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Beim Naturschutz sind Ost und West zusammengewachsen

Archivmeldung vom 09.11.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.11.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU) Logo
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Der alarmierende weltweite Artenrückgang, die Klimakrise und das Engagement für eine umweltverträglichere Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik stehen neben verbandspolitischen Themen am Samstag und Sonntag im Fokus der NABU-Bundesvertreterversammlung in Berlin. Die 260 Delegierten aus dem gesamten Bundesgebiet wählen an diesem Wochenende auch ein neues Präsidium.

Eröffnet wird die Delegiertenversammlung von NABU-Präsident Olaf Tschimpke, der nach 16 Jahren an der Verbandsspitze nicht erneut für das Amt kandidiert. Als Gastrednerin begrüßt der NABU Bundesumweltministerin Svenja Schulze. Anlässlich des 30. Jahrestages des Mauerfalls am 9. November zog Olaf Tschimpke Bilanz zu drei Jahrzehnten gesamtdeutscher Naturschutzarbeit sowie der Entwicklung des NABU. "Wir sind im Naturschutz zusammengewachsen. Es ist gelungen, Naturparadiese zu bewahren und Neue zu schaffen. Dafür hat es Mut und einen langen Atem gebraucht. Es hat sich gelohnt."

Ein Meilenstein für den gesamtdeutschen Naturschutz sei das ehrgeizige Nationalparkprogramm, das der ehemalige NABU-Vizepräsident Michel Succow als stellvertretender Umweltminister der DDR initiiert und umgesetzt habe. Selbstbewusst blicke der heutige NABU auch auf den Zusammenschluss des damaligen Deutschen Bundes für Vogelschutz mit dem Naturschutzbund der DDR. Neben dem Namen "Naturschutzbund" übernahm der NABU nach DDR-Muster die Einrichtung einer Fachausschuss-Struktur für den wissenschaftlichen Austausch. Bis heute sind Expertinnen und Experten in über 35 NABU-Bundesfachausschüssen und Bundesarbeitsgruppen - von Amphibienschutz und Botanik, über Insektenkunde, Umweltrecht bis Wildnis und Weidelandschaften - organisiert.

Ein Erfolg sei auch die Sicherung des Nationalen Naturerbes: Über 190.000 Hektar wertvolle Lebensräume auf ehemaligen Truppenübungsplätzen, an der ehemaligen innerdeutschen Grenze oder in Nationalparken und Naturschutzgebieten konnten durch intensive Lobbyarbeit des NABU und anderer Verbände für den Naturschutz erhalten werden. Die Flächen wurden kostenlos an die Bundesländer und Naturschutzstiftungen übertragen. Die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe sicherte davon für den Naturschutz 11.353 Hektar in über 140 ost- und westdeutschen Schutzgebieten.

In Olaf Tschimpkes Amtszeit fällt eines der umfangreichsten Flussrenaturierungsprojekte Europas: die Renaturierung der Unteren Havel auf fast 100 Kilometern Länge. Tschimpke: "Es ist eines der tollsten NABU-Projekte überhaupt. Wenn wir von 'Enkeltauglichkeit' sprechen, dann trifft es auf die Havelrenaturierung zu." In dem bedeutenden Feuchtgebiet leben über 1.000 bedrohte und geschützte Arten. Das Projekt wird unter Federführung des NABU mit Mitteln des Bundes und der Länder Brandenburg und Sachsen-Anhalt durchgeführt.

Kritik äußerte Olaf Tschimpke an der aktuellen Klimaschutz- und Agrarpolitik. Die Halbzeit-Bilanz der GroKo sei schwach. "Die Politik hinkt hinterher. Man kann geradezu von einer Zwillingskrise bei Klima- und Biodiversität sprechen. Der Klimawandel verhandelt nicht, er schreitet voran - je später wir etwas tun, desto drastischer werden die notwendigen Maßnahmen." Vor diesem Hintergrund erneuerte er seine Forderung, das Nachhaltigkeitsprinzip fest im Grundgesetz zu verankern. Zum Abschied bedankte sich Olaf Tschimpke besonders bei den ehrenamtlich Aktiven im NABU: den Naturschutzmacherinnen und Naturschutzmachern, die in lokalen Ortsgruppen sowie überregionalen Fachgruppen organisiert sind und durch großen persönlichen Einsatz zum Erfolg des NABU beitragen. "Wir sind heute gefragt wie nie, von der Politik, aus der Wirtschaft, aus der Gesellschaft."

Nach seinem Ausscheiden aus dem Präsidium wechselt Olaf Tschimpke auf die Position des Vorsitzenden der NABU International Naturschutzstiftung. Für das Amt des künftigen NABU-Präsidenten kandidiert Jörg-Andreas Krüger, der zuletzt in der Position als Geschäftsführer "Ökologischer Fußabdruck" für den WWF tätig war. Von 2004 bis 2013 war Jörg-Andreas Krüger Fachbereichsleiter für Naturschutz und Umweltpolitik im NABU-Bundesverband, ab 2010 zusätzlich in der Funktion als stellvertretender Bundesgeschäftsführer. Die Wahl des Präsidiums ist für Samstagnachmittag geplant.

Olaf Tschimpke war seit 2003 NABU-Präsident, davor war er langjähriger Geschäftsführer und Vorsitzender des NABU Niedersachsen. "Mehr Naturschutz wagen" lautete das Leitmotiv Olaf Tschimpkes zum Start seiner Amtszeit - angesichts eines Rückgangs staatlicher Aktivitäten im Natur- und Umweltschutz komme ehrenamtlich getragenen Organisationen wie dem NABU eine besondere Rolle zu. Olaf Tschimpke hat als NABU-Präsident früh Impulse in der professionellen Gewinnung von Mitgliedern gesetzt. Während seiner Amtszeit verdoppelte der NABU seine Mitgliederzahl fast. Der NABU ist heute zu Deutschlands mitgliederstärkstem Umweltverband gewachsen mit aktuell mehr als 750.000 Mitgliedern und Förderinnen und Förderern, 40.000 aktiven Mitgliedern in bundesweit 2.000 Gruppen sowie einem Etat von über 40 Millionen Euro. Neben seiner Bedeutung als mitgliederstärkster Ehrenamtsverband im Naturschutz ist der NABU ein international agierender Umweltverband mit Naturschutzprojekten in den Schwerpunktregionen Afrika, Kaukasus und Mittelasien.

Quelle: NABU (ots)

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