnehmer belästigten, müssten Arbeitgeber sofort einschreiten, um ihre Beschäftigten zu schützen - "das kann bis zu einem Lokal- oder Hausverbot führen und darf beispielsweise im Gastronomiebereich oder Einzelhandel nicht als "Berufsrisiko" bagatellisiert und ignoriert werden", so Franke weiter.

Im Gesundheitsbereich könne als Schutzmaßnahme auch eine Beendigung des Behandlungsvertrages in Betracht kommen. Auf die Frage, welche konkreten Belästigungen die Betroffenen erlebt hätten, hätten 62 Prozent der Befragten in der Studie verbale Belästigungen genannt: Sexualisierte Kommentare, Sprüche oder Witze. 44 Prozent fühlten sich durch unerwünschte Blicke oder Gesten belästigt, auch anzügliches Pfeifen hätten viele als übergriffig empfunden. Knapp drei von zehn Betroffenen (28 Prozent) hätten sich von unangemessen intimen oder sexualisierten Fragen bedrängt gefühlt, heißt es in der Studie weiter.

Ähnlich viele (26 Prozent) hätten über unerwünschte Berührungen oder körperliche Annäherungen geklagt. Jeder Fünfte (22 Prozent) habe von unangemessenen Einladungen zu privaten Treffen berichtet. Daneben hätten Betroffene auch Fälle genannt, wo Kollegen oder Kunden ihnen sexualisierte Bilder, Texte oder Filme aufgedrängt hätten oder anzügliche Mails oder Textnachrichten geschickt hätten. Immerhin elf Prozent der Betroffenen hätten über Begegnungen geklagt, bei denen sie zu sexuellen Handlungen aufgefordert worden seien, in Einzelfällen sei es auch zu Erpressung oder körperlicher Nötigung gekommen, heißt es in der Studie im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle, über welche die Zeitungen der Funke-Mediengruppe berichten.

Bei den meisten Belästigungen handelte es sich laut der Studie nicht um einmalige Vorfälle - acht von zehn Befragten hatten mehr als eine solche Situation erlebt, mancher war in den letzten drei Jahren sogar regelmäßig sexualisierten Attacken ausgesetzt - mit mehr als 30 Fällen. 82 Prozent der Betroffenen hätten ausschließlich oder überwiegend Männer als Täter angegeben. Die Mehrheit der Betroffenen habe zudem angegeben, sich unmittelbar nach der Belästigung verbal zur Wehr gesetzt zu haben (66 Prozent). Mit etwas zeitlichem Abstand hätten sich vier von zehn Betroffenen an Dritte gewandt, davon am häufigsten an Kollegen (47 Prozent), Vorgesetzte (36 Prozent), Freunde oder Familie (15 Prozent) oder auch an Beratungsstellen und therapeutische Einrichtungen (elf Prozent), heißt es in der Studie weiter.

Die wenigsten hätten dagegen das Arbeitsrecht genutzt. Laut der Studie gibt es mehrere Gründe dafür, dass sich so wenige Betroffene arbeitsrechtlich wehren: der Versuch, das Problem selbst zu lösen, das fehlende Wissen über Arbeitnehmerrechte, aber auch die Angst vor unzureichender Anonymität und negativen Folgen für das weitere Berufsleben. Besonders hilflos fühlten sich Mitarbeiter, die von ihren Vorgesetzten belästigt werden, die noch in der Ausbildung seien oder noch keinen sicheren Vertrag hätten, heißt es in der Studie, über welche die Zeitungen der Funke-Mediengruppe berichten. Für die Studie im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle wurden insgesamt 1.531 Personen befragt, die in den vergangenen drei Jahren in einem Arbeitsverhältnis beschäftigt waren, darunter auch Auszubildende, Praktikanten und Selbständige. Dazu wurden Interviews mit Betroffenen geführt sowie Rechtsfälle ausgewertet.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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