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Bundestagsabgeordnete fordern Boykott der Fußball-WM in Katar

Archivmeldung vom 03.09.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.09.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Fußball-Weltmeisterschaft 2022: Logo der Bewerbung Katars
Fußball-Weltmeisterschaft 2022: Logo der Bewerbung Katars

Zweieinhalb Monate vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar werden Boykott-Aufrufe für das Turnier laut. "Der Mannschaft wünsche ich natürlich allen Erfolg, aber die Politik sollte diese WM boykottieren", sagte Michael Brand (CDU), menschenrechtspolitischer Sprecher der Unionsfraktion, der "Welt am Sonntag".

Der DFB solle an der Entschädigung von Arbeitern mitwirken, die auf den WM-Baustellen zu Schaden gekommen seien, so Brand weiter. Wolfgang Stefinger (CSU), Obmann des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, pflichtete Brand bei. Die Situation der Gastarbeiter sei "verheerend", sagte er der Zeitung. Einem politischen Boykott könne er "viel abgewinnen", aber einen Boykott durch die Nationalelf lehnte er ab. Auch Martin Diedenhofen (SPD) forderte einen Boykott, das stehe "außer Frage". Die Turnier-Vergabe an Katar sei angesichts der desolaten Menschenrechtslage "nicht nachvollziehbar".

Boris Mijatovic (Grüne), Sprecher für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, teilte der "Welt am Sonntag" mit, er habe "sehr viel Verständnis für immer mehr Fans", die die Katar-WM boykottieren würden. "Großes Verständnis" für WM-Boykottaufrufe äußerte auch André Hahn (Linke). Beide schlossen sich den Boykott-Aufrufen aber nicht an. "Ich bin für Dialog statt Boykott", so Hahn. Und Mijatovic zufolge würde ein Boykott das "Erreichte in Katar und der Region" in Frage stellen.

Die sportpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion Sabine Poschmann (SPD) nannte die Umsetzung der Arbeitsmarkt-Reformen in Katar "unbefriedigend". Der Widerstand gegen den Reformprozess in der katarischen Wirtschaft sei nach wie vor groß, so die Sozialdemokratin. Luise Amtsberg (Grüne), Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechte und humanitäre Hilfe im Auswärtigen Amt, nannte die Niederschlagung von Arbeiterstreiks in Katar "besorgniserregend". Sie kündigte an, Ende Oktober nach Katar zu reisen: "Die menschenrechtlichen Entwicklungen und Defizite werden das vorherrschende Thema sein."

Philipp Krämer (Grüne), stellvertretender Vorsitzender des Sportausschusses, forderte die Aufarbeitung von Menschenrechtsverletzungen in Katar. Konkret plädierte er dafür, einen Hilfsfonds für verletzte oder verstorbene Gastarbeiter einzurichten. Für Jörn König, sportpolitischer Sprecher der AfD-Fraktion, ist neben der Menschenrechtssituation in Katar auch der Termin im November "sportlich fragwürdig". Renata Alt (FDP), Vorsitzende des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, fordert von Deutschland mehr Engagement in Sachen Menschenrechte. "Deutschland muss sich kontinuierlich für eine Verbesserung der Menschenrechtslage in Katar einsetzen", sagte sie der "Welt am Sonntag".

Kritik an WM-Ausrichter Katar kommt auch von Philipp Hartewig (FDP), der die WM-Vergabe einen "Fehler" nennt. Man dürfe die Diskussion rund um die WM nicht wenige Jahre zuvor beginnen, so der Obmann des Bundestags-Sportausschusses. Gemäßigter äußerte sich Peter Heidt, menschenrechtspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion. Er habe sich im Rahmen einer Katar-Reise im Juni dieses Jahres durch Gespräche mit der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (ILO) selbst davon überzeugen können, dass Katar in den vergangenen Jahren Fortschritte gemacht habe. Einen diplomatischen Boykott lehne er ab.

Das Mitglied des Sportausschusses Johannes Steiniger (CDU) nannte Katar ein "Krebsgeschwür des Fußballs". Die Menschenrechtslage in Katar sei "sehr bedenklich", so der Bundestagsabgeordnete. Gleichzeitig kritisierte er die Diskussion um die Katar-WM als "scheinheilig", denn: "Selbst wollen wir Sportgroßveranstaltungen nicht ausrichten, beschweren uns dann aber, wenn sich nur noch Diktaturen um Olympia und Co. bewerben", sagte er der "Welt am Sonntag".

Ex-Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) sagte dem Blatt: Wenn in Deutschland sportliche Großereignisse immer wieder durch Proteste verhindert würden, dann fänden sie in Autokratien statt. Boykottforderungen seien "heuchlerische Manöver".

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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