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Schnitzel ist schlecht für die Umwelt

Archivmeldung vom 17.08.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.08.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Prof. Matthias Zessner Copyright TU Wien
Prof. Matthias Zessner Copyright TU Wien

Wer die Umwelt schonen möchte, sollte weniger Fleisch essen – das sagt eine Studie der Technischen Universität (TU) Wien. Erstmals wurden die ökologischen Vorteile umfassend untersucht, die eine ausgewogene Ernährung in Österreich bringen würde. Ein Umstieg auf Bio-Lebensmittel bringt vergleichsweise wenig.

Eigentlich wissen wir ja, wie ausgewogene Ernährung aussehen würde: Reichlich Getreide, Kartoffeln und Reis, dazu viel Gemüse, Fleisch dafür nur in geringerem Ausmaß. Trotzdem finden sich auf Österreichs Speisezetteln noch immer zu viele Fleisch- und Wurstprodukte. Professor Matthias Zessner (Institut für Wassergüte, Ressourcenmanagement und Abfallwirtschaft, TU Wien) hat nun gemeinsam mit einem interdisziplinären Forschungsteam untersucht, welche ökologischen Auswirkungen eine ausgewogenere Ernährung in Österreich haben würde. Das Ergebnis: Gesunde Ernährung schont die Umwelt, spart Ressourcen und Anbaufläche. Auf Bio-Nahrung umzusteigen hat hingegen deutlich geringere ökologische und gesundheitliche Auswirkungen. Will man sich und der Umwelt etwas Gutes tun, ist der Griff zu frischem Obst und Gemüse viel wichtiger als jener zum Bio-Fleisch.

Unser Essen braucht zu viel Fläche

Auch wenn Österreich ein grünes, fruchtbares Land ist, kann unsere Natur nicht beliebig viele Menschen mit Nahrung versorgen. 3600 Quadratmeter Landfläche werden derzeit pro Person für die Ernährung benötigt – ziemlich genau so viel, wie uns in Österreich zur Verfügung steht. Allerdings entspricht die Aufteilung nicht unserem Verbrauch: Österreich hat zwar ein Überangebot an Grünland, dafür aber zu wenig Ackerfläche. Bei unseren derzeitigen Ernährungsgewohnheiten bleibt uns also nichts Anderes übrig, als Futtermittel zu importieren – etwa aus Brasilien. Zusätzliches Ackerland lässt sich in Österreich kaum mehr gewinnen, meint Matthias Zessner: „Die Flächen, die man sinnvollerweise als Ackerland verwenden kann, sind bereits Ackerland.“ Ein ressourcensparender Umgang mit Österreichs Anbauflächen ist also wichtig.

Weniger Dünger, weniger Platzbedarf, weniger CO2

Was würde es für unsere Umwelt bedeuten, wenn sich die österreichische Bevölkerung gesund ernähren würde? Diese Frage lässt sich nur durch interdisziplinäre Forschung beantworten. Ermöglicht wurde das breit aufgestellte Forschungsprojekt durch das Förderprogramm proVISION des österreichischen Wissenschaftsministeriums (BMWF). So untersuchte die TU Wien gemeinsam mit der Österreichischen Vereinigung für Agrarwissenschaftliche Forschung (ÖVAF), dem Institut für Ernährungswissenschaften der Uni Wien und dem Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität Linz, welche Folgen es hätte, wenn sich Österreich an die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung hielte. Der Konsum an Fleisch und Wurst müsste dazu etwa halbiert werden, Gemüse und Getreide würden hingegen deutlich häufiger auf Österreichs Tellern landen. „Das würde nicht nur Krebsraten reduzieren und Herz-Kreislauferkrankungen vorbeugen, der Flächenbedarf für die Ernährung würde durch ausgewogenere Ernährung von 3600m² auf 2600m² pro Person sinken“, erklärt Matthias Zessner. Österreich könnte sich dann ohne Futtermittelimporte selbst versorgen, es bliebe sogar noch zusätzliche Fläche übrig. Die Umstellung würde zu einer Reduktion des Energieverbrauchs der Nahrungsmittelproduktion und zu einem deutlich geringeren Bedarf an Düngemitteln führen. Besonders relevant wäre der Rückgang an klimaschädlichen Gasen: Etwa 10% unseres Ausstoßes an CO2-Äquivalenten fällt in der Nahrungsmittelproduktion an. Eine ausgewogene Ernährung würde etwa ein Drittel davon einsparen. Stark profitieren würden auch unsere Gewässer, durch die sinkende Belastung mit Stickstoff aus der Landwirtschaft.

Bio alleine bringt wenig

Gleichzeitig wurde in der Studie untersucht, welche Folgen ein Umstieg auf Bio-Lebensmitteln hätte. „Die Auswirkungen in Hinblick auf Energiebedarf, Ausstoß klimarelevanter Gase wie CO2 und Methan und auf die Belastung von Gewässern mit Stickstoff und Phosphor wären gering, und nicht unbedingt nur positiv“, meint Matthias Zessner. Die Erzeugung von Bio-Lebensmitteln bedingt zwar einen deutlich reduzierten Einsatz von potentiell umweltschädlichen Pflanzenschutzmitteln, braucht aufgrund geringerer Produktionsintensität aber mehr Anbaufläche. Das Platzproblem der österreichischen Landwirtschaft und damit die Abhängigkeit von Ackerflächen in anderen Erdteilen würde durch Bio-Produktion also noch weiter verschärft. Einen weitreichenden Umstieg auf Bio-Landwirtschaft könnten wir uns in Österreich überhaupt nur leisten, wenn damit eine Reduktion des Fleisch- und Wurstkonsums einhergeht.

Gesünder sind Bio-Lebensmittel auch nicht unbedingt: Was Vitamine und andere wertvolle Inhaltsstoffe betrifft, gibt es keinen eindeutig nachweisbaren Unterschied zwischen Bio-Landwirtschaft und konventioneller Produktion. „Der einzige nachweisbare Unterschied besteht in Rückständen von Pflanzenschutzmitteln“, meint Matthias Zessner. „Doch hier sind die gesetzlichen Grenzwerte so niedrig, dass man auch bei Produkten aus der konventionellen Landwirtschaft Österreichs keine Bedenken haben muss.“

Quelle: Technische Universität Wien

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