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Korallenriffe als Evolutionszentren

Archivmeldung vom 09.01.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.01.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Kunstvolle Wiege der Evolution: Korallenriffe (im Bild eine fossile Riffkoralle aus dem Pleistozän von Ägypten) wurden bisher als Anziehungspunkt für eine Vielzahl von Tiergattungen aus anderen Ökosystemen angesehen - tatsächlich entstehen diese aber vor allem dort und siedeln dann um. Foto: Wolfgang Kießling
Kunstvolle Wiege der Evolution: Korallenriffe (im Bild eine fossile Riffkoralle aus dem Pleistozän von Ägypten) wurden bisher als Anziehungspunkt für eine Vielzahl von Tiergattungen aus anderen Ökosystemen angesehen - tatsächlich entstehen diese aber vor allem dort und siedeln dann um. Foto: Wolfgang Kießling

Tropische Korallenriffe, die Regenwälder der Meere, beherbergen eine ungeheure Anzahl von Tierarten. Bislang wurde diese hohe Diversität überwiegend so erklärt, dass Riffe aufgrund ökologischer Faktoren Anziehungspunkte für viele Arten darstellten, die an anderen Orten entstanden sind. Die in der aktuellen Ausgabe von Science publizierten Forschungsergebnisse von Professor Dr. Wolfgang Kießling und zweier Kollegen zeigen jedoch, dass die Riffe vielmehr als Wiegen der Evolution anzusehen sind: Neue Tiergattungen entstehen besonders dort und werden dann in andere Ökosysteme exportiert.

Neue Tierarten entstehen überall und ständig, es gibt aber räumliche Muster der Biodiversität: Die Artenvielfalt ist am höchsten in den Tropen und am niedrigsten an den Polen, höher im Flachwasser als in der Tiefsee, größer im Flachland als auf den Bergen und höher in Korallenriffen als außerhalb. Schon länger wurde vermutet, dass hinter diesen Mustern nicht nur ökologische Faktoren stecken. Die höhere Artenvielfalt der Tropen wird größtenteils darauf zurückgeführt, dass dort neue Arten leichter entstehen als in höheren Breiten.

Wolfgang Kießling, der eine von der VolkswagenStiftung finanzierte Lichtenberg-Professur innehat, und seine Kollegen untersuchten nun auf Basis einer Zusammenstellung aller bekannten Fossilfunde, in welchen Lebensräumen sich das älteste Auftreten von Tiergattungen konzentrierte. Ihr Fazit: Die Neuentstehungsraten von Gattungen sind in Riffen 45 Prozent höher als in anderen tropischen Lebensräumen. Die Autoren machen dafür die hohe topographische Komplexität von Riffen verantwortlich.

Die in Riffen neu entstandene Vielfalt ist auch eine Diversitätsquelle für andere Lebensräume. Über 65 Prozent der Gattungen werden exportiert, deutlich mehr als importiert werden. Verantwortlich für diesen Export-Überschuss ist vermutlich die Diversität selbst. Sie wirkt als Barriere gegen von außen eindringende, gebietsfremde Arten.

Die Studie zeigt abermals - gerade auch im Kontext der Klimadebatte -, wie wichtig Korallenriffe für die Erhaltung der Artenvielfalt in den Meeren sind. Seit Anfang 2006 forscht und lehrt Professor Dr. Wolfgang Kießling als Lichtenberg-Professor am Museum für Naturkunde in Berlin (Museum für Naturkunde - Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin). Mit seiner Arbeitsgruppe untersucht er die Entwicklung und Biodiversität von Riffen, die Stabilität mariner Ökosysteme auf langen Zeitskalen, Phänomene des Massenaussterbens sowie ökologische Abhängigkeiten der Evolutionsdynamik.

Quelle: VolkswagenStiftung

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