Hubig spricht sich für neues Abtreibungsrecht aus

Foto: Sandro Halank, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0
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Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) hat skizziert, wie sie das Abtreibungsrecht neu regeln würde. "Es ist ausgesprochen wichtig, beides angemessen zu berücksichtigen, das Selbstbestimmungsrecht der Frau und den Schutz des ungeborenen Lebens", sagte Hubig der "Süddeutschen Zeitung". "Abtreibungen in den ersten drei Monaten sind nach heutiger Regelung rechtswidrig, aber straffrei."
Repräsentative Umfragen würden aber zeigen, dass sich eine breite
Mehrheit gegen die Rechtswidrigkeit von Schwangerschaftsabbrüchen in den
ersten drei Monaten ausspreche - unabhängig von Parteien und
Religionen. "Ich persönlich kann dem viel abgewinnen", sagte die
Justizministerin. "Eine vorausgehende Beratung sollte aber weiterhin
verpflichtend sein." Denn dahinter stecke "eine schwierige Entscheidung,
mit Auswirkungen auf das Leben der Frau, genauso wie auf das ungeborene
Kind".
Eine derartige Neuregelung würde nach Ansicht Hubigs auch
ein weiteres Problem entschärfen. Sie nannte es "bedenklich", wie
schwer es derzeit oft ist, Ärzte zu finden, die einen
Schwangerschaftsabbruch vornehmen. "Das liegt auch an der heute
geltenden Konstruktion 'straffrei, aber rechtswidrig'".
Hubig
äußerte sich auch zur Debatte um die Auslegung des Koalitionsvertrags.
In dem Vertrag heißt es zu Abtreibungen: "Wir erweitern dabei die
Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenversicherung über die
heutigen Regelungen hinaus." Die Rechtsprofessorin Frauke
Brosius-Gersdorf und andere Experten argumentieren, dass eine derartige
Kostenübernahme zwingend eine Änderung des Paragrafen 218 StGB
voraussetzt, gemäß dem Abtreibungen rechtswidrig sind. Die Koalition
habe sich also de facto auf eine Abschaffung des bisherigen
Abtreibungsrechts verständigt. Hintergrund ist ein Urteil des
Bundesverfassungsgerichts, das besagt, dass die Solidargemeinschaft
nicht zur Finanzierung rechtswidriger Eingriffe verpflichtet werden
darf.
Hubig widersprach jetzt dieser Einschätzung. Auf die Frage,
ob die Vorgabe aus dem Koalitionsvertrag auch ohne Änderung des
Strafgesetzbuchs realisiert werden könne, antworte die Ministerin: "Ich
glaube, dass sich da Mittel und Wege finden werden." Auch im
Gesundheitsministerium würden kluge Juristen sitzen, so die
SPD-Politikerin.
Quelle: dts Nachrichtenagentur