Kretschmer lehnt AfD-Verbotsverfahren ab
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) lehnt ein AfD-Verbotsverfahrens strikt ab. Allein die Diskussion über ein mögliches Verbot "nutzt der AfD und macht sie stärker", sagte Kretschmer dem "Handelsblatt" (Freitagausgabe). "Deswegen sollte man das nicht tun."
Der CDU-Politiker wies zudem darauf hin, dass der Umgang mit der Partei
in den vergangenen zehn Jahren "erkennbar nicht sonderlich erfolgreich"
gewesen sei. "Deswegen sollten wir aufhören, ihnen die Märtyrerrolle zu
ermöglichen." Kretschmer plädiert stattdessen für einen anderen Weg.
"Jeder
Einzelne sollte die Aufgaben in seinem Bereich lösen, so wie zum
Beispiel Alexander Dobrindt als Innenminister die Herausforderungen
richtigerweise konsequent angeht", sagte er mit Blick auf dessen
verschärfte Migrationspolitik. "Probleme aus der Welt zu schaffen, die
aus Sicht der Bevölkerung die drängendsten Sorgen sind, das entzieht den
Populisten den Nährboden", sagte Kretschmer.
Parteien, die "nach
ihren Zielen oder nach dem Verhalten ihrer Anhänger darauf ausgehen,
die freiheitliche demokratische Grundordnung zu beeinträchtigen oder zu
beseitigen oder den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu
gefährden", sind nach Artikel 21 des Grundgesetzes verfassungswidrig.
Die frühere Richterin am Bundesverfassungsgericht, Gabriele Britz, hatte
zuletzt erklärt, dass unter bestimmten Bedingungen ein Verbotsantrag
nötig ist. "Wenn wirklich sicher ist, dass die Voraussetzungen für ein
Verbot vorliegen, und wenn man außerdem es eine Weile auf politischem
Wege versucht hat und die Probleme nicht in den Griff bekommen hat - ich
denke, dann muss irgendwann der Antrag gestellt werden", sagte die
ehemalige Verfassungsrichterin dem Podcast "Ist das gerecht?" der
"Süddeutschen Zeitung". Die Freiheit der Bundesregierung, sich mit der
Stellung eines Verbotsantrags Zeit zu lassen oder sich auch ganz dagegen
zu entscheiden, habe "irgendwann eine Grenze". Das entsprechende
Ermessen sei nicht endlos, mahnte die Juristin.
Quelle: dts Nachrichtenagentur