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"Panorama": Behördenversagen bei Asbest-Kontrollen - der lebensgefährliche Stoff wird weiterhin unkontrolliert freigesetzt

Archivmeldung vom 25.06.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.06.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die staatlichen Asbestkontrollen auf Baustellen sind zunehmend mangelhaft. Das kritisiert die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) gegenüber dem ARD-Magazin "Panorama" (Sendung: Donnerstag, 25. Juni, 21.45 Uhr, Das Erste).

"Die Bundesländer ziehen sich aus der Verantwortung des Arbeitsschutzes zurück. Das ist wirklich skandalös. Denn es hat etwas mit Menschenleben zu tun. Asbest ist eine tödliche Gefahr", so der Asbest-Experte der IG BAU, Gerhard Citrich. In den vergangenen Jahren sind nach Angaben der IG BAU bei den Ämtern für Arbeitsschutz bundesweit rund 400 Stellen gestrichen worden. Es fehle das Personal für verdachtsunabhängige Kontrollen. Die Leidtragenden seien die Arbeiter, weil die Unternehmen die Sicherheitsvorschriften oft nicht einhielten.

Das niedersächsische Sozialministerium bestätigte gegenüber "Panorama", dass Kontrollen oft nur aufgrund von Anzeigen erfolgen. "Wenn wir keine Mängelanzeige haben, können wir dem auch nicht nachgehen", so Pressesprecher Thomas Spieker. "Die derzeitigen Kontroll- Mechanismen reichen aus", so Spieker weiter.

Nach Recherchen von "Panorama" wird bei Renovierungen und Sanierungen immer noch sehr häufig das lebensgefährliche Asbest freigesetzt. Dies ergibt sich aus Proben, die "Panorama" an Baustellen und bei Eigenheimrenovierungen in Norddeutschland genommen und zur Analyse in ein Fachlabor gegeben hat. Die "Panorama"-Reporter fanden zum Beispiel Asbest in einem Kleber, mit dem alte Badezimmerkacheln befestigt waren. Auch bei dem Einbau von Lüftungsschlitzen in einer Hamburger Schulturnhalle wurde offenbar Asbest freigesetzt. In allen Fällen war der gefährliche Stoff nicht vorschriftsgemäß ausgebaut worden. Der zuständige Hamburger Gesundheitssenator räumte auf Anfrage von "Panorama" ein, dass es keine verdachtsunabhängigen Kontrollen gebe. Er bestreitet jedoch den Abbau von "personellen Ressourcen für Baustellenkontrollen bei Arbeiten mit Asbest".

Eine Erhebung von "Stiftung Warentest" bestätigt, dass die Gefahr durch Asbest immer noch aktuell ist. "Das Problem ist in den vergangenen Jahren nicht kleiner geworden", so Annegret Jende von dem unabhängigen Institut. Die "Stiftung Warentest" untersucht jährlich hunderte Proben, die von Verbrauchern eingeschickt werden. Jede zweite Probe enthalte Asbest, so die Verbraucherschützerin. "Asbest befindet sich immer noch überall, vor allem in alten Häusern, weil es an vielen Stellen eingesetzt worden ist - vom Fliesenkleber bis hin zu Dachplatten."

Ein fehlendes Problembewusstsein für die Asbest-Gefahr kritisiert auch die Krebsspezialistin Prof. Andrea Tannapfel vom Institut für Pathologie in Bochum. "Asbest ist eine sehr gefährliche Faser, und da reicht ein tiefer Atemzug, dass Sie der Gefahr ausgesetzt sind, einen Rippenfelltumor zu bekommen. Diese Krebsart führt in nahezu 100 Prozent der Fälle zum Tod." Es werde einfach zu wenig informiert, so Tannapfel. "Wenn wir uns jetzt nicht schützen, dann wird es so kommen, dass es eine nächste Welle von Tumorerkrankungen gibt."

Die Herstellung und Verwendung von Asbest ist seit 1993 in Deutschland verboten. Jährlich sterben rund 1400 Menschen an durch Asbest ausgelösten Rippenfell- oder Lungenkrebs.

Quelle: NDR Norddeutscher Rundfunk

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