Migrationsexperte gegen generelle Neuprüfung syrischer Schutztitel
Archivmeldung vom 09.12.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Konstanzer Asylrechtsexperte Daniel Thym plädiert für einen differenzierten Umgang mit syrischen Flüchtlingen in Deutschland, sollte sich die Lage in Syrien tatsächlich stabilisieren. "Rein rechtlich müsste jeder einzelne Schutztitel überprüft werden", sagte Thym der "Welt".
"Das Asylgesetz verlangt, dass der Schutztitel widerrufen wird, wenn die
Voraussetzungen für die Erteilung nicht mehr vorliegen." Praktisch
könne er sich aber nicht vorstellen, wie das funktionieren solle. "Es
steht zu befürchten, dass es zu einem Kollaps des ganzen Asylsystems und
der Verwaltungsgerichte käme, wenn Hunderttausende Syrer erneut das
Verfahren beim Bamf durchliefen und danach gegen die Entscheidungen
klagten."
Sinnvoller erscheine es ihm, "die Widerrufsprüfungen
auf bestimmte Gruppen zu beschränken". Die Syrer hätten sich in
Deutschland in unterschiedlichem Maße integriert, sagte Thym weiter.
Manche seien bereits deutsche Staatsbürger, andere hätten eine
unbefristete Niederlassungserlaubnis, weil sie ihren Lebensunterhalt
überwiegend selbst finanzieren könnten und einigermaßen Deutsch gelernt
hätten.
"Selbst wenn man ihnen den Schutztitel entzöge, könnte
man sie in der Regel nicht einfach abschieben. Es wären verschwendete
Ressourcen, hier umfassend die Schutztitel zu überprüfen", so der
Experte. "Andere Syrer sind weniger integriert und haben noch keinen
verfestigten Aufenthaltstitel. Auf diese Gruppe sollten sich die
Widerrufsprüfungen konzentrieren."
Quelle: dts Nachrichtenagentur