Peichl fordert Generalsanierung des Sozialstaats

Bild: Charles Krüger (www.charleskrueger.de) / Eigenes Werk
Der Ökonom Andreas Peichl fordert eine Generalsanierung des Sozialstaats. Die Wirkungen der vielen verschiedenen Hilfen und Vergünstigungen durch Sozialleistungen wie das Bürgergeld, die Sozialversicherungen und die Einkommensteuer funktionierten nicht, sagte Peichl der "Süddeutschen Zeitung".
"Das alles ist überhaupt nicht aufeinander abgestimmt. An einigen
Stellen hat es harte Brüche, die zu absurden Konstellationen führen: Es
kann passieren, dass jemand mehr arbeitet und verdient, aber netto kaum
mehr oder sogar weniger hat als vorher, weil ihm in den verschiedenen
Systemen Geld gestrichen wird."
Peichl ist Leiter des
Ifo-Zentrums für Makroökonomik und Befragungen und Professor für
Volkswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
"Das größte Problem am Sozialstaat: Es lohnt sich in vielen Fällen
nicht, mehr zu arbeiten", sagte Peichl. Er hat bereits mehrere Gutachten
zum Thema Sozialstaat erstellt, unter anderen für das
Bundesarbeitsministerium. Der Ökonom hat mehr als 60 mögliche Reformen
und deren voraussichtliche Wirkung durchgerechnet.
Der Plan von
Bundeskanzler Friedrich Merz, die Ausgaben für das Bürgergeld im
Bundeshaushalt von mehr als 50 Milliarden Euro deutlich zu reduzieren,
könnte ihm zufolge schwierig werden. "Wenn wir gesamtstaatlich
draufschauen, gibt es Möglichkeiten, das Bürgergeld so zu reformieren,
dass es sich selbst finanziert. Isoliert auf den Bundeshaushalt zu
schauen, ist allerdings problematisch", sagte Peichl der SZ. "Eine
sinnvolle Reform kann hier erst mal Geld kosten, weil wir etwa den
Transferbereich ausweiten. Im Gegenzug käme durch mehr Beschäftigung
aber auch mehr Geld bei den Sozialversicherungen herein."
Merz hatte vergangene Woche angekündigt, dass bereits im Herbst eine Reform des Bürgergelds durchgesetzt werden soll.
Quelle: dts Nachrichtenagentur