Bundesumweltministerin Lemke: Schwarz-Rot bei Klima- und Umweltschutz "frei von jeder Ambition"

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Die scheidende Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) sieht im schwarz-roten Koalitionsvertrag einen Rückschritt beim Thema Umweltschutz. "Die zukünftige Bundesregierung nimmt die Themen Sicherheit unserer Bevölkerung bei sauberem Wasser, sauberer Luft, intaktem Ökosystem leider bei Weitem nicht so ernst, wie es nötig wäre", sagte Lemke im Interview mit der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung.
"Ich sehe mit großer Sorge, dass die Große Koalition im Umwelt- und Klimaschutz ideenlos und frei von jeder Ambition ist." Zwar wolle die neue Bundesregierung einige Linien der Ampel-Regierung fortsetzen, es gebe aber "viele Leerstellen und Rückschritte", sagte die 57-Jährige. Union und SPD warf sie vor, klimaschädliche Subventionen auszuweiten und mit neuen Gaskraftwerken auf den Ausbau der fossilen Infrastruktur zu setzen.
Lemke warnte davor, die Bedeutung einer intakten Natur zu unterschätzen. "Wir dürfen Naturschutz nicht als Mopsfledermaus-Diskussion begreifen. Beim Naturschutz geht es nicht nur um seltene Tiere oder Pflanzen, sondern um die Sicherheit von uns Menschen", sagte Lemke. "Im Moment läuft der Diskurs oft in die falsche Richtung, da wird Naturschutz als lästige Bürokratie beschrieben, da werden Umweltinstitutionen beschimpft oder die neue Bundestagspräsidentin Julia Klöckner wirft den Kirchen ein zu politisches Handeln vor, weil sie sich um den Schutz von Menschen kümmern. Das nimmt völlig absurde Züge an."
Lemke wies darauf hin, dass Naturzerstörung auch Migrationsbewegungen auslösen könne. "Wenn ein relevanter Teil unseres Planeten in den nächsten Jahrzehnten, möglicherweise schon in Jahren für Menschen keine ausreichenden Lebensbedingungen mehr bietet, wenn Ackerbau dort nicht mehr möglich ist und Infrastruktur durch Hochwasser oder Hurrikans zerstört werden, liegt es ja auf der Hand, dass diese Menschen nach neuen Lebensmöglichkeiten für sich suchen", sagte die Grünen-Politikerin. "Wir müssen investieren, damit unser Planet bewohnbar bleibt."
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung (ots)