Greenpeace: Kandidatenbefragung entlarvt geplante Atom- und Gentechnikpolitik
Archivmeldung vom 09.09.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Kanzlerkandidatin der Union Angela Merkel und FDP-Chef Guido Westerwelle stehen über den geplanten Richtungswechsel in der Atom- und Gentechnik im Widerspruch zu den örtlichen Bundestagskandidaten. Dies bestätigt eine aktuelle Befragung von rund 600 Kandidaten und ein geheimer Gesetzentwurf der CDU/CSU zur Gentechnik. Auch in der Atompolitik wird geschummelt: Ginge es nach den Bundestagskandidaten der FDP, sollten in Deutschland wieder neue Atomkraftwerke gebaut werden.
Die Ergebnisse
der Kandidatenbefragung durch über 2000 Internet-Aktivisten des
Greenpeace-EinkaufsNetzes stellt die Umweltorganisation heute vor.
"Atomstrom und Genfood - auch darüber wird am 18. September
abgestimmt.
Beide Risikotechnologien sollen auf Teufel komm raus
durchgesetzt werden - auf Kosten von Umwelt und Gesundheit", sagt
Henning Strodthoff, Greenpeace-Gentechnik-Experte. Bei der Befragung
haben sich die CDU- und die FDP-Kandidaten nur zu fünf Prozent gegen
den Anbau von genveränderten Pflanzen ausgesprochen, nur zehn bis 15
Prozent lehnen gentechnisch veränderte Lebensmittel ab. Im
Bundesdurchschnitt wollen 70 Prozent der Verbraucher keine
Gentechnik in Lebensmitteln. Eigentlich spricht Kanzlerkandidatin
Merkel davon, dass die Wahlfreiheit der Verbraucher bei Gentechnik
in Lebensmitteln erhalten bleiben solle. "In Wahrheit sollen
Verbraucher endlich den Widerstand gegen Genfood aufgeben", sagt
Henning Strodthoff. Das belegt ein Greenpeace vorliegendes internes
CDU-Papier. Demnach soll der Gen-Anbau mit staatlichen Subventionen
gefördert werden. Gleichzeitig sollen Haftungs- und Anbauregeln so
verändert werden, dass die gentechnikfreie Landwirtschaft faktisch
aufgegeben wird. Laut Geheimdokument könnten sogar experimentelle
Gen-Pflanzen zukünftig als Verunreinigung zugelassen sein. "Diese
Forderung verstößt gegen europäisches Recht und entlarvt, wie wenig
die CDU/CSU von der Gentechnik versteht, denn ungeprüfte Gen-Pflanzen
stellen ein besonderes Sicherheitsrisiko dar", so Strodthoff.
Ein Drittel der befragten FDP-Kandidaten gaben an, sie seien für
den Bau von neuen Atomkraftwerken. Noch Mitte August hatte
FDP-Parteichef Guido Westerwelle behauptet: "Ich kenne niemanden, der
in Deutschland neue Atomkraftwerke bauen will." "Das Votum der
meisten FDP-Kandidaten für den Neubau von Atomkraftwerken zeigt, dass
Herr Westerwelle die Wähler täuscht", sagt Henning Strodthoff. Die
örtlichen Kandidaten der Union wichen einer klaren Aussage für oder
gegen den Neubau von Atomkraftwerken aus, während sich die Befragten
von SPD, Grünen und Linkspartei erwartungsgemäß dagegen aussprachen.
Überaschungen ergab die Kandidatenbefragung beim Ökostrom: Nicht
alle grünen Kandidaten handeln konsequent grün: Rund 35 Prozent der
grünen Aspiranten für den Bundestag gaben an, keinen Ökostrom für
ihren Privathaushalt zu beziehen.
Rund 600 Direktkandidaten haben auf die Fragen der 2000 Mitmacher
bereits geantwortet, alle Antworten können ab heute im Internet unter
www. einkaufsnetz.org eingesehen werden. Verbraucher können auch den
"Wahlkompass Umweltpolitik" von Greenpeace anfordern. Die Broschüre
zeigt, was prominente Spitzenpolitiker zu Umweltthemen geantwortet
haben.
Quelle: Pressemitteilung Greenpeace e. V.