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Traditionelle Medizin bedroht Primaten

Archivmeldung vom 31.03.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.03.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Schwere Zeiten für unsere nächsten Artverwandten. Bild: J. Reisig/pixelio.de
Schwere Zeiten für unsere nächsten Artverwandten. Bild: J. Reisig/pixelio.de

Mehr als 100 Primaten-Arten werden in traditionellen Gesellschaften immer noch als Arzneimittel oder als Kultobjekte genutzt. So etwa Klammeraffen, die gegen Rheuma verzehrt werden oder Gorillas, die gut für Schwangere sein sollen. Einer Studie brasilianischer Forscher zufolge beschleunigen solche Praktiken den Rückgang der ohnehin stark bedrohten Primaten.

Die Studie, die im Fachmagazin "Mammal Review" publiziert wurde, hat insgesamt 390 Primatenarten untersucht. 47 Spezies werden aufgrund angeblich heilender Wirkung, 34 aufgrund ihrer magischen Kräfte und 20 wegen beiden Gründen regelmäßig getötet. Die Primaten gehören zu 38 Genera und zehn verschiedenen Familien und reichen von Makaken und Languren bis hin zu Gorillas, so Studienautor Romulo Alves von der State University of Paraiba.

CITES-Regeln werden nicht beachtet

Mindestens 30 Prozent der Tierarten werden als Heilmittel gegen verschiedene Beschwerden gejagt. Der Schwarzgesichtklammeraffe (Ateles chamek) und der Haubenkapuziner (Cebus aplella) soll sechs verschiedene Erkrankungen heilen. In Bolivien werden Klammeraffen gegen Schlangen- und Spinnenbisse, Fieber, Erkältungen, Husten, Schulterschmerzen, Schlafprobleme und Leishmaniose gegessen.

In Indien, berichten die Forscher, herrscht der Glaube vor, dass das Blut von Makaken gegen Asthma helfen soll. Von anderen Affen werden Knochen zerrieben und das Pulver mit Tee gemischt und getrunken. Gallenblase, Blut oder Fett werden zu Salben verarbeitet und aufgetragen. Obwohl der Handel aller Primaten im Artenschutzabkommen CITES streng geregelt ist, werden die Tierprodukte gehandelt.

Auch Aberglaube bedroht Primaten

In Sierra Leone bekommen Kinder kleine Knochen von Schimpansen um den Bauch oder um das Handgelenk gebunden, da es den Aberglauben gibt, dies würde sie stärker machen. In Indien wird das Auge des Bengalische Hanuman-Langur (Semnopithecus entellus) manchmal in einem Amulett getragen, weil es dem Träger Mut verleihen soll.

Doch nicht überall werden die Primaten gnadenlos gejagt. Manche der rituellen Verehrungen kommen den Affenpopulationen auch zugute wie etwa in der Republik Guinea, wo Schimpansen als heilig verehrt werden. Das gleiche gilt auch für Makaken in Bali und für Graue Languren in Indien.

48 Prozent der Primaten vom Aussterben bedroht

2008 hat der Primatologe Russell Mittermeier, IUCN-Vorsitzender der Primaten-Experten Gruppe, die Bestände von 634 verschiedenen Primaten-Spezies untersucht. Demnach sind 48 Prozent der nächsten Artverwandten des Menschen vom Aussterben bedroht. Mehr als 70 Prozent der Primaten Asiens sind als "gefährdet" gelistet.

"Am meisten zu schaffen macht den Affen und Halb-Affen der Verlust ihres Lebensraumes", kommt der Experte zum Schluss. Vor allem das Verschwinden der tropischen Wälder, der dadurch bedingte Anstieg von CO2 und darüber hinaus die Jagd der Tiere als Nahrung für den Menschen sowie der illegale Handel mit Wildtieren stellen das Überleben der Tiere auf das Spiel.

"Wir haben schon vor einiger Zeit auf den rapiden Rückgang der Primaten hingewiesen. Allerdings wird mit diesen Ergebnissen erst evident, wie dramatisch diese Situation eigentlich ist", so Mittermaier. Die Rodung der Regenwälder sei immer der Hauptgrund des Rückgangs gewesen. "Nun zeigt sich allerdings in manchen Gebieten, in denen der Lebensraum praktisch unangetastet ist, dass die Jagd als Bedrohungsursache deutlich zugenommen hat." In vielen Gebieten würden die Tiere quasi bis zur Ausrottung verspeist.

Quelle: pressetext.austria (Wolfgang Weitlaner)

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