Nach Gerichtsentscheidung: Regierung zögert Visa für Afghanen hinaus
Auch nach einer Eilentscheidung des Berliner Verwaltungsgerichts können die 2.400 in Pakistan gestrandeten afghanischen Flüchtlinge nicht auf eine schnelle Visaerteilung Deutschlands hoffen.
Das Bundesinnenministerium befinde sich "in einer fortgesetzten Prüfung"
der Aufnahmeverfahren aus Afghanistan, antwortete Innenstaatssekretärin
Daniela Ludwig (CSU) am Mittwoch auf eine schriftliche Frage der
Grünen-Bundestagsabgeordneten Schahina Gambir. Das berichtet die
"Süddeutsche Zeitung" (Freitagausgabe).
Im Koalitionsvertrag
hatten Union und SPD beschlossen, freiwillige Aufnahmeprogramme wie
jenes für Afghanistan sollten nach Möglichkeit gestoppt werden. Es werde
weiter geprüft, wie dies "für die Aufnahmeverfahren aus Afghanistan
umgesetzt wird", heißt es in dem Papier weiter. Am Dienstag hatte das
Berliner Verwaltungsgericht jedoch entschieden, dass die Aufnahmezusagen
Deutschlands weiter gültig sind. Die Bundesregierung muss einer
afghanischen Familie nun Visa erteilen. Wie es in den anderen Fällen
weitergeht, ist offen.
Fraglich ist nach wie vor auch, ob und
wann Sicherheitsüberprüfungen für die Weiterreise der Geflüchteten
wieder aufgenommen werden. In einer weiteren Antwort von Anfang Juli
schreibt Innenstaatssekretär Christoph de Vries (CDU), "alle Einreisen
aus Afghanistan über Pakistan" seien "ausgesetzt". Ob wieder Mitarbeiter
der Sicherheitsbehörden für die für Visa nötigen Interviews entsandt
würden, hänge von der "derzeit stattfindenden Prüfung" zur Zukunft der
Programme ab. Die Grünen-Innenpolitikerin Gambir kritisiert die
Hängepartie für die wartenden Menschen hart. Jeder weitere Tag, den
gefährdete Menschen in Pakistan ausharren müssten, sei für die
Bundesregierung ein "Armutszeugnis", sagte sie der "Süddeutschen
Zeitung".
Quelle: dts Nachrichtenagentur