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Ski-Star Felix Neureuther: "Ich werde diesen Sport immer lieben"

Archivmeldung vom 24.11.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.11.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Felix Neureuther Bild: DSV
Felix Neureuther Bild: DSV

Felix Neureuther und Roman Frost, jüngst als 50.000ster Athlet in das "Top-Team Future" der Deutschen Sporthilfe aufgenommen, stehen für Gegenwart und Zukunft des deutschen Ski alpin-Sports. Für Neureuther, der zu Beginn seiner Karriere die Aufnahme in die Sporthilfe-Förderung "wie einen Ritterschlag" empfand, war es schon immer der größte Traum, Skirennfahrer zu werden. "Ich werde diesen Sport immer lieben", verrät der 33-Jährige, im Sporthilfe-Interview, und will deshalb noch nicht ans Aufhören denken.

Gleichzeitig hat er jedoch als frischgebackener Vater inzwischen neue Prioritäten: Keinesfalls möchte er die Momente verpassen, wenn seine Tochter anfängt zu krabbeln oder zu laufen. "Das ist mir wichtiger als jede sportliche Herausforderung." Während für Neureuther, der mit dem Weltcup-Sieg im finnischen Levi in die Saison startete und an diesem Wochenende in Lake Louise/Kanada an den Start geht, das sportliche Saisonhighlight die Olympischen Spiele wären, ist es für den 17-jährigen Roman Frost die Junioren-WM im kommenden Frühjahr in Davos: "Mein Fernziel ist irgendwann einmal die Teilnahme an den Olympischen Spielen, so wie Felix es jetzt zum vierten Mal erleben darf. Das ist für jeden Sportler das Größte."

Das Interview in voller Länge:

Felix, im Alter von 16 Jahren wurdest Du einst in die Sporthilfe-Förderung aufgenommen. Was hat das damals für Dich bedeutet?

Felix Neureuther: Ich kann mich gut daran erinnern. Ich bekam vom Deutschen Skiverband die Mitteilung, dass ich ab jetzt von der Sporthilfe gefördert würde. Das war für mich damals wie ein Ritterschlag. Von meinen Eltern wusste ich bereits viel über die Bedeutung der Sporthilfe für uns Nachwuchssportler, von daher war das für mich eine große Ehre. Allerdings stellten sich später meine Befürchtungen ein, dass das gesamte Fördergeld in Nachhilfestunden investiert werden musste, weil ich so ein schlechter Schüler war. Vielleicht hätte ich ohne die Sporthilfe nie das Abi geschafft.

Du, Roman, bist in der 50-jährigen Geschichte der Sporthilfe nun der 50.000ste geförderte Athlet. Eine besondere Ehre?

Roman Frost: Ähnlich wie bei Felix, war schon die Tatsache, dass ich überhaupt in die Förderung aufgenommen wurde, eine Riesenehre für mich. Der DSV hatte mich für das Top-Team Future vorgeschlagen. Diese Anerkennung durch Trainer und Verantwortliche tut dem Ego unheimlich gut. Außerdem ist die damit verbundene finanzielle Unterstützung von monatlich 300 Euro essentiell für mich. Schließlich ist meine Sportart sehr teuer.

Geboren und aufgewachsen bist Du in Münster. Wie kommt ein waschechter Westfale zum Skisport?

Frost: Meine Eltern waren beide Skilehrer, sodass meine Schwester und ich in Herbst- und Winterferien schon immer viel in Skiurlaub waren. Im Alter von 6 Jahren sind wir dann die ersten Kinderrennen in Skihallen und im Mittelgebirge Westdeutschlands gefahren und haben dabei ganz gut abgeschnitten. Um uns mit stärkerer Konkurrenz messen zu können, sind wir danach zeitweise jedes Wochenende acht Stunden nach Bayern gependelt. Als wir auch hier Siege einfuhren und Meisterschaften gewannen, wurde uns klar, dass wir umziehen müssen, wenn wir Skirennsport professionell betreiben wollen.

Bei Dir, Felix, war der Weg in den Skisport angesichts Deiner Eltern quasi vorgezeichnet. Hast Du dennoch mal überlegt, einen ganz anderen Karriereweg einzuschlagen?

Neureuther: Von frühester Kindheit an war es mein Traum, Skirennfahrer zu werden. Alle Versuche meiner Eltern, mich in ein Studium oder eine Ausbildung zu bringen, scheiterten an dieser Leidenschaft. Die spüre ich noch heute mit 33 Jahren und deshalb schaue ich mit Spannung und Freude nach vorne auf die neue Rennsaison. Als Jungvater habe ich natürlich eine neue Verantwortung, und die Werte und Wichtigkeiten haben sich verschoben. Trotz dieser neuen Prioritäten oder auch kommender Lebensveränderungen werde ich diesen Sport aber immer lieben.

Eine Leidenschaft, die man als Leistungssportler fraglos braucht. Roman, Du bist du für den Traum vom Skifahren gemeinsam mit Deiner Schwester Lara, die bis vor kurzem Ski-Freestylerin war, auf eine Eliteschule des Sports ins 800 km entfernte Berchtesgaden gewechselt. Ein schwieriger Schritt?

Frost: Ich war damals 10 Jahre alt und kam gerade aus der Grundschule. Da ändert sich ohnehin alles, sodass ich in der 5. Klasse schnell einen neuen Freundeskreis aufgebaut hatte. Für meine 14-jährige Schwester war es da schon etwas schwieriger. Wir wollten damals das "Projekt Skirennsport" zunächst für ein Jahr ausprobieren, deshalb ist anfangs auch nur meine Mutter mit nach Bayern gezogen. Es lief dann aber so gut bei mir, dass wir im Familienrat entschieden haben, für ein weiteres Jahr zu verlängern. Inzwischen sind sieben Jahre daraus geworden und wir fühlen uns in Berchtesgaden pudelwohl. Sogar einen leicht bayrischen Akzent habe ich mir mittlerweile angewöhnt.

Umziehen musstest Du, Felix, zwar nicht, die Doppelbelastung Schule und Skisport aber ebenfalls meistern. Wie hast Du es in Deiner Jugend geschafft, beides zu kombinieren?

Neureuther: Zusammen mit dem Olympiastützpunkt Garmisch-Partenkirchen und dank der grandiosen Unterstützung durch die Lehrerschaft des Werdenfels Gymnasiums wurde an unserer Schule ein Fördersystem entwickelt, das bis heute noch lebt und durch das Bayrische Kultusministerium auch finanziell unterstützt wird. Wir Skisportler bekamen damals einen sogenannten "Nachführunterricht" von den Lehrern an der eigenen Schule. Wir konnten im Winter unsere Rennen fahren und dem Unterricht fern bleiben. Der Schulstoff wurde dann in Anpassung an Training und Wettkampf an der Schule durch das eigene Lehrerkollegium nachgeholt. Neben dem Skigymnasium ist das für mich eine ideale Form, wie man Nachwuchssportler zu Hause individuell unterstützen kann, ohne sie unbedingt auf ein weit entferntes Skigymnasium zu schicken. Mein Dank geht in diesem Zusammenhang an den damaligen Stützpunktleiter, Heinz Mohr, der dieses Modell durch seinen einzigartigen Einsatz erst möglich gemacht hat.

Roman steht am Anfang seiner Karriere, Du bist seit vielen Jahren fest in der Weltspitze etabliert. Was habt Ihr Euch für Eure jeweilige Saison vorgenommen?

Neureuther: Wie schon gesagt, starte ich als Vater unter völlig neuen Voraussetzungen in die kommende Saison. Mit Miri (Miriam Gössner, d. Red.) habe ich Gott sei Dank eine wunderbare Mutter an meiner Seite, die als Leistungssportlerin Verständnis für mich hat und mich voll unterstützt. Ich möchte aber keinesfalls die Momente verpassen, wenn unsere Kleine anfängt zu krabbeln oder zu laufen beginnt. Das ist mir wichtiger als jede sportliche Herausforderung. Deswegen schaue ich, dass ich meine Termine absolut minimiere und so oft es geht zu Hause bin. Ansonsten zeigt mir die langjährige Erfahrung, dass es immer am besten ist, von Rennen zu Rennen zu schauen und sich den ständig ändernden Begebenheiten anzupassen.

Frost: Das Saisonhighlight ist für mich die Junioren-WM im Frühjahr in Davos. Dafür möchte ich mich als jüngster Athlet im deutschen C-Kader erst einmal qualifizieren, denn jedes Großereignis gibt mir wichtige Erfahrungswerte. Daneben will ich mir über die internationalen FIS-Rennen eine Top-Ten Weltranglistenposition in meinem Jahrgang erarbeiten. Mein Fernziel ist irgendwann einmal die Teilnahme an den Olympischen Spielen, so wie Felix es jetzt zum vierten Mal erleben darf. Das ist für jeden Sportler das Größte.

Ist Felix für Dich ein Vorbild?

Frost: Auf jeden Fall. Zumal ich mich perspektivisch selbst gerne in Richtung der technischen Disziplinen Slalom und Riesenslalom spezialisieren will. Felix ist seit vielen Jahren der deutsche Skifahrer überhaupt. Wenn man seine Karriere und seine Erfolge sieht, ist das schon beeindruckend und eine echte Motivation, das auch irgendwann mal zu erreichen.

Felix, ob Du nach Pyeongchang weitermachst, hast Du bisher offen gelassen. Wovon machst du diese Entscheidung abhängig?

Neureuther: Da ich meinen Sport so liebe, will ich nicht heute schon an ein Aufhören denken. Ich möchte meinen Kopf frei von solchen Gedanken haben. Je nachdem wie mein Körper mitmacht, kann ich mir gut vorstellen, noch eine weitere Saison dran zu hängen und bei der WM 2019 in Are in Schweden zu starten. Ich mag die dortigen Hänge sehr. Vielleicht fahre ich dann auch nur noch in einer Disziplin, dem Slalom, um den Aufwand und die Distanz zu Miri und dem Kind zu minimieren.

Felix Neureuther 26. März 1984 in München Größte Erfolge: 5 WM-Medaillen, 13 Weltcup-Siege + 30 weitere Podestplatzierungen Aufnahme in die Sporthilfe-Förderung: 2000

Roman Frost 6. November 1999 in Münster Größte Erfolge: Gesamtsieger DSV-Jugendcup 2016/17, Deutscher Jugend-Meister Super-G und Alpine Kombination Aufnahme in die Sporthilfe-Förderung: 2017

Quelle: Stiftung Deutsche Sporthilfe (ots)

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