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Trinkwasser-Tourismus für Spanien

Archivmeldung vom 26.04.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.04.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
© WWF
© WWF

Verkehrte Welt: Um die aktuelle Wasserkrise in Spanien in den Griff zu bekommen, beabsichtigen die spanischen Behörden, riesige Trinkwasservorräte per Schiff, Tanklaster, Bahn oder durch neue Leitungen aus anderen EU-Staaten in besonders stark betroffene Regionen zu transportieren.

Allein der bislang geplante Schiffstransport und der dafür erforderliche Hafenausbau in Barcelona sollen etwa 74 Millionen Euro verschlingen. Geld, das nach Ansicht der WWF-Süßwasserexpertin Dorothea August sinnvoller in eine effizientere Wassernutzung und in eine verbesserte Landwirtschaft investiert werden sollte.

„Der geplante Trinkwasser-Tourismus für Spanien ist so absurd, dass ich zunächst an einen Schildbürgerstreich dachte. Aber offensichtlich bevorzugen die Behörden einen wenig aussichtsreichen Feuerwehreinsatz, anstatt sich endlich über langfristige und vor allem billigere Alternativen den Kopf zu zerbrechen“, so Dorothea August. Das aktuelle Krisenszenario in Spanien gehört ihrer Meinung nach zu einer langen Reihe von Umweltkatastrophen im gesamten Mittelmeerraum, die mittlerweile jedes Jahr in Form von chronischen Dürren und verheerenden Feuersbrünsten spürbar werden und ganze Landstriche verwüsten.

Dorothea August warnt davor, die extreme Trockenheit in den Mittelmeerstaaten als natürliches Phänomen einer wasserarmen Region zu verharmlosen. Sie macht vor allem den globalisierten und industrialisierten Agrarsektor verantwortlich: „In den Mittelmeerländern werden 80 Prozent des Wassers durch die Landwirtschaft verbraucht. Das Wasser wird beim Anbau von Erdbeeren, Trauben, Oliven oder Tomaten in der Regel sehr ineffizient genutzt. Es versickert in uralten und maroden Rohrleitungen oder wird sogar in riesigen Mengen aus illegalen Brunnen abgezapft, ohne dass für die kostbare Ressource bezahlt wird.“ Allein in Spanien werde ein Sechstel der Flächen mit gestohlenem Wasser aus etwa einer halben Million illegaler Brunnen versorgt - in der Regel ohne dass die Behörden durch Geldbußen oder andere Sanktionsmaßnahmen einschreiten. Nur wenn in der Landwirtschaft massiv umgelenkt werde, sei der Kampf ums Wasser noch zu gewinnen, behauptet die WWF-Expertin.

Auch das derzeit viel beschworene Allheilmittel der Entsalzungsanlagen sei keine Patentlösung für die Mittelmeerregion. Derzeit sind weltweit rund 10.000 solcher Anlagen in Betrieb. Auch das Sorgenkind Spanien, mit 950 Entsalzungsanlagen einer der Vorreiter auf diesem Gebiet, versucht die nahezu unerschöpflichen Wasserressourcen der Meere als Trinkwasser zu nutzen. Dorothea August: „Mit den Entsalzungsanlagen wachsen die Umweltprobleme nur noch mehr in den Himmel: Große Anlagen verbrauchen soviel Energie, dass man ein eigenes Kraftwerk daneben stellen muss. Dadurch werden der CO2-Ausstoß, der Klimawandel und letztlich zunehmende Dürren nur noch weiter angekurbelt.“

Immerhin versucht das katalonische Umweltministerium derzeit, den Wasserkonsum der Bevölkerung und in öffentlichen Einrichtungen durch strenge Auflagen weitgehend einzuschränken. Ob diese Bemühungen noch rechtzeitig greifen, wird sich vor allem in den Hitzemonaten ab Juni zeigen, wenn die Touristen die Region in Beschlag nehmen. Dorothea August appelliert an die Mittelmeerbesucher: „Jeder von uns kann etwas tun, indem er unnötiges Wäschewaschen oder übertriebene Körperhygiene vermeidet und vor allem auf ein sehr beliebtes Urlaubsvergnügen verzichtet: das Golfspielen. Denn ein Golfplatz alleine verschlingt soviel Wasser wie eine ganze Kleinstadt.“

Quelle: WWF

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