Rentenalter: Experten lehnen Bayaz-Vorstoß ab
Arbeitsmarktexperten und die Gewerkschaft IG Metall kritisieren den Vorschlag des baden-württembergischen Finanzministers Danyal Bayaz (Grüne) für ein späteres Renteneintrittsalter für Akademiker.
"Niemandem ist geholfen, wenn innerhalb des Rentensystems einzelne
Gruppen gegeneinander ausgespielt werden", sagte Hans-Jürgen Urban,
Sozialvorstand der IG Metall, den Zeitungen der "Mediengruppe Bayern"
(Donnerstagsausgaben). "Die Belastungen im Beruf hängen weniger vom
Bildungsgrad, sondern viel mehr von den konkreten Arbeitsbedingungen ab.
Stress und Arbeitshetze sorgen dafür, dass Burnout für alle zur
Volkskrankheit Nummer eins wird."
Kritisch äußerte sich auch
Sandra Zimmermann, Head of Scientific Dialogue beim
Wirtschaftsforschungsinstitut WifOR. "Ich finde Regelungen für einzelne
Personengruppen extrem schwierig und auch nicht zielführend, um das
Grundproblem zu lösen", sagte sie der "Mediengruppe Bayern". "Man müsste
an eine Rentenreform rangehen, um das Problem zu lösen."
Enzo
Weber, Leiter des Forschungsbereichs Prognosen und gesamtwirtschaftliche
Analysen beim Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung, plädierte
dafür, sich nicht mehr am Alter, sondern vielmehr an den individuellen
Bedürfnissen der Arbeitnehmer zu orientieren. "Wir sollten künftig keine
Pflöcke mehr an Altersgrenzen einschlagen. So könnte man es
ermöglichen, dass Arbeitsverträge nicht automatisch an der
Regelaltersgrenze enden, sondern nur, wenn das explizit gewünscht ist",
sagte Weber den Zeitungen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur