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Patient Ostsee: Staaten verweigern Medizin

Archivmeldung vom 27.08.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.08.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
© WWF
© WWF

Die Maßnahmen zum Schutz der gefährdeten Ostsee sind in allen neun Anrainer-Staaten „mangelhaft“. Zu diesem ernüchternden Ergebnis kommt ein heute beim Stockholmer Ostsee-Festival veröffentlichter Ländervergleich des WWF.

Darin untersucht der WWF die Fortschritte, die die Staaten im Kampf gegen die Zerstörung von Lebensräumen, die Überfischung, die Einleitung von Umweltgiften, die Folgen der Schifffahrt sowie bei der Einführung von Schutzgebieten erreicht haben. „Die Politik hat bislang in weiten Teilen versagt. Die Regierungen gleichen Ärzten, die dem todkranken Patienten Ostsee trotz eindeutiger Diagnose die rettende Medizin verweigern“, kritisiert der Leiter des WWF-Ostseebüros in Stralsund, Jochen Lamp.  

Das zweite Ostsee-Länderranking des WWF untersucht die bislang umgesetzten Maßnahmen zum Meeresschutz in Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Lettland, Litauen, Polen, Schweden und Russland. Bei einem ersten Vergleich, der im Sommer 2007 veröffentlicht wurde, hatte die Umweltstiftung den gesetzlichen Rahmen für den Ostseeschutz in den Ländern unter die Lupe genommen.  

Das beste Ergebnis des neuen Staatenvergleichs erzielte Deutschland, das knapp die Hälfte der vom WWF geforderten Schutzmaßnahmen verwirklicht hat. Am Ende der Rangliste liegt Polen mit einer Umsetzungsquote von nur 25 Prozent. „Das Ergebnis ist sehr ernüchternd, weil kein Land die Ostsee umfassend schützt. Wir brauchen Bundesliga-Format, um dieses einzigartige Meer zu retten. Das Deutschland jetzt Tabellenführer auf Kreisliganiveau ist, kann kein Ruhekissen sein“, so Lamp. Handlungsbedarf bestehe vor allem in der Fischereipolitik, beim Kampf gegen Umweltgifte und bei der Regulierung der Schifffahrt.  

Die Arten- und Lebensraumvielfalt der Ostsee stehe auf dem Spiel, warnt der WWF. Jedes Jahr werden über eine Million Tonnen Nährstoffe eingeleitet, die – wie in diesem Jahr – unnatürlich starke Algenblüten verursachen. Eine dramatische Folge: Schon auf 42.000 Quadratkilometer des Meeresbodens, einer Fläche von nahezu der Größe Dänemarks, herrscht dauerhaft Sauerstoffmangel.  

Zahlreiche Meerestiere wie zum Beispiel der Schweinswal in der südlichen Ostsee sind gefährdet. Die Kapazität der Fangflotten liegt um 30 bis 40 Prozent über dem Niveau einer nachhaltigen Fischerei. Gesetzliche Regelungen greifen nicht – so wird etwa jeder zweite Dorsch illegal gefangen. Durch Schiffs-Ballastwasser wurden bereits mehr als 100 fremde Arten in die Ostsee eingeschleppt, die eine erhebliche Gefahr für heimische Arten und Lebensräume darstellen. Die Belastung mit Umweltgiften wie Dioxin oder Polychlorierten Biphenylen (PCBs), die in Heringen oder Lachsen gemessen wird, liegt in einigen Regionen noch immer über den EU-Grenzwerten.  

Trotz dieser alarmierenden Befunde sieht der WWF auch positive Entwicklungen. Deutschland hat bereits 40 Prozent seiner nationalen Gewässer unter Schutz gestellt. Litauen und Lettland gehen mit verschärften Kontrollen erfolgreich gegen kriminelle Fischer vor. Und Estland konnte die Einleitung giftiger Substanzen in die Ostsee besonders deutlich senken.  

Die finnische Präsidentin Tanja Halonen wurde vom WWF in Stockholm für ihre führende Rolle im Ostseeschutz ausgezeichnet. Halonen setze sich intensiv für die Rettung der Ostsee und den länderübergreifenden Dialog ein, lobt der WWF. Zudem habe Finnland als erster Ostseestaat eine ressortübergreifende Meeresschutz-Strategie entwickelt.  

Der WWF fordert alle Ostsee-Länder auf, die Rettung der Ostsee zur Chefsache zu machen. Den politischen Rahmen dazu biete die EU, die die Ostsee zur Modellregion für eine nachhaltige Meerespolitik auserkoren hat. Allerdings klaffe zwischen Anspruch und Wirklichkeit noch eine schmerzliche Lücke, so der WWF.

Quelle: WWF

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