Bundesjustizministerin kritisiert Umgang mit Brosius-Gersdorf
Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) hat den Umgang mit der Verfassungsgerichtskandidatin Frauke Brosius-Gersdorf scharf kritisiert. "Die Art und Weise, wie sie von manchen angegriffen worden ist, war ein unglaublicher Vorgang", sagte Hubig der "Süddeutschen Zeitung".
Brosius-Gersdorf sei "extremen persönlichen Anfeindungen ausgesetzt"
gewesen. "Durch solche Kampagnen vergraulen wir gute Bewerberinnen und
Bewerber, das können und dürfen wir uns nicht leisten."
Das
Verhalten der Union in dem Fall nannte Hubig "mehr als ärgerlich". Mit
Blick auf die große Koalition und das weitere Vorgehen sagte sie: "Es
ist wichtig, dass wir jetzt zügig Entscheidungen treffen, im Sinne aller
Beteiligten." Das Amt eines Richters am Bundesverfassungsgericht sei
eines der wichtigsten Ämter im Staat. "Mir ist wichtig, dass die
Kandidatinnen und Kandidaten - es geht insgesamt ja um drei - keinen
weiteren unverschuldeten Schaden nehmen." Wegen des Streits um Frauke
Brosius-Gersdorf war auch die Wahl von Ann-Katrin Kaufhold und Günter
Spinner von der Tagesordnung des Bundestags genommen worden.
Einer
der bekanntesten und härtesten Kritiker von Brosius-Gersdorf war der
Bamberger Erzbischof Herwig Gössl. Er hatte seine Kritik später aber mit
dem Hinweis, "falsch informiert" gewesen zu sein, zurückgenommen. Auf
den Erzbischof angesprochen sagte Hubig jetzt: "Unabhängig von einzelnen
Personen: Ohne nähere Sachprüfung mit harter Kritik in die
Öffentlichkeit zu gehen, und die Einschätzung erst hinterher zu
überprüfen und zu korrigieren - das finde ich unangemessen und
schädlich. Wir brauchen mehr Qualität und Sorgfalt in den Debatten. Wir
sollten miteinander sprechen und nicht nur übereinander. Und wir müssen
anders mit Kandidatinnen und Kandidaten umgehen. Auch, weil wir auf ihre
Bereitschaft und ihr Engagement angewiesen sind. Das gilt für
Kandidatinnen und Kandidaten für das Bundesverfassungsgericht genauso
wie für die vielen ehrenamtlichen Bewerberinnen und Bewerber für
kommunale Ämter."
Quelle: dts Nachrichtenagentur