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Der stille Champion

Archivmeldung vom 19.03.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.03.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Deutscher Skiverband
Bild: Deutscher Skiverband

„Freund? Klar kenne ich den, war doch der Seelenklempner, oder?“ So oder so ähnlich lauten die ebenso witzigen wie falschen Antworten, wenn man in einer Stadt nördlich von Chemnitz, Freiburg oder München Passanten auf den Namen des derzeit wohl erfolgreichsten Skispringers der Welt anspricht. Siegmund Freud ist im Vergleich mit seinem Fast-Namensvetter mit dem „n“ mehr im Nachnamen die Größe, auf der die Leute auf der Straße sofort abheben. Der Psychoanalytiker könnte die Fehlleistung sicher deuten, dem Skispringer ist sie einigermaßen egal.

Denn Severin Freund, Weltmeister auf der Großschanze in Falun, Titelträger mit dem Mixed-Team, Skiflugkönig, Mannschafts-Olympiasieger von Sotschi und gegenwärtig drauf und dran, die große Kristallkugel des Siegers im Gesamtweltcup zu ergattern, macht sich eigentlich nicht so viel aus der Meinung der breiten Öffentlichkeit. Vielmehr macht Freund „sein Ding“. Eine Position, die auch schon Sven Hannawald auszeichnete. Dabei hätte der 26-jährige Niederbayer allen Grund, den Star nicht nur zu spielen. Er ist inzwischen einer.

In Oslo gewann Deutschlands Vorzeigeadler beide Springen, auch im Vorjahr hatte er sich am Holmenkollen durchgesetzt. Dreimal dort zu gewinnen blieb selbst einem Helmut Recknagel verwehrt, der 1957 als erster Nicht-Norweger am Hausberg von Norwegens Hauptstadt gesiegt hatte. Der Erfolg am Sonntag war Freunds 18. Einzeltriumph im Weltcup – mehr Erfolge haben nur noch die Legenden Weißflog (33 Siege) und Schmitt (28 Siege) auf der Uhr.

Der „Champion“ aber – mit 94 Punkten Vorsprung im Gesamtklassement nach Planica gereist – wehrte alle Glückwünsche ab. Die anderthalb Tage daheim wollte er nutzen, um die Akkus aufzuladen, dann in Planica angreifen. Gelingt das, winkt der Gesamtsieg – ein Ziel, das Freund schon vor Saisonbeginn genannt hatte, schön im Konjunktiv selbstverständlich, hatte Severin vor dem Weltcupauftakt im sächsischen Klingenthal zart angedeutet, dieser Erfolg sei ihm wichtiger als Weltmeistertitel und andere Ehren, weil der Gesamtsieg in einer Saison eben in seinen Augen als Ausweis stabiler Klasse durchginge.

Jetzt steht Freund kurz vor dem ganz großen Wurf; auch die Skiflugwertung führt er vor dem Finale in Slowenien an, liegt dort, wie das DSV-Team in der Nationenwertung, an der Spitze. Doch keine der drei Auszeichnungen ist vergeben. Und so bleibt Freund bescheiden. Der Wahl-Münchener, dem es gelingt, das Wohnen in der Großstadt mit dem Sport zu verbinden, zieht seinen Stiefel eben durch. Und schert sich nicht sonderlich um die Meinung der Masse. Wobei die eben noch so ihre Probleme hat, Freund auf der Straße zu erkennen. Im Gegensatz zu Lahm und Schweinsteiger, Vettel, Neureuther oder Diskus-Ass Robert Harting kann sich der König der Lüfte noch einigermaßen unbemerkt in der Öffentlichkeit bewegen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der Mann vom WSV DJK Rastbüchl derzeit als einziger DSV-Springer einen eigenen TV-Werbespot hat.

Vielleicht aber änderte der Gewinn des Gesamtweltcups diese Sache, denn spätestens dann wäre Severin Freund auch ein ganz heißer Kandidat bei der Wahl zum Sportler des Jahres. Bis dahin hat die neue Saison aber schon längst begonnen und „Sevi“, der stille Champion, könnte an der letzten Bastion feilen, die ihm in der inzwischen langen Reihe seiner Erfolge noch fehlt. Das Zauberwort liegt zwischen den Jahren, zwischen Oberstdorf und Bischofshofen und trägt den klangvollen Namen „Vierschanzentournee“.

Quelle: Viessmann Werke

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