Direkt zum Inhalt Direkt zur Navigation
Sie sind hier: Startseite Nachrichten Natur/Umwelt Trocknen Chinas Flüsse aus?

Trocknen Chinas Flüsse aus?

Archivmeldung vom 29.04.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.04.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de

Gemäß dem jüngsten Rechenschaftsbericht der Regierung der Volksrepublik China hat sich die Zahl der chinesischen Flüsse in den letzten 60 Jahren um 28.000 vermindert. Die Liste von ökologischen Problemen der Volksrepublik könnte sich um das des Mangels an Wasserressourcen auffüllen. Der erste Rechenschaftsbericht des Wasserwirtschaftsministeriums Chinas über die Nutzung der Wasserressourcen stellt fest, dass die Zahl der Flüsse mit einem Becken von über 100 Quadratkilometern in der Republik 22 909 ausmacht. Vor 60 Jahren schätzten die chinesischen Geodäten die Zahl solcher Flüsse auf 50 000. Heißt es in einem Beitrag von Ewgeni Sagrebnow bei Radio "Stimme Russlands".

Sagrebnow berichtet weiter: "Zur Erläuterung der Verminderung von chinesischen Strömen ummehr als die Hälfte verweist der Leiter der Forschergruppe Huang He aufdas stürmische Wirtschaftswachstum des Landes und fügt hinzu, dass der Unterschied in den Angaben auch mit ungenauen Einschätzungen der vergangenen Jahre und mit der Klimaveränderung verbunden ist. "In den 1950er Jahren wurden unvollständige topographische Karten verwendet, und das führte zu irrtümlichen Berechnungen", erklärte Huang bei der Präsentation des Rechenschaftsberichts Ende März.

In der Vergangenheit führten unabhängige Forschungen über Chinas Wasserressourcen schon besorgniserregende Schlüsse an. So wird im Rechenschaftsbericht der Organisation für Wirtschaftszusammenarbeit und Entwicklung von 2006 (http://www.oecd.org/tad/agricultural-policies/36774638.pdf) behauptet, der Wasserverbrauch sei in China seit 1949 auf mehr als das Fünffache gestiegen.

"Diese neue Studie hat gezeigt, dass in einigen Regionen der Volksrepublik, besonders in Nordchina, Flüsse austrocknen und ein saisonbedingtes Verhalten zeigen", erklärte Ma Jun, Direktor des Instituts für gesellschaftliche und ökologische Angelegenheiten (Institute of Public & Environmental Affairs), in einem Interview für das Portal The Verge.Dem Ökologen zufolge lasse sich der Unterschied zwischen den neuen und den alten Angaben mit moderneren Kartographiemethoden erklären. Indes bestätigen die Schlüsse des Rechenschaftsberichts der Regierung die unabhängigen Forschungen der vergangenen Jahre.

"Das drastische Absinken des Wasserpegels in den chinesischen Flüssen hängt vor allem mit der Aridisierung des Klimas und dem übermäßigen Wasserverbrauch für eine intensivere Landwirtschaft", findet Jekaterina Fortygina, führende wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für den Fernen Osten der Russischen Akademie der Wissenschaften; sie spezialisiert sich auf die Umweltpolitik und Umweltprobleme derVolksrepublik China. "Die chinesischen Flüsse führen jetzt tatsächlichweniger Wasser. So trocknete der Hwangho (Gelber Fluss) Anfang der 2000er Jahre im Unterlauf für 180 – 200 Tage aus."

In China wird die Wasserentnahme zu 60 Prozent für wirtschaftliche Bedürfnisse genutzt, das ist beinahe dreimal soviel wie in Russland. Im Lande wird bereits seit einigen Jahrzehnten eine Politik der intensiven Landwirtschaft durchgeführt, und die Reisfelder müssen bis zur Erntepraktisch im Wasser stehen. Außerdem fehlt in vielen Städten die zentrale Wasserversorgung. Auf das Wasserniveau in den Flüssen wirken sich Großprojekte der Wasserüberleitung vom Süden des Landes in den Norden und der Bau von Großwasserkraftwerken, beispielsweise in der Talsperre "Drei Schluchten" am Jangtse, aus.

Behörden machen sich Gedanken über das Problem und versuchenes mit seiner Bekämpfung. So gehört zum 12. Fünfjahrplan ein Programm zum Schutz der Wasserressourcen. Vor einigen Wochen versprach Chinas Premier Li Keqiang mehr Transparenz in Bezug auf die Umweltprobleme der Volksrepublik und auf Maßnahmen, die zur Überwindung dieser Probleme getroffen werden.

"Jeder Fluss ist gewiss ein Fall für sich und einzeln zu untersuchen, doch insgesamt ist es notwendig, die Nutzung der Wasserressourcen in China radikal zu verändern", findet Jekaterina Fortygina. "So könnten auf einigen Feldern statt der intensiven Reisaussaat allein auch andere Kulturen ausgesät werden. Einige Maßnahmen werden bereits getroffen.Beispielsweise sind an der Meeresküste Entsalzungsanlagen in Betrieb,unter anderem in Dalian. China ist heute das nach Israel und Japan dritte Land in Bezug auf die wirtschaftliche Nutzung solcher Objekte."

Eine heftige gesellschaftliche Diskussion um die chinesischen Wasserressourcen begann vor einem Monat, als im Fluss Huangpu (Nebenfluss des Jangtse), der die Bevölkerung von Schanghai mit Wasser versorgt, 16 000 halbverwesene Schweinekörper entdeckt wurden. Der Grund der Viehseuche ist bisher nicht festgestellt worden, aber laut einigen Angaben wurde in den Geweben der aus dem Wasser gezogenen Kadaverder Schweine-Zirkovirus entdeckt."

Rechenschaftsbericht des Wasserwirtschaftsministeriums Chinas über die Nutzung der Wasserressourcen (http://www.mwr.gov.cn/2013pcgb/merge1.pdf)

Quelle: Text Ewgeni Sagrebnow - „Stimme Russlands"

Videos
Daniel Mantey Bild: Hertwelle432
"MANTEY halb 8" deckt auf - Wer steuert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk?
Mantey halb 8 - Logo des Sendeformates
"MANTEY halb 8": Enthüllungen zu Medienverantwortung und Turcks Überraschungen bei und Energiewende-Renditen!
Termine
Newsletter
Wollen Sie unsere Nachrichten täglich kompakt und kostenlos per Mail? Dann tragen Sie sich hier ein:
Schreiben Sie bitte unheil in folgendes Feld um den Spam-Filter zu umgehen

Anzeige