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Strahlenschutzkommission bestätigt höhere Kinderkrebsrate für Anlieger von AKWs

Archivmeldung vom 10.10.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.10.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Bereits im Dezember vergangenen Jahres sorgte die Kinderkrebsstudie (KiKK) für bundesweites Aufsehen und erregte Debatten. Nun hat die Strahlenschutzkommission (SSK) im Auftrag des Bundesumweltministeriums die Daten der Studie überprüft und dabei weitgehend bestätigt.

Die Kinderkrebsstudie (KiKK) sorgte im vergangenen Dezember für aufsehen: 77 Kinder waren zwischen 1980 und 2003 im Umkreis von fünf Kilometern um 16 deutsche Kernreaktoren an Krebs erkrankt. Doch gemäß dem statistischen Durchschnitt hätten es eigentlich nur 48 sein dürfen, schrieb das Mainzer Kinderkrebsregister in der Untersuchung.

Die Strahlenschutzkommission (SSK) hat das Ergebnis der kontroversen Studie jetzt bestätigt - ohne allerdings eine Erklärung für die Ursache liefern zu können. Das Risiko, an Krebs zu erkranken, sei im Umkreis von fünf Kilometern um die Standorte der Atommeiler erhöht. Eine nachvollziehbare Ursache für diese Beobachtung gibt es nach Auffassung der SSK jedoch nicht.

 

Familien mit kleinen Kindern könne man daher nicht empfehlen, aus dem Umkreis von Atomkraftwerken wegzuziehen. Auch für eine Verschärfung der Strahlenschutz-Grenzwerte bestehe kein Anlass. Die Strahlenbelastung im Umfeld der AKW sei "viel zu gering", um das erhöhte Krebsrisiko zu erklären, sagte ein Sprecher des Bundesumweltministeriums in Berlin.

"Es bleibt die Frage nach den Ursachen", sagte der SSK-Vorsitzende Rolf Michel. Die Kinderkrebsstudie weise eine Reihe methodischer Schwächen auf. Bei der Ursache für das erhöhte Leukämie-Risiko müsse eine Reihe von Faktoren in Betracht gezogen werden. Michel nannte unter anderem die Belastung der Umgebung mit Herbiziden, Insektiziden oder Pestiziden, eine Schwächung oder Überreaktion des Immunsystems durch Impfungen oder Infekte sowie die genetische Veranlagung.

"Wegziehen ist keine Lösung"

"Was uns fehlt, ist das Grundverständnis, wie Leukämie eigentlich funktioniert", sagte Michel. Er verwies auf Studien in anderen Ländern, die zu widersprechenden Ergebnissen zur Leukämie-Häufigkeit im Umfeld von Atomkraftwerken gekommen seien. "Es kann statistischer Zufall sein", sagte er.

Michel zeigte Verständnis für die Hilflosigkeit von Eltern mit Kleinkindern, die in der Nähe von Atommeilern wohnten. Es sei aber "keine Lösung, dort wegzuziehen". Auch in Gemeinden ohne Kernkraftwerke gäbe es bisweilen unerklärliche, höhere Krebsraten.

Ein kausaler Zusammenhang zwischen der Atomstrahlung im Fünf-Kilometer-Radius und Leukämie-Erkrankungen bei Kleinkindern wird von der Strahlenkommission aus zwei Gründen für unwahrscheinlich erachtet: Die durch die Atomkraftwerke verursachte Strahlung sei um mehr als das Tausendfache geringer als Strahlendosen, die die beobachteten Leukämie-Erkrankungen auslösen könnten. Außerdem liege die natürliche Strahlung im Untersuchungsgebiet um mehrere Zehnerpotenzen höher als die durch das Atomkraftwerk verursachte zusätzliche Strahlung.

Das Umweltministerium hatte die Strahlenschutzkommission mit der Überprüfung der KiKK-Studie beauftragt, die wiederum eine interdisziplinär und international besetzte Arbeitsgruppe einsetzte. Eine politische Einflussnahme sollte damit ausgeschlossen werden.

Das Umweltministerium sieht angesichts des Prüfergebnisses keinen Anlass, in der Umgebung der deutschen Atomkraftwerke neue Strahlenschutzmaßnahmen zu ergreifen - etwa eine Verschärfung der Grenzwerte.

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