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Wiesenbewässerung als Naturschutz: DBU gibt 170.000 Euro für Natur- und Artenschutzprojekt an der Uni Landau

Archivmeldung vom 11.07.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.07.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Rolf Handke / pixelio.de
Bild: Rolf Handke / pixelio.de

Jahrhundertelang wurden Wiesen - praktisch als natürlicher Dünger - unter Wasser gesetzt, um die Heuernte zu verbessern. Im 19. Jahrhundert waren es lokal sogar mehr als 60 Prozent. Mit der Entwicklung des Kunstdüngers in den 50er-Jahren verlor diese Form der Grünlandnutzung aber erheblich an Bedeutung. Teilweise wurde sie ganz eingestellt. Wiesen wurden zur Deckung des steigenden Nahrungsbedarfs in Äcker umgewandelt oder mit Mineraldünger gedüngt, wodurch die Artenvielfalt zurückging.

Aktuell gerät das Bewässern von Wiesen aber besonders aus Naturschutzsicht wieder in den Fokus: Das Institut für Umweltwissenschaften an der Universität Koblenz-Landau will diese historische Form der Landbewirtschaftung nun untersuchen. Dafür gibt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) gut 170.000 Euro, "um in der Region Landau zu erforschen, was die Wiesenbewässerung für den Natur- und Umweltschutz bringt", sagte DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde.

"Wir wollen aus drei Perspektiven das vielseitige Landnutzungskonzept der traditionellen Wasserwirtschaft untersuchen: aus Sicht der Landwirtschaft, des Tourismus' und des Naturschutzes", erklärte Projektleiterin Dr. Constanze Buhk vom Institut für Umweltwissenschaften. Obwohl die Wiesenbewässerung in Mitteleuropa jahrhundertelang weit verbreitet war, gebe es dazu keine wissenschaftliche Untersuchung und auch keinen Vergleich mit der Wirksamkeit und Auswirkung von Kunstdünger. Durch die Bewässerung vermuten Buhk und ihre Kollegen eine besser über das Jahr verteilte Nährstoffversorgung und dadurch eine bessere Heuernte. Außerdem wollen sie überprüfen, ob das Bewässern die Vielfalt von Tieren und Pflanzen erhöht, da Kunstdünger eingespart werden kann, der meist zu einer Vereinheitlichung der Pflanzenarten führe. Der Weißstorch profitiere zum Beispiel von der Bewässerung. Auch Laufkäfer, Heuschrecken und Tagfalter sollen unter die Lupe genommen werden. Ebenso wie der Mensch: Was halten Bevölkerung und Landwirte von der Wässerbewirtschaftung und welche nutzbaren Vorteile, aber auch welche Kosten entstehen ihnen?

Durch das Aufstauen von Bächen im April und Juli/August würden die Wiesen jeweils für etwa zwei Tage kurz unter Wasser gesetzt und anschließend durch angelegte Rinnen und Gräben wieder entwässert. "Die Wiesen sollen natürlich nicht versumpfen und die Bäche nicht austrocknen. Das Wasser kann in dieser Zeit aber bis in alle Poren eindringen und die Wiesen für den Sommer gut mit Wasser versorgen, wenn sie sonst trocken lägen oder mit Stickstoff gedüngt werden müssten", erklärte Buhk das Verfahren. Somit könne ohne viel Dünger zwei Mal im Jahr gemäht werden. "Mit unseren Erkenntnissen zur Futter- und Wasserqualität, zu Bodenwerten und den Tier- und Pflanzenarten möchten wir nicht nur einen Beitrag zum Naturschutz leisten, sondern auch die breitere Anwendung und Reaktivierung des Bewässerungsmodells prüfen", sagte Buhk. Denkbar wären alle Gebiete, in denen es die Wiesenbewässerung schon einmal gegeben habe, vor allem im eher flachen Norden und Osten Deutschlands oder auch in den Mittelgebirgen, wo die Flüsse und Bäche besonders viele Mineralien enthielten.

"Es ist wichtig, die Auswirkungen der Wiesenbewässerung auf Natur und Umwelt aus ökonomischer Sicht zu klären, denn sie ist aus zwei Gründen interessant: Bewässerungsgräben und Feuchtwiesen als Lebensraum für im und am Wasser lebende Tiere und Pflanzen sowie Wiesenbewässerung als eine Dünger sparende Form der Bewirtschaftung", so DBU-Referent Dr. Reinhard Stock. Neben den Arbeitsgruppen aus Geoökologie, Umweltökonomie und Ökosystemanalyse vom Institut für Umweltwissenschaften Koblenz-Landau ist der Landschaftspflegeverband Südpfalz Landau an dem Forschungsprojekt beteiligt. Mit dabei sind außerdem sechs landwirtschaftliche Betriebe aus der Region Landau sowie die ehrenamtlichen Kooperationspartner Aktion PfalzStorch und die Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz.

Quelle: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) (ots)

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