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Obstbaum-Gemetzel

Archivmeldung vom 19.03.2005

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.03.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Michael Dahlke

Energiekonzern Vattenfall terrrorisiert letzte Einwohner von Horno, um die Abbaggerung der Braunkohle zu beschleunigen

Der Obstbauer Werner Domain aus dem sorbischen Dorf Horno will einfach nicht sein Land verkaufen. Schon zu DDR-Zeiten hatte die Gemeinde angefangen, sich gegen ihre Enteignung und Zwangsumsiedlung zugunsten des Braunkohlenabbaus zu wehren. Nach der Wende unterstützte sie sogar SPD-Ministerpräsident Manfred Stolpe gegen das inzwischen privatisierte Braunkohlenkombinat, das bald der einzige »Arbeitgeber« in der Lausitz war. Dann schwenkte die SPD um – und verabschiedete ein »Horno-Gesetz«, das den Weg für die Bagger frei machte: Die Hornoer wurden nach Forst umgesiedelt - bis auf das alte Gärtnerehepaar Domain und ihr Mieter Michael Gromm, die weiterkämpften, obwohl inzwischen schon das ganze Dorf plattgemacht wurde und sogar auf Gromms kleinem Grundstück bereits die Ahornbäume gefällt wurden. Der Braunkohlekonzern Vattenfall bot den Domains zuletzt für ihren Hof und ihren zwei Morgen großen Obstgarten 450 000 Euro, aber sie blieben standhaft: »Wir wollen unseren Garten behalten, von dem wir leben. Auch mit noch soviel Geld können wir uns keinen neuen kaufen: die Obstbäume hat z.T. noch mein Großvater gepflanzt, und neugepflanzte brauchen zehn Jahre, bis sie wieder tragen. Das erleben wir doch gar nicht mehr – meine Frau und ich sind schon über sechzig«, so die immer wieder vor dem Landesbergamt vorgetragene Argumentation von Werner Domain.

Der Vattenfall-Anwalt Dammert verlor darüber seine Geduld: »Hören Sie auf mit Ihren Scherzen, sonst ziehen wir andere Saiten auf«, drohte er. Und es blieb nicht bei dieser Drohung: Im Juni 2004 wurden die Domains und Gromm enteignet. Sie erhoben dagegen Klage, was eine aufschiebende Wirkung hatte. Im Januar 2005 wurde diese jedoch dadurch ausgehebelt, daß das Bergamt einem Vattenfall-Antrag auf »einstweilige Besitzeinweisung« zustimmte. Sie soll Ende 2005 greifen. Sein Mieter Gromm erstattete daraufhin Anzeige wegen Betrugs gegen den schwedischen Energiekonzern: Das Unternehmen habe sich mit bewußt falschen Arbeitsplatzzahlen den Enteignungsbeschluß des Bergamts erschlichen, argumentierte er.

Nun waren wieder die Vattenfall-Manager dran: Am Freitag vergangener Woche ließen sie heimlich 32 Obstbäume im hinteren Teil des Gartens von Domain fällen. Die Kettensägenbrigade drang nur bis zum mittleren Teil des Gartens vor, ansonsten hätte jemand die Aktion von der Dorfstraße aus beobachten können. Die Täter hatten es eilig und gaben sich wenig Mühe: So sägten sie z.B. einen Birnbaum, der an einem Zaun stand, nicht unten am Stamm ab, sondern kappten einfach seine Krone. Wie zum Hohn ließ die von Vattenfall bestellte Truppe einen Pfirsichbaum der Domains mitten im Baumgemetzel stehen. Gleich am Montag erstatteten das Gärtnerehepaar, das vom Verkauf seines Obstes lebt, bei der Polizei Strafanzeige gegen Unbekannt.

Am Dienstag kam ein mit Planungsaufgaben in Horno beschäftigter Ingenieur bei den Domains vorbei, der ihnen erzählte, es handele sich bei den Tätern um eine von Vattenfall beauftragte Firma (die Rea GmbH aus Drebkau). Sie habe genaue Anweisungen bekommen, welche Bäume sie fällen sollte, außerhalb des Domainschen Obstgartens, daran habe sie sich jedoch dummerweise nicht gehalten. Da Werner Domain sich sicher ist, daß man es nur auf seine Obstbäume abgesehen hatte – um ihn zu entmutigen und endlich zum Wegziehen zu bewegen –, konnte der Ingenieur ihn nicht überzeugen. Am Mittwoch schickte Vattenfall deswegen auch noch einen Baggerfahrer bei ihm vorbei. Der behauptete, er sei leider daran schuld, daß die Bäume gefällt wurden, er hätte den Arbeitern genaue Anweisungen geben sollen – dies aber aus Versehen unterlassen. Nun sind Gromm und die Domains gespannt, was der schwedische Energiekonzern sich in der nächsten Zeit noch alles für Lügen und Schandtaten einfallen lassen wird.

Quelle: http://www.jungewelt.de/2005/03-19/017.php

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