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Rund 3 Millionen Tiere sterben 2013 einen grausamen Labortod

Archivmeldung vom 02.12.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.12.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Ärzte gegen TIerversuche e.V.
Bild: Ärzte gegen TIerversuche e.V.

2.997.152 Tiere mussten 2013 in deutschen Versuchslabors leiden und sterben, rund doppelt so viele wie 1997, als die Statistik ihren vorläufigen Tiefpunkt erreichte. Im EU-Vergleich weist Deutschland nach Frankreich die zweithöchsten Tierversuchszahlen auf. Der Verein Ärzte gegen Tierversuche nennt die soeben vom Bundeslandwirtschaftsministerium veröffentlichte Jahresstatistik alarmierend und kann die von Bundesminister Christian Schmidt bekundete Trendwende nicht bestätigen.

Ein Anstieg der Tierversuche ist wie in den Vorjahren insbesondere im Bereich Gentechnik (allein gentechnisch veränderte Mäuse 2013: 900.433, 2012: 889.137, 2011: 838.003) zu verzeichnen. Die per Definition zweckfreie Grundlagenforschung hat 40 % aller getöteten Tiere zu verantworten (2013: 1.190.019; 2012: 1.138.508,2011: 1.017.935), so dass nach Aussage der Ärztevereinigung der Aufwärtstrend der reinen Neugierforschung anhält.

Einen leichten Rückgang gab es erneut im Bereich der Giftigkeitsprüfungen, von 166.716 Tieren im Jahr 2012 auf nun 154.011 Tiere. Diesen seit Jahren anhaltenden Trend führt der Ärzteverein, wie auch die Bundesregierung, auf den wirkungsvollen Einsatz tierversuchsfreier Testmethoden zurück.

„Bislang bleibt die Bundesregierung umfassende Maßnahmen für den Paradigmenwechsel zur tierversuchsfreien Forschung schuldig. Vielmehr hat sie erst 2013 Verbesserungsmöglichkeiten der neuen EU-Tierversuchsrichtlinie bei der Umsetzung in nationales Recht unterdrückt. Auch steckt sie immer noch jedes Jahr Milliardenbeträge an Steuergeldern in Tierexperimente, aber nur rund 4-5 Millionen Euro in die tierversuchsfreie Forschung. Minister Schmidt hat jetzt vollmundig von einer personellen und finanziellen Aufstockung von ZEBET* gesprochen. Das sehen wir nur als einen kleinen Teilaspekt auf einer langen überfälligen To-do-Liste“, so Dr. Corina Gericke, Vizevorsitzende der Ärzte gegen Tierversuche.

Tierversuchs-Opfer wurden im letzten Jahr 2.199.671 Millionen Mäuse, 375.656 Ratten, 202.685 Fische, 42.779 Vögel, 95.653 Kaninchen, 2.542 Hunde, 793 Katzen sowie zahlreiche andere Tiere. Als besonders dramatisch bezeichnet der Ärzteverein den Anstieg bei den Affen um 479 auf 2.165 Tiere.

„Hinter jeder dieser nüchternen Zahlen steht ein Tier – eines zu viel. Außerdem sind die tatsächlichen Zahlen noch viel höher, da die Statistik unvollständig ist“, betont Gericke. Denn in der veröffentlichten Statistik fehlen Tiere, die die gewünschten Genveränderungen nicht aufweisen, Tiere, die durch Haltungsbedingungen zu Tode kommen sowie Tiere, die auf „Vorrat“ gezüchtet und bei Nichtbedarf getötet werden. Allein bei der „Vorrats“-Tierhaltung weisen Daten auf das 2,5fache hin, so dass diese bereits rund 8 Millionen Tieropfer zu verantworten hat.

Die Ärzte gegen Tierversuche fordern ein Ende des unethischen und wissenschaftlich fatalen Irrwegs Tierversuch. Stattdessen sollen moderne Forschungsmöglichkeiten zum Einsatz kommen, da mittels Hightech-Verfahren sowie auch Bevölkerungsstudien aussagekräftige Erkenntnisse erlangt werden können. Die Bundesregierung ist aufgefordert, die gesetzlichen Vorgaben erneut zu überarbeiten und endlich zumindest wirksame Einschränkungen von Tierversuchen zu erlassen und den Ausstieg aus dem tierexperimentellen System nicht weiter zu blockieren. Nach Ansicht der Ärzte gegen Tierversuche verwaltet derzeit das Tierschutzgesetz Tierversuche nur, verhindert aber keine.

*ZEBET – Zentralstelle zur Erfassung und Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch beim Bundesinstitut für Risikobewertung

Tierversuchszahlen 2013: Leichter Rückgang, nicht aber bei den gentechnischen Veränderungen

Im Zeitraum von 2012 bis 2013 sanken die Versuchstierzahlen leicht um 1,7 Prozent auf insgesamt 2.997.152 Tiere. Das wurde heute in der aktuell erschienenen Bundesstatistik des Bundeslandwirtschaftsministeriums veröffentlicht. Allerdings sind gegenüber dem Vorjahr die Zahlen der gentechnisch veränderten Tiere abermals um 1,4 Prozent um 13.166 auf 947.019 Tiere gestiegen. Mehr als 95 Prozent der transgenen Tiere sind genmanipulierte Mäuse.

Der Zweck der Genmanipulation ist in der Statistik zwar nicht aufgeführt, anhand der Veröffentlichung wissenschaftlicher Artikel und Pressemitteilungen zufolge sind es sogenannte „Krankheitsmodelle“ und genetische Manipulationen zu Zwecken der Stoff-wechselmechanismuserforschung, die vor allem in der Grundlagenforschung durchgeführt werden. Transgene Tiere sind gentechnisch veränderte Organismen, bei denen eigene Gene ausgeschaltet („knock-out“), herunter reguliert wurden („knock-down“) oder denen artfremdes genetisches Material ins eigene Genom integriert wurde („knock-in“). Durch moderne Methoden – sogenannte Genscheren – geht das heute außerordentlich schnell.

Der Bundesverband Menschen für Tierrechte weist darauf hin, dass die Anzahl transgener Tiere noch weitaus höher ist, da nur die Tiere gezählt werden, bei denen die Genmanipulation geklappt hat und die dann in weiteren Tierexperimenten eingesetzt wurden. Bei der Erstellung neuer genmanipulierter Linien werden Tausende überzählige Tiere „entsorgt“, die in keiner Statistik auf-
tauchen. Auch wurde die Vielzahl misslungener Versuche sowie „Vorratstiere“ bei Züchtern und Laboren nicht erfasst. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte kritisiert, dass dem enormen Tierverbrauch in der Gentechnik noch immer keine Strategie entgegengesetzt werden konnte.

„Mit der Entwicklung von Body-on-a-chip-Modellen, die zunehmend auch mit Zell- und Organkulturen genutzt werden können, die das zu untersuchende Krankheitsphänomen ausbilden, ist hier eine Perspektive in Sicht, deren beschleunigte Unterstützung wir mit Nachdruck einfordern“, betont Dr. Kurt Simons, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte.

Ein Bündnis von Organisationen, denen neben Tierrechtsorganisationen auch das Gen-ethische Netzwerk und Testbiotech angehören, hatte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt im Juli in einem offenen Brief aufgefordert, mit gesetzlichen Vorgaben für den Schutz der genetischen Integrität der Tiere zu sorgen und kurzfristig wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um den Verbrauch an Versuchstieren einzudämmen*.

Die aktuellen Tierversuchszahlen basieren wie in den Jahren zuvor im Wesentlichen auf einem hohen Anteil von Mäusen, der zwar gegenüber dem Vorjahr um knapp 1,95 Prozent auf 2.199.671 Tiere abgenommen hat, damit jedoch mehr als 73 Prozent aller Versuchstiere in der Statistik ausmacht. Es folgen 12,5 Prozent Ratten (375.656), 7 Prozent Fische (39.019), 3,2 Prozent Kaninchen (95.653), nicht näher bezeichneten Vogelarten (41.169) und Meerschweinchen (24.572).

In 2013 wurden 1.000 Meerschweinchen mehr als 2012 verbraucht (24572/23599). Sie wurden vor allem in toxikologischen und anderen Sicherheitsprüfungen (naheliegend sind Impfstoff-Chargenprüfungen) sowie zur Aus-und Weiterbildung eingesetzt. Der Anstieg der Verbrauchszahlen von Fischen (166.396/202685) und Amphibien (9509/12705) ist auf überwiegend toxikologische Tests zurückzuführen.

Auch ein Anstieg von Alt- und Neuweltaffen ist festzustellen: Die Zunahme geht im Wesentlichen auf einen erhöhten Verbrauch von Altweltaffen (Javaner und Rhesusaffen) zurück. Etwa 400 Tiere wurden hier in der Kategorie „sonstige Zwecke“ verbraucht. Die Anzahl der Schweine ist dagegen gesunken (16310 auf 12863) und beruht überwiegend auf einem Rückgang in der Kategorie Krankheitsdiagnostik. Das Interesse an transgenen Schweinen hat jedoch nicht abgenommen (Anstieg von 122 auf 174).

* Seit langem wird auch ein Verbot der Patentierung von Tieren gefordert, da über Patente ein Anreiz geschaffen wird, Tierversuche auch aus rein wirtschaftlichen Motiven durchzuführen. Dies hat sich leider wieder am Anstieg der Tierversuchszahlen bestätigt. Bisher gab es auf dieses Schreiben noch keine Antwort aus dem Ministerium. Das Europäische Patentamt hat bereits mehr als 1.500 Patente auf Tiere erteilt, unter anderem sogar auf Schimpansen, die mit synthetischen Genen manipuliert wurden. Dadurch entsteht ein zusätzlicher wirtschaftlicher Anreiz, immer noch mehr Tierversuche durchzuführen. Die Politik muss sich endlich ihrer moralischen Verantwortung stellen“, sagt Christoph Then von Testbiotech.

Bericht: Zahl der Tierversuche in Deutschland sinkt

Die Zahl der Tierversuche in Deutschland sinkt. Wie das Nachrichtenmagazin "Focus" unter Berufung auf einen Bericht des Landwirtschaftsministeriums meldet, wurden im vergangenen Jahr 2,7 Prozent weniger Tiere in Forschungsversuchen eingesetzt als im Jahr zuvor. Demnach wurden 2013 rund drei Millionen Wirbeltiere für Tierversuche und andere wissenschaftliche Zwecke verwendet, davon 2.165 Affen und Halbaffen. 87 Prozent waren dem Bericht zufolge Nagetiere wie Mäuse und Ratten, sieben Prozent Fische und drei Prozent Kaninchen. In den zehn Jahren davor war die Zahl der Tierversuche dagegen kontinuierlich gestiegen. Der Rückgang jetzt erklärt sich dem "Focus" zufolge vor allem dadurch, dass weniger Tiere für toxikologische Sicherheitsprüfungen gebraucht werden. Das Landwirtschaftsministerium will den Bericht in den kommenden Tagen veröffentlichen.

Quelle: Ärzte gegen Tierversuche e.V. / Menschen für Tierrechte / dts Nachrichtenagentur

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