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Moderne EU-Landwirtschaft gefährdet Artenvielfalt auch in den Beitrittsländern

Archivmeldung vom 30.05.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.05.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Noch sind die negativen Auswirkungen des Menschen auf die biologische Vielfalt statistisch gesehen im Osten Europas deutlich geringer als im Westen. Aber diese traditionelle Kulturlandschaft und damit auch ihre einzigartige Biodiversität könnten in naher Zukunft verloren gehen, wenn die Landnutzung intensiviert wird. Foto: Tilo Arnhold/ UFZ
Noch sind die negativen Auswirkungen des Menschen auf die biologische Vielfalt statistisch gesehen im Osten Europas deutlich geringer als im Westen. Aber diese traditionelle Kulturlandschaft und damit auch ihre einzigartige Biodiversität könnten in naher Zukunft verloren gehen, wenn die Landnutzung intensiviert wird. Foto: Tilo Arnhold/ UFZ

Traditionelle Formen der Landwirtschaft können einen großen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt in den mittel- und osteuropäischen Beitrittsländern der EU leisten. Der Bau von Straßen und eine Intensivierung der Landwirtschaft wie sie von den EU-Agrarsubventionen momentan gefördert wird stelle dagegen eine Gefahr für Amphibien dar. Die reichhaltige Umwelt, die in vielen EU-Beitrittsländern noch vorhanden sei, stehe auf dem Spiel, schreiben Wissenschaftler im Fachblatt Biological Conservation.

Die Forscher aus Rumänien, Deutschland und den Niederlanden hatten für ihre Studie Amphibien im rumänischen Siebenbürgen untersucht. Dazu beobachteten sie neun Jahre lang die Populationen verschiedener Frosch-, Kröten- und Molcharten in 54 Teichen und verglichen diese anschließend mit Daten zur Landnutzung in der Umgebung.

Insgesamt zehn Arten vom Teichmolch über den Grasfrosch bis hin zur Gelbbauchunke fanden die Wissenschaftler in den Teichen vor. Bei der statistischen Auswertung zeigte sich, dass Straßen den größten Einfluss auf die Populationen hatten. Andere Faktoren wie Größe der Teiche, Siedlungen, Ackerland, Weideland, Wald oder Feuchtgebiete wirkten sich dagegen deutlich geringer aus. „Straßen können viele Amphibienarten direkt negativ beeinflussen, in dem sie von Autos überfahren werden. Aber auch indirekt durch Verschmutzung oder Zerschneidung ihrer Lebensräume“, erklärt Tibor Hartel von der Babes-Bolyai-Universität im rumänischen Cluj-Napoca (Klausenburg).

Untersuchungsgebiet der Studie war das Tal des Flusses Tarnava Mare in der Mitte Rumäniens. Die Landwirtschaft in der Region um die Stadt Sighisoara (Schäßburg) ist traditionell geprägt. Weiden und Laubwälder dominieren das Landschaftsbild. Wie in anderen Teilen Siebenbürgens haben auch hier die Auswanderungswelle der deutschsprachigen Minderheit und der gesellschaftliche Umbruch nach der Wende zu Flächenstilllegungen geführt. Anderseits könnten diese traditionelle Kulturlandschaft und damit auch ihre einzigartige Biodiversität in naher Zukunft verloren gehen, wenn die Landnutzung intensiviert wird. Noch sind die negativen Auswirkungen des Menschen auf die biologische Vielfalt statistisch gesehen im Osten Europas deutlich geringer als im Westen. „Wir denken, dass die vergleichsweise extensive Landwirtschaft in der Untersuchungsregion mit wenig Maschinen und kaum Chemikalien vielen Amphibienarten immer noch brauchbare Bedingungen bietet“, interpretiert Dr. Oliver Schweiger vom UFZ die Untersuchung.

Die Ergebnisse haben möglicherweise wichtige Konsequenzen für Schutzmaßnahmen für Amphibien in traditionell bewirtschafteten Regionen Mittel- und Osteuropas. Der Erhalt des traditionellen, extensiven Landmanagements könnte der Schlüsselfaktor zu Schutz dieser Tierarten sein. Allerdings dürfte das eine wirkliche Herausforderung werden, da der Beitritt zur EU in vielen Regionen zu intensiveren Landnutzungen und einem Wachsen der Infrastrukturen führen wird. Das wiederum hat eine Zerstückelung der Landschaft und einen generellen Qualitätsverlust der verbliebenen Lebensräume zur Folge. Die Forscher plädieren daher dafür, eine Balance zu finden zwischen dem legitimen Wunsch nach besserer Infrastrukturen und höheren Erträgen aus der Landwirtschaft auf der einen und den nützlichen Effekten der extensiven Landnutzung auf der anderen Seite. Diese Herausforderung sollte als Chance begriffen werden, die Fehler, die in Westeuropa gemacht wurden, in Osteuropa nicht zu wiederholen.

Quelle: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ

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