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Fischereiminister riskieren Kabeljau-Kollaps in der Nordsee

Archivmeldung vom 19.12.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.12.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
© WWF
© WWF

Der WWF kritisiert letzte Nacht in Brüssel gefasste Entscheidung der EU-Fischereiminister, die Fangquoten für den Nordsee-Kabeljau für das Jahr 2008 um etwa 11 Prozent auf 22.000 Tonnen anzuheben. „Das ist eine neue Lizenz zum Plündern.

Schlimmstenfalls droht ein Kollaps des Kabeljau-Vorkommens", warnt WWF-Fischereiexpertin Karoline Schacht. Seit Anfang der 1970er Jahre ist der Bestand des Nordsee-Kabeljaus um vier Fünftel zurückgegangen. Der WWF kritisiert zudem, dass die Fangquoten für Scholle und Seezunge nicht ausreichend abgesenkt worden seien. Die Entscheidungen widersprechen laut WWF den von der EU-Kommission beschlossenen langfristigen Erholungsplänen für gefährdete Fischbestände. Immerhin habe der Ministerrat auf die Herings-Krise reagiert und die Quoten drastisch reduziert.

Einmal mehr hätte der Ministerrat jedoch in zentralen Punkten die Empfehlung der Wissenschaft zugunsten kurzfristiger wirtschaftlicher Interessen ignoriert, bilanziert der WWF. Weil es erste Anzeichen für eine Erholung des Nordsee-Kabeljaus gibt, hatten Experten erstmals seit Jahren eine moderate Fangquote vorgeschlagen. Allerdings nur mit hohen Auflagen zum Kampf gegen unabsichtliche und illegale Fänge. Diese machen fast die Hälfte der Kabeljau-Fischerei aus und werden bislang in den Brüsseler Fangquoten nicht berücksichtigt. "Ein Großteil der Fische wird als Beifang ungenutzt und tot wieder über Bord geworfen. Das ist eine irrwitzige Verschwendung", so Schacht.

Ohne Maßnahmen gegen Beifang und Piratenfischerei werden die tatsächlichen Kabeljau-Fänge 2008 weit über 40.000 Tonnen liegen, schätzt der WWF. Vor allem die für die Erholung des Bestandes wichtigen Jungfische würden unter einer Erhöhung der Quoten leiden. Der WWF fordert, Jungfische durch selektivere Netze und Fangverbote in Laich- und Aufwuchsgebieten zu schonen. Der Ministerrat habe dazu lediglich Empfehlungen ausgesprochen - die Ausführung werde der Industrie überlassen. "Damit haben wir keine Garantie, dass die Maßnahmen auch umgesetzt werden", erklärte Schacht.

Rund 80 Prozent der europäischen Fischbestände sind fast oder völlig überfischt. Angesichts des Versagens der EU fordert der WWF den Lebensmittelhandel auf, sein Sortiment auf nachhaltigen Fisch umzustellen und verweist auf die Niederlande. Dort haben sich alle großen Handelsketten in Kooperation mit dem WWF dazu verpflichtet, ab 2011 nur noch Fisch mit dem Ökosiegel des "Marine Stewardship Council" (MSC) anzubieten. "Eine Fisch-Revolution mit Vorbildcharakter", lobt Schacht. In Deutschland liegt der MSC-Anteil bisher bei etwa 10 Prozent. Der WWF empfiehlt Verbrauchern, sich beim Fischkauf an die Empfehlungen des kostenlosen WWF-Fischführers zu halten (www.wwf.de/fisch).

Auf einen Kompromiss einigten sich die EU-Minister beim Schutz von 2.500 Quadratkilometern wertvoller Korallenriffe westlich von Irland. Hier wird die Schleppnetz-Fischerei verboten, die die Riffe schwer beschädigt. Die ICES-Wissenschaftler hatten zur besseren Kontrolle ein komplettes Fischereiverbot gefordert. "Die EU-Gesetze verlangen einen wirksamen Schutz der Tiefseeriffe. Die Fischereipolitik behindert ihn", so WWF-Meeresexperte Stephan Lutter.

Quelle: WWF

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