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NABU: Weitere Funde bedrohter Riffe machen Ostseetunnel-Bau unzumutbar

Archivmeldung vom 23.06.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.06.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Belebtes Felsenriff als untermeerische Fortsetzung der Felsenküste (Symbolbild)
Belebtes Felsenriff als untermeerische Fortsetzung der Felsenküste (Symbolbild)

Lizenz: CC0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Das Kieler Umweltministerium bestätigte den Fund weiterer, unter strengem Naturschutz stehender, Steinriffe entlang der geplanten Ostseetunnel-Strecke. Bereits im Sommer 2019 hat der NABU dort zwei Riffe nachgewiesen, die das Umweltministerium zum Anlass nahm, den Meeresboden genauer zu untersuchen.

Daraufhin fanden sie jetzt weitere Riffe, die durch die Fehmarnbeltquerung beeinträchtigt würden. Schon letzte Woche geriet das milliardenschwere Bauprojekt in massive Kritik durch den EU-Rechnungshof. Die Kostenplanung sei ausufernd und die Verkehrsprognosen fehlerhaft.

Dazu kommentiert NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger: "Die Bauplanung des Ostseetunnels wirkt nachlässig: Die Kosten sind mittlerweile auf rund 8 Milliarden Euro gestiegen, die Verkehrsprognosen sind fehlerhaft und die Zerstörung des einzigartigen marinen Ökosystems unwiderruflich. Das alles steht in keinem Verhältnis zum Nutzen. Seit über 10 Jahren warnt der NABU vor dem Bau des völlig überteuerten Prestigeprojektes. Wir hoffen, dass dieses klima- und umweltschädliche Großprojekt durch die berechtigte Kritik vom EU-Rechnungshof und dem Kieler Umweltministerium jetzt neu bewertet wird".

Seit mehr als einem Jahrzehnt engagiert sich der NABU gegen den Bau des Ostseetunnels. Im April 2019 reichte der Umweltverband Klage gegen den Planfestellungsbeschluss ein. Im Zentrum der Kritik steht der Umwelt-Schaden im Naturschutzgebiet 'Fehmarnbelt'. "Angesichts des dramatisch schlechten ökologischen Zustands der Ostsee und eines laufenden Vertragsverletzungsverfahrens der EU kann es sich Deutschland nicht erlauben, diese Kleinode am Meeresboden - seltene Lebensgemeinschaften aus Schwämmen, Moostierchen und Großalgen - einfach wegbaggern zu lassen," mahnt NABU-Meeresschutzexperte Dr. Kim Detloff. Die vom NABU angezeigten Riffe waren zwar in älteren Planungsunterlagen bereits verzeichnet, verschwanden aber im Laufe der Projektentwicklung wieder. Zudem ist nicht abschließend geklärt, ob sich nicht noch weitere Riffe nahe der Fehmarnbelttrasse auf deutscher und dänischer Seite befinden.

Neben dem drohenden Umweltskandal stellt sich zunehmend die Nutzenfrage. Dazu Malte Siegert,Leiter Natur- und Umweltpolitik in der NABU-Landesgeschäftsstelle Hamburg: "Die Rahmenbedingungen haben sich in den letzten Jahren völlig verändert. Angesichts deutlich geringerer Verkehrserwartungen sollte, wenn überhaupt, ein gebohrter Eisenbahntunnel in Erwägung gezogen werden. Das wäre hinsichtlich der europäischen Verkehrsidee "from road to rail" angemessen. Zudem fallen allein zwei Drittel des Betons von mehreren Millionen Kubikmetern für den Straßenanteil des Tunnels an. Sowohl für den Bau als auch für den Betrieb wäre das ein Anachronismus in Zeiten globaler Klimaverpflichtungen. Der Ostseetunnel ist zu teuer, klimaschädlich und bedrohlich für ein sensibles marines Ökosystem".

Im September dieses Jahres soll der dreiwöchige Prozess Ostseetunnel-Bau vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig beginnen. Ob sich der Termin angesichts der neu bestätigten Rifffunde und den daraus resultierenden Planänderungen halten lässt, bleibt abzuwarten.

Mehr Informationen zum Ostseetunnel: www.NABU.de/ostseetunnel

Quelle: NABU (ots)

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