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VIER PFOTEN kritisiert Eisbärenspektakel in deutschen Zoos

Archivmeldung vom 05.04.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.04.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Anlässlich des ersten öffentlichen Auftritts des Eisbären-Babys "Flocke", am 9. April im Tiergarten Nürnberg, spricht sich die Tierschutzstiftung VIER PFOTEN gegen die Haltung und Zucht von Eisbären in Zoos aus.

Die Vermehrung der Tiere und die drastische Vermarktung der Jungen trägt in keiner Weise zum Schutz der Art und ihrer bedrohten Lebensräume bei. Vielmehr wird auch Publikumsliebling "Flocke" zukünftig unter den reizarmen und beengten Bedingungen im Zoo leiden.

Als hoch spezialisierte Jäger sind Eisbären perfekt an das arktische Klima angepasst und leben in riesigen Streifgebieten, die leicht die Größe Islands überschreiten. "Diese Bedingungen können in Gefangenschaft nicht annährend nachgebildet werden", erklärt Wildtierexperte Thomas Pietsch. "VIER PFOTEN fordert, die Zucht von Eisbären in Zoos endlich einzustellen." Auch in größeren Anlagen wie Nürnberg haben die Langstreckenläufer nicht die Möglichkeit ihr natürliches Verhalten auszuleben. In vielen Zoos werden die Tiere auf sterilen Betonplateaus präsentiert. Rückzugsbereiche fehlen oft gänzlich.

Auf Grundlage des so genannten Säugetiergutachtens von 1996 darf ein Eisbärenpaar in Deutschland auf gerade mal 200 Quadratmetern gehalten werden. Dies ist deutlich weniger Fläche als ein Tennisplatz.

Wissenschaftliche Studien belegen, dass Eisbären für ein Leben in Gefangenschaft ungeeignet sind. Eine Untersuchung aus dem Jahre 2006 ermittelte, knapp 95 Prozent von 33 untersuchten Zoo-Eisbären weisen Stereotypien auf. "Dies ist ein erschreckend hohes Maß an Verhaltenstörungen", sagt Pietsch. "Bei Eisbären, die wie Flocke mit der Hand aufgezogen werden, sind Verhaltensstörungen vorprogrammiert. Sie leiden unter einer Fehlprägung auf den Menschen, und ihnen fehlen grundlegende soziale Erfahrungen mit Artgenossen. Jungbär Knut aus Berlin dient bereits als trauriges Beispiel: Bei der Suche nach Kontakt zu Menschen, schreit er immer wieder kläglich in seinem Gehege.

Zur Arterhaltung wird auch Flocke nicht beitragen. Im Zoo geborene Eisbären können nicht ausgewildert werden, ihnen fehlen überlebenswichtige Verhaltensweisen. Schmilzt ihr Lebensraum, sind die größten Landraubtiere der Erde zum Aussterben verurteilt, und die Eisbären in den Zoos haben lediglich Museumscharakter.

Quelle: VIER PFOTEN


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