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Neue NABU-Studie: So kann die Artenvielfalt auf Äckern und Wiesen gerettet werden

Archivmeldung vom 09.04.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.04.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Ein Permakultur Garten / Landwirtschaft (Symbolbild)
Ein Permakultur Garten / Landwirtschaft (Symbolbild)

Bild: Eigenes Werk /OTT

Auf Deutschlands Äckern und Wiesen wird es immer stiller. Doch das Artensterben kann gestoppt werden, sofern die EU-Agrarpolitik deutlich mehr Geld für den Naturschutz bereitstellt. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die der NABU beim Institut für Agrarökologe und Biodiversität (ifab Mannheim) in Auftrag gegeben hat.

Die Agrarökologen kommen zu dem Schluss, dass 50 Prozent der Gelder, die Landwirte aktuell als Direktzahlungen pro Hektar von der EU erhalten, künftig in die konkrete naturverträgliche Bewirtschaftung von Lebensräumen fließen müssen. Nur so werden Feldlerchen und Wildbienen ausreichend Platz finden. Für Deutschland bedeutet dies einen Finanzbedarf von etwa 2,4 Milliarden Euro jährlich.

Der NABU fordert Bundesagrarministerin Julia Klöckner und ihre Kollegen in den Ländern auf, sich bei ihrem morgen beginnenden Treffen in Landau auf einen naturverträglicheren Kurs in der Agrarpolitik zu verständigen. Bereits kommende Woche muss Frau Klöckner Pläne mit nach Luxemburg bringen, wie sie die EU-Agrarförderung nachhaltiger gestalten will. Bislang blieb sie dazu jeden Vorschlag schuldig. Und längst schlugen andere ihre Pflöcke ein: Vergangene Woche erst stimmte der EU-Agrarausschuss dafür, ab 2021 noch weniger Geld für nachhaltig arbeitende Landwirte bereitzustellen als bisher.

"Nochmal zehn Jahre eine solch zerstörerische Agrarpolitik und Insektensterben können wir uns nicht erlauben. Wir brauchen jetzt einen Kurswechsel. Für Landwirte muss es sich lohnen, unsere Lebensgrundlagen zu schützen", so NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Er warnte die Agrarminister davor, Fehler zu wiederholen und Probleme auf die lange Bank zu schieben - wie bei der Düngeverordnung. Die Quittung komme in Form von teuren Vertragsverletzungsverfahren und wachsendem Unmut der Bevölkerung.

Die Studienautoren unterstreichen, dass in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zu wenig für die Artenvielfalt in der Landwirtschaft getan wurde. Für ihre Untersuchung stellten sie nun die Anforderungen zusammen, wie typische Arten der Agrarlandschaft, wie Kiebitz, Feldlerche, Rebhuhn, Wiesenpieper sowie Acker- und Grünland-Wildkräuter, in ihrem Bestand gesichert und gefördert werden können. Daraus leiteten sie die erforderlichen Maßnahmen sowie deren Flächenumfang und das notwendige Budget ab.

Besonderes Augenmerk richteten sie dabei auf ein neues Instrument der EU-Agrarpolitik, die "Eco-Schemes". Diese sind nach Ansicht der Studienautoren besonders geeignet, die Artenvielfalt flächendeckend zu erhöhen - und nicht nur punktuell. Nach den Plänen der EU-Kommission soll jeder Mitgliedstaat diese Maßnahmen anbieten. Für Betriebe sollen sie freiwillig sein, einfach umsetzbar und zudem attraktiv entlohnt. Sie sind als Teil der sogenanten "Ersten Säule" geplant und demnach vollständig von der EU finanziert.

Damit das neue Instrument auch tatsächlich zum Überleben von Agrarvögeln und Insekten beitragen kann, müssen wirksame Maßnahmen auf einem entsprechend hohen Flächenanteil umgesetzt werden - und zudem finanziell attraktiv sein. Laut Studie sollten mit den Eco-Schemes hocheffektive Maßnahmen auf mindestens 18 Prozent der Fläche im Ackerland und auf 28 Prozent der Wiesen und Weiden umgesetzt werden - zusammen genommen auf rund 3,5 Millionen Hektar in Deutschland. Darüber hinaus sollte der Ökolandbau auf 1,7 Millionen Hektar gefördert werden.

Konkret empfehlen die Studienautoren für das Ackerland, auf 15 Prozent der Fläche Extensivgetreide oder Lichtäcker anzulegen und diese mit 400 Euro pro Hektar zu fördern. Auf weiteren drei Prozent sollten über- oder mehrjährige Blüh- und Brachestreifen entstehen, für die ein Landwirt eine attraktive Förderung von bis zu 750 Euro pro Hektar erhalten kann. Im Grünland sollten artenreiche und extensiv bewirtschaftete Wiesen und Weiden sowie Streuobstwiesen mit 350 bis 500 Euro pro Hektar unterstützt werden. Der Ökolandbau sollte 300 Euro erhalten.

Insgesamt ergibt sich daraus ein Finanzbedarf von rund 2,4 Milliarden Euro pro Jahr für die Eco-Schemes. Dies entspricht rund der Hälfte der Gelder, die derzeit als Direktzahlungen nach Deutschland fließen. Darüber hinaus müsse verpflichtend sein, dass alle Landwirte, die von Direktzahlungen profitieren, Landschaftselemente wie Hecken, Pufferstreifen und Brachflächen erhalten oder neu anlegen. Sollten all diese Maßnahmen umgesetzt werden, könnte Deutschland seine Biodiversitätsziele in der Agrarlandschaft erreichen.

Der NABU sieht sich durch die Studienergebnisse in seiner Forderung bestätigt, dass im künftigen EU-Agrarhaushalt insgesamt mindestens 15 Milliarden Euro für den Naturschutz zur Verfügung stehen müssen und dass mindestens 50 Prozent der Ersten Säule dieses Ziel verfolgen. So könnten die ökonomisch, sozial wie ökologisch unsinnigen pauschalen Flächenprämien schnell in gute Anreize für mehr Umweltschutz umgewandelt werden.

Die ausführliche Studie zum Download: www.NABU.de/gap-studie Weitere Informationen zu den Forderungen des NABU: www.neueagrarpolitik.eu

Quelle: NABU (ots)

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