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Warum sind 30 Pottwale an Nordseeküsten gestrandet?

Archivmeldung vom 07.06.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.06.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Einer der beiden Pottwal-Kadaver im Hafen auf Nordstrand ist für Gießen bestimmt.
Quelle: Foto: Manfred-Guido Schmitz (idw)
Einer der beiden Pottwal-Kadaver im Hafen auf Nordstrand ist für Gießen bestimmt. Quelle: Foto: Manfred-Guido Schmitz (idw)

Im Frühjahr 2016 kam es zu zahlreichen Pottwalstrandungen an Nordseeküsten. Insgesamt verloren 30 junge, männliche Pottwale ihr Leben – eine außergewöhnlich hohe und alarmierende Zahl. Die Wal- und Delfinschutzorganisation WDC hat nun einen Bericht mit einer ausführlichen Analyse der Strandungsursachen veröffentlicht.

„Die dramatischen Strandungen spiegeln den Zustand unserer Meere wieder“, so WDC-Biologe David Pfender: „Auch wenn zum derzeitigen Zeitpunkt keine eindeutige Ursache für die Strandungen festgelegt werden kann, sind allein die Plastikfunde in den Mägen der Wale ein Indiz dafür, dass wir unsere Meere und seine Bewohner besser schützen müssen.“

Die Todesursache der gestrandeten Pottwale war Untersuchungen zufolge ein akutes Herz-Kreislauf-Versagen nach der Strandung. Nachdem die Pottwale lebendig ins Flachwasser des Wattenmeers gerieten, kollabierte ihr Herz-Kreislauf-System durch die Last des eigenen Körpergewichtes. In dem Bericht werden die möglichen Ursachen der Strandung detailliert untersucht. Einen Auszug finden Sie hier:

Ungewöhnliche ozeanografische Bedingungen

Da die Wanderung der männlichen Pottwale stark durch das Nahrungsangebot bestimmt ist, wäre es denkbar, dass sie ihrer Beute in die Nordsee gefolgt sind. Unklar bleibt allerdings, ob und durch welche Strömungen die Kalmare in flache Bereiche der Nordsee gespült wurden.

Orientierungslosigkeit durch Unterwasserlärm

Die Nekropsie der in Deutschland untersuchten Pottwale hat keine Gehörschädigung ergeben. Somit scheint Lärm nicht der Grund für Orientierungsschwierigkeiten zu sein. Allerdings kann der erhöhte Lärmpegel die in Not geratenen Tiere weiter verwirrt oder gar desorientiert haben.

Beeinträchtigung des Orientierungssinnes

Oft genannt wird die These, dass die männlichen Pottwale in der flachen Nordsee die Orientierung verloren haben weil ihr Ortungssystem nicht wie gewohnt funktionierte. Verschiedenen Experten zufolge können Wassertiefe und geologische Bedingungen in der Nordsee als Grund für die Strandungen ausgeschlossen werden. Pottwale kommen beispielsweise auch in den flacheren Bereichen vor der Küste New Yorks vor. Experten berichten, dass eine geringe Wassertiefe die Pottwale nicht hindert, auf Jagd zu gehen und die Tiefe scheinbar keine negativen Auswirkungen auf ihre Navigationsfähigkeiten hat. Für die Tiere kann es erst dann gefährlich werden, wenn sie dem Ufer zu nahe kommen bzw. wenn sie von der Ebbe überrascht werden.

Sonneneruption

Es gab im vergangenen Jahr eine besonders heftige Sonneneruption. Die erhöhte Sonnenaktivität, gefolgt von einer Sonneneruption führte zu einem geomagnetischen Sturm, welcher zu einer messbaren temporären Abschwächung bzw. schwachen Verschiebung des Erdmagnetfeldes führte. Es erscheint also nicht gänzlich unwahrscheinlich, dass die Sonne bei der Massenstrandung eine Rolle gespielt hat. Inwieweit die Sonneneruptionen für das Einschwimmen in die Nordsee verantwortlich sein können, bleibt beim derzeitigen Kenntnisstand jedoch ungewiss.

Resumee

Am wahrscheinlichsten erscheint es, dass eine Kombination aus unglücklichen Umständen die Tiere in die Nordsee gebracht hat. Leider ist es aufgrund des Gewichtes der Pottwale meistens nicht möglich, sie zurück ins Meer zu schieben. Deshalb fordern WDC und andere Umweltschutzorganisationen folgende Vorsorge-Maßnahmen zeitnah umzusetzen:

  • Ein verbindliches Strandungsprotokoll und Vorgehensweisen im Fall einer Strandung (zum Beispiel die standardisierte Entnahme von Proben)
  • Nähere Betrachtung der Auswirkungen von Schadstoffen auf Meeressäuger
  • Untersuchung der Nahrungsökologie
  • Keine Airguns mehr einsetzen (denn sie sind die zweitgrößte Lärmquelle im Meer)
  • Eingrenzung von Militärsonars (denn sie bringen mehr Lärm ins Meer als alle Schiffe der Welt zusammen)
  • Vermeidung von Kollisionen, zum Beispiel durch Tempolimits (auch in der Nordsee sind Zusammenstöße von Schiffen mit Walen häufig)
  • Schutzgebiete wirksam umsetzen und Netzverluste begrenzen

Hier können Sie den Abschlussbericht als PDF herunterladen

Quelle: Whale and Dolphin Conservation (WDC)

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