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Affen, die viel spielen, wachsen langsamer, haben im späteren Leben aber Vorteile

Archivmeldung vom 15.08.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.08.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Wildlebende Assammakakenkinder inspizieren ein Knie (Phu Khieo Wildlife Sanctuary, Thailand).
Quelle: Foto: Andreas Berghänel (idw)
Wildlebende Assammakakenkinder inspizieren ein Knie (Phu Khieo Wildlife Sanctuary, Thailand). Quelle: Foto: Andreas Berghänel (idw)

Raufen, Klettern, Springen – Spielen macht Spaß und fördert die Entwicklung, ist aber auch sehr anstrengend. Verhaltensbiologen vermuten daher, dass Tiere nur dann intensiv spielen, wenn sie überschüssige Energie zur Verfügung haben oder wenn das Spielen überlebenswichtige Vorteile mit sich bringt.

Prof. Dr. Julia Ostner ist seit 2015 Professorin an der Universitaet Göttingen und am Deutschen Prim
Quelle: Foto: Ingo Bulla (idw)
Prof. Dr. Julia Ostner ist seit 2015 Professorin an der Universitaet Göttingen und am Deutschen Prim Quelle: Foto: Ingo Bulla (idw)

Wissenschaftler um Julia Ostner von der Universität Göttingen und dem Deutschen Primatenzentrum – Leibniz-Institut für Primatenforschung haben dies an jungen Assammakaken in ihrem natürlichen Lebensraum in Thailand untersucht. Sie haben herausgefunden, dass die Tiere, die viel und wild spielen, langsamer wachsen als ihre gemütlicheren Artgenossen. Sie erlernen beim Spiel jedoch motorische Fähigkeiten, die für Kampf und Flucht wichtig sind. Es kommt also auf die jeweilige Situation an, ob schneller Wachsen oder mehr Spielen sinnvoller ist (Science Advances, 2015).

Bewegungsspiele fördern die motorische Entwicklung, verbrauchen aber viel Energie, die dann nicht mehr für ein ungehindertes Größenwachstum zur Verfügung steht. Wenn Evolutionsbiologen Spielverhalten bei Tieren untersuchen, sehen sie sich einem Darwinschen Paradoxon gegenüber: Die meisten Definitionen von Spielverhalten beinhalten, dass das Verhalten keinem unmittelbaren Zweck dient und keiner augenscheinlichen Funktion zuzuordnen ist. Verhaltensweisen, die keinen Gewinn, wohl aber Kosten verursachen, sollten aber durch natürliche Selektion verschwinden. Die weite Verbreitung von Spielverhalten im Tierreich ist deshalb dadurch erklärt worden, dass es einerseits einen mittelbaren oder langfristigen Nutzen hervorbringt und andererseits nur dann auftritt, wenn den Tieren ausreichend Energie zu Verfügung steht: Spiel fördert die motorische, kognitive und soziale Entwicklung und findet nur dann statt, wenn die Tiere gesund, satt und sicher sind. „Unsere an Assammakaken gewonnenen Ergebnisse widersprechen dieser Vorstellung“, sagt Andreas Berghänel, Erstautor der jetzt veröffentlichten Studie.

Junge Assammakaken, die in den Urwäldern Thailands viel Zeit mit Raufspielen und Jagereien verbringen, wachsen langsamer als ihre weniger verspielten Artgenossen. „Die ungehinderte Entwicklung scheint also nicht wichtiger zu sein als das Spielen, die kleinen Affen verausgaben sich dabei so sehr, dass sie mit dem Wachsen nicht hinterherkommen,“ sagt Julia Ostner, Leiterin der Studie. Damit riskieren die spielwütigen Affen, dass sie später geschlechtsreif werden und weniger Nachwuchs bekommen. Demgegenüber steht jedoch ein nachweislicher Nutzen: Je mehr Zeit ein Jungtier vor dem Erwerb einer neuen motorischen Fähigkeit mit wildem Spiel verbracht hat, desto früher im Leben meistert es diese motorische Hürde. Eine schnellere motorische Entwicklung ist dann sehr förderlich, wenn man in Kämpfe verwickelt wird oder vor Feinden fliehen muss. „Auf den Menschen übertragen ist meine Empfehlung an alle Eltern: Schicken Sie die Kinder zum Spielen vor die Tür, aber gönnen Sie ihnen danach ein reichhaltiges Abendessen, wenn sie clever, groß und stark werden sollen“, so Julia Ostner.

Julia Ostner ist seit 2014 Professorin und Abteilungsleiterin am Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie und Anthropologie der Universität Göttingen. Seit 2015 leitet sie zudem die Forschungsgruppe Soziale Evolution der Primaten am Deutschen Primatenzentrum – Leibniz-Institut für Primatenforschung. Das Verhalten der Assammakaken untersucht Julia Ostner an einer Forschungsstation im Phu Khieo Wildlife Sanctuary in Thailand. Vor einem Jahr hat das Deutsche Primatenzentrum die Finanzierung der Station übernommen.

Quelle: Deutsches Primatenzentrum GmbH - Leibniz-Institut für Primatenforschung (idw)

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