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Manipulierte Radrennen: Sieger und Rennverlauf werden abgesprochen

Archivmeldung vom 23.09.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.09.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de

Nach Recherchen des NDR Magazins "Menschen und Schlagzeilen" sind offenbar Einladungsrennen im deutschen Radsport manipuliert worden. Fahrer und Funktionäre haben erstmals zugegeben, dass es beispielsweise beim "City Giro" in Rellingen 2009 vor dem Start Absprachen über den Rennverlauf und den Sieger gegeben hat.

Für die Radsportfans in Norddeutschland ist er ein Höhepunkt: der "City Giro" im schleswig-holsteinischen Rellingen. Ein sportlicher Wettkampf, bei dem sich Amateursportler mit namhaften Rad-Profis messen können. Am Sonntag, 26. September, findet die Veranstaltung zum dritten Mal statt. Nach Recherchen von "Menschen und Schlagzeilen" waren Rennverlauf, Zieleinkunft und der Sieg von Top-Profi Grischa Niermann im vergangenen Jahr abgesprochen. Das bestätigen zwei Teilnehmer des Rennens. Vor dem Start habe es seitens des Veranstalters eine klare Order gegeben, wer am Ende vorne sein darf - nämlich die Profis, die hohe Antrittsprämien kassieren: "Nicht zu schnell fahren und die letzten zehn bis 15 Runden fährt eine Gruppe weg mit allen Top-Leuten", so die beiden Fahrer, die ihren Namen nicht öffentlich nennen wollen. In den Teambesprechungen vorher habe es klare Ansagen über den Rennverlauf gegeben. Die ersten elf Plätze seien abgesprochen worden, man habe nicht frei fahren können. Während des Rennens passen die Fahrer auf, dass alle sich an die Absprache halten. "Das ärgert einen schon. Das war kein richtiges Rennen. Und die Zuschauer sind die Betrogenen, weil sie nur eine abgesprochene Show sehen", so die Fahrer weiter. Der Veranstalter mache dies, um den Zuschauern ein spannendes Rennen bieten zu können und die Sponsoren zufrieden zu stellen. Die Amateure würden damit allerdings um die Chance gebracht, um den Sieg mitzufahren.

Auf Nachfrage von "Menschen und Schlagzeilen" gab der Präsident des Radsportverbands Schleswig-Holstein, Bernd Schmidt, zu, von der Manipulation in Rellingen gewusst zu haben: "Die Amateur-Fahrer haben sich einen sportlichen Wettbewerb mit den Profis gewünscht. Der hat an diesem Tag leider nicht stattgefunden." Verantwortlich für die Genehmigung des Rennens sei allerdings der Bund Deutscher Radfahrer (BDR). Dort spricht man von einem "bedauerlichen Einzelfall", der eigentlich nicht hätte passieren dürfen.

Dennoch: Aus internen E-Mails zwischen dem Radsportverband Schleswig-Holstein und Funktionären des BDR, die dem NDR vorliegen, bestätigt der BDR, dass Profi-Rennen verschoben werden. Die Absprachen bezeugt auch der ehemalige Manager des früheren Profi-Teams "Gerolsteiner", Hans-Michael Holczer: "Bei vielen Rennen ist es so üblich, dass man eine gewisse Reihenfolge für den Schluss festlegt." Es handele sich dabei seiner Meinung nach aber nicht um eine "schwerwiegende Manipulation", sondern um einen "Selbsterhaltungsmechanismus, der für solche Rennen notwendig ist." Man brauche spannende Rennen, damit Zuschauer kommen, damit Sponsoren gewonnen werden können, damit man Spitzenfahrer engagieren könne. Damit solle man dann aber auch offen umgehen: "Der eigentliche Fehler in der ganzen Sache ist nur die Bezeichnung des Rennens. Man sollte es als eine Art Promotionrace bezeichnen, so wie es beispielsweise in Belgien gemacht wird." Hans-Michael Holczer fordert, die Veranstaltungen nicht weiter als großen Wettkampf darzustellen, sondern von Show-Rennen zu sprechen - für die Zuschauer sei dies genauso attraktiv.

Quelle: "Menschen und Schlagzeilen" (Mittwoch, 22. September, 21.00 Uhr, NDR Fernsehen)

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