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Erik Zabel gesteht noch viel mehr Doping

Archivmeldung vom 29.07.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.07.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Erik Zabel beim Prolog der Tour de France 2006
Erik Zabel beim Prolog der Tour de France 2006

Foto: Wladyslaw
Lizenz: CC-BY-SA-2.0-de
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Erik Zabel hat eingeräumt, in seiner Karriere als Radprofi umfangreich gedopt zu haben. "Ich hatte nie einen strukturierten Dopingplan, nie dafür irgendwelche Experten um mich rum und habe mich deshalb auch nie als Superdoper angesehen. Ich hatte nur Empfehlungen. Aber wenn man das jetzt so zusammennimmt - Epo, Cortison, dann sogar Blutdoping -, ist es doch eine ganze Menge", sagt der sechsmalige Gewinner des Grünen Trikots bei der Tour de France der "Süddeutschen Zeitung" in einem ausführlichen Interview.

Nach eigenen Angaben hat Zabel sich 1996 bewusst entschlossen, mit dem Dopen zu beginnen. "Ich habe als junger Fahrer nicht groß darüber nachgedacht, dass das ein großer Schritt ist. Aber klar ist auch: Ich wusste ganz genau: Das ist nicht erlaubt, und es hat mich auch niemand gezwungen, Epo zu nehmen. Das war meine Entscheidung."

Zabel gibt an, zunächst das Blutdoping-Mittel Erythropoietin, kurz Epo, benutzt zu haben. Als die Nachweismethoden besser wurden, sei er wie etliche andere Fahrer umgeschwenkt - auf Eigenbluttransfusionen. "2003 habe ich vor der Tour de France eine Re-Infusion bekommen", bekennt Zabel, der im Jahr 2007 behauptet hatte, lediglich einmal in seiner Karriere, im Sommer 1996, kurz mit Epo experimentiert zu haben. Das sei falsch gewesen. "Ich habe viel länger gedopt, viele Jahre", so Zabel.

Seine Lüge 2007 bereut Zabel inzwischen. Als Grund gibt er an: "Vor allem wollte ich mein Leben behalten, mein Traumleben als Radprofi. Das hat man ja so geliebt, diesen Sport, die Reisen. Dieser Egoismus, der war einfach stärker."

Sein größter Fehler bei dem Schein-Bekenntnis sei die Behauptung gewesen, seinem Sohn Rick zuliebe wolle er aufrichtig sein. "Dass das eine Riesendummheit war, wusste ich schon auf der Heimfahrt", so Zabel, "ich fordere ja Sachen von ihm ab, an die ich mich bis jetzt selbst nicht gehalten habe. Wie mich die Leute jetzt vernichten oder auch nicht, das kann ich nicht beeinflussen. Aber Rick hat mit 19 gerade seinen ersten Profivertrag unterschrieben, er startet gerade seine Karriere." Ihm und der ganzen Generation junger Radprofis will Zabel mit seinem Schritt an die Öffentlichkeit helfen: "Denn ich bin wirklich überzeugt, dass der heutige Radsport nicht mehr mit der dunklen Ära meiner Zeit zu vergleichen ist."

Ein wesentlicher Anstoß für Zabels Bekenntnis war ein Bericht des französischen Senats in der vergangenen Woche, der die Ergebnisse von Nachtests der Tour de France 1998 veröffentlicht und Zabel als Epo-Betrüger entlarvt hatte. Zabel ist sich bewusst, dass seine Offenheit spät kommt. "Den Moment, mir von einer Offenbarung oder einer aufrichtigen Entschuldigung etwas erhoffen zu dürfen, den habe ich leider verpasst", sagt er. Er wünsche sich selbst jetzt einfach nur noch, "dass ich meine innere Ruhe wiederfinde - dass ich wieder in den Spiegel schauen kann".

Radprofi Kittel fordert härtere Strafen für Doper

Radprofi Marcel Kittel (25) fordert härtere Strafen für Doper. "Wer sich Eigenblut reinjagt oder sich eine Epo-Spritze setzt oder Wachstumshormone schluckt, sollte lebenslang gesperrt werden. Denn das tut man nicht mal aus Versehen", sagte der vierfache Etappensieger der Tour de France der "Welt".

Zugleich spricht sich der Profi vom Rennstall Argos-Shimano vehement für ein Anti-Doping-Gesetz in Deutschland aus, "um gedopte Sportler auch strafrechtlich verfolgen zu können". Kittel sieht sich als Fahrer der neuen Generation, die konkrete Ideen haben, wie sie die Zukunft des Radsports gestalten wollen und das auch mit klaren Worten einfordern. "Das ist ein wesentlicher Unterschied zu den Fahrern, die früher am Start waren. Ich will dafür kämpfen, dass der Radsport wieder an Glaubwürdigkeit gewinnt."

Kittel glaubt auch, dass es das systematische Doping in den Teams nicht mehr gibt, sondern wenn, dann nur noch individuell gedopt wird. Er selbst sei noch nie in der Versuchung gewesen, unerlaubte Subtanzen zu nehmen. "Über mich", versichert Kittel, "wird es auch nie etwas über Doping geben. Ich bin stolz auf das, was ich erreicht habe. Ich weiß, dass ich jeden Morgen aufstehen, in den Spiegel schauen und mir sagen kann, dass ich die Erfolge sauber geschafft habe. Ich würde es auch nicht übers Herz bringen, meine Eltern, Freunde oder Fans zu enttäuschen. Wenn andere Menschen immer noch denken, ich arbeite nicht sauber, dann ist es für mich zusätzlicher Ansporn, sie vom Gegenteil zu überzeugen."

Wie dopingverseucht der heutige Radsport noch ist, vermag Kittel nicht zu sagen. "Ich kann nicht in jeden Fahrer hineinschauen. Ich kann nur für mich und die Leute sprechen, die mit mir im Team fahren", sagte er. "Unsere Philosophie ist eindeutig: Wir wollen den Radsport sauber machen. Ich denke, viele andere Teams haben auch begriffen, dass das der einzig richtige Weg ist. Dass es sicher immer noch Fahrer gibt, die eine Abkürzung nehmen, ist auch klar. Deswegen ist es ganz, ganz wichtig, die Kontrollen weiter zu verschärfen und konsequent durchzugreifen."

Für die Zukunft wünscht sich der Thüringer, dass der Radsport sich so weiterentwickelt, wie er es jetzt tut. Wobei ihm klar sei, "dass der Radsport nie frei von Doping sein wird. Das wird immer Wunschdenken bleiben. Die Welt wird leider auch nie frei von Kriminalität sein. Es wird immer Betrug geben. Trotzdem darf man nie aufhören, die Betrüger zu finden und hart zu bestrafen. Alles andere wäre eine Kapitulation und die darf es niemals geben."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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