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Textilsiegel 'Grüner Knopf' mehr Schein als Sein

Archivmeldung vom 28.06.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.06.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Textilien, Einkauf, Shopping, Sommerkleider (Symbolbild)
Textilien, Einkauf, Shopping, Sommerkleider (Symbolbild)

Bild: fotoART by Thommy Weiss / pixelio.de

Entwicklungsminister Gerd Müller plant, schon bald das Siegel 'Grüner Knopf' für Textilien einzuführen. Die Kampagne für Saubere Kleidung warnt jedoch eindringlich vor der Gefahr der Verwässerung. Durch das Siegel möchte Entwicklungsminister Gerd Müller für Verbraucher*innen auf den ersten Blick erkenntlich machen, ob das gekaufte Kleidungsstück auch unter ökologisch guten und sozial verträglichen Bedingungen hergestellt wurde.

"Ein solches Siegel ist unter zwei Bedingungen für Verbraucher*innen wünschenswert: Wenn es anspruchsvolle soziale und ökologische Standards beinhaltet und wenn es die gesamte textile Wertschöpfungskette, also vom Baumwollfeld bis zum Kleiderbügel, abdeckt. Bei dem freiwilligen Siegel 'Grüner Knopf' besteht jedoch die Gefahr der Verwässerung", so Ingeborg Mehser vom Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt.

Noch ist unklar, welche Standards dem 'Grünen Knopf' zugrunde liegen werden. Fest steht aber: Das Siegel wird keine faire und ökologische Produktion für die gesamte Produktionskette gewährleisten, denn es soll sich erst einmal nur auf die Konfektion, also auf das Nähen der Kleidung, beschränken. Dies kann die Verbraucher*innen leicht irreführen, denn es suggeriert öko-faire Produktion in der gesamten Wertschöpfungskette.

Noch ist fragwürdig, wie das Ministerium die Kontrolle des Siegels gewährleisten will. Aus über 20 Jahren Erfahrung weiß die Kampagne für Saubere Kleidung, dass nur die Verifizierung durch ein Multi-Stakeholder-Gremium Glaubwürdigkeit schaffen kann. In einer solchen Initiative treffen Unternehmen, Arbeitnehmer*innen-Vertretungen und die Zivilgesellschaft die Entscheidungen gleichberechtigt. Beim 'Grünen Knopf' scheinen auch Kontrollen nur durch Audit-Unternehmen möglich zu sein, was in den seltensten Fällen zu positiven Veränderungen in den Nähfabriken weltweit führt.

Kritisch sieht die Kampagne für Saubere Kleidung auch den produktbezogenen Ansatz, denn dadurch besteht die Gefahr des Greenwashings. Wenn ein Unternehmen nur ein Produkt aus dem Sortiment unter akzeptablen Bedingungen herstellt, dann wird es seine Einkaufspraxis nicht grundsätzlich ändern. Es muss die Lieferzeiten nicht verlängern und keine höheren Preise zahlen. "Die Arbeitsbedingungen der absoluten Mehrheit der Näher*innen änderten sich dadurch nicht, ihre Löhne reichten weiterhin nicht zum Leben aus und sie wären weiterhin auf exzessive Überstunden angewiesen", so Pfarrer Dietrich Weinbrenner, kirchlicher Beauftragter für nachhaltige Textilien.

Ein Weg aus diesem Dilemma wäre, die Einhaltung von Sorgfaltspflichten des Gesamt-Unternehmens als Voraussetzung für ein Siegel zu verlangen. Somit müsste ein Unternehmen nachweisen, dass es seine Lieferketten kennt und Risiken vorausschauend vermeidet. Auch dies muss glaubwürdig über ein Multi-Stakeholder-Gremium kontrolliert werden.

Maik Pflaum von der Christlichen Initiative Romero warnt: "Der Entwicklungsminister muss verhindern, dass der 'Grüne Knopf' nur ein weiteres Siegel wird, das nicht hält, was es verspricht. Dies würde bei den Verbraucher*innen zu einem weiteren Vertrauensschwund führen."

Quelle: Clean Clothes Campaign - Kampagne für Saubere Kleidung (ots)

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