Studie: 2026 droht Nullrunde beim Bürgergeld

Bild: Screenshot Internetseite: "https://www.hartziv.org/news/20230831-buergergeld-wird-auf-563-euro-steigen/" / Eigenes Werk
2026 wird der Regelsatz im Bürgergeld aller Voraussicht nach zum zweiten Mal in Folge nicht erhöht. Das ist das Ergebnis einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), über die die "Welt am Sonntag" berichtet.
Zuvor sei der Regelsatz in Anbetracht hoher Inflation zu stark angehoben
wurde, sagte die Studienautorin Stefanie Seele der Wochenzeitung. "Die
Reform des Anpassungsmechanismus im Bürgergeld-Gesetz von 2023 zielte
auf Inflationsschutz für Transferempfänger, denen oft finanzielle Puffer
fehlen. Diese Methode koppelt die Regelsatzanpassung gleich zweifach an
die Preisentwicklung aus dem Vorjahr, was kurzfristige Preisschübe nur
verzögert abbildet und auch keine Inflationserwartungen berücksichtigt",
erläuterte Seele.
Für das Jahr 2023 sei die Preisentwicklung
deshalb unterschätzt worden. "2024 hingegen führte der Mechanismus zu
einem überproportionalen Anstieg im Vergleich zur sich verlangsamenden
Preisentwicklung", sagte Seele. Dass die Höhe des Bürgergeldes aktuell
theoretisch zu hoch ist, bestätige auch eine Berechnung des Instituts
für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) aus dem letzten Jahr.
"Eine
weitere Nullrunde oder sogar Kürzungen des viel zu niedrigen
Regelsatzes gehen völlig an der Realität der Menschen im Bürgergeld
vorbei", kritisierte Timon Dzienus (Grüne), Obmann im Ausschuss für
Arbeit und Soziales. "Der Regelsatz ist kein politischer Spielball,
sondern legt fest, welche Grundbedürfnisse allen Menschen zustehen
sollten", sagte Dagmar Schmidt, stellvertretende Vorsitzende der
SPD-Bundestagsfraktion. Man werde nun die offiziellen Berechnungen und
Auswirkungen möglicher Anpassungen abwarten.
"Eine weitere
Nullrunde ist nicht hinnehmbar", sagte Verena Bentele, Vorsitzende des
Sozialverbandes VdK. Der Regelsatz ist grundsätzlich zu gering bemessen.
Seele hingegen sagte, dass die neue Berechnung verhindere, dass die
Höhe des Bürgergeldes jedes Jahr auf Neue zum Zankapfel werde. Der
Fortschreibungsmechanismus müsse künftig neu geregelt werden, um die
Reaktionszeit auf die Preisentwicklung zu verkürzen, lautet der
Vorschlag des IW.
"Zum Beispiel könnte der Durchschnitt von
Prognosen des Verbraucherpreisindex für das nachfolgende Jahr verwendet
werden, sobald die Inflationsrate mit mehr als drei Prozent deutlich
über der Zielmarke der Europäischen Zentralbank liegt", sagte Seele. So
würde die Anpassung zeitnah auf aktuelle Preisentwicklungen reagieren
und in kleineren Schritten erfolgen, dafür jedoch regelmäßig. "Eine
übermäßige Anpassung wie 2024 mit darauffolgenden Nullrunden würde
vermieden", sagte die Forscherin.
Quelle: dts Nachrichtenagentur