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Tierbestände auf dem Tiefpunkt

Archivmeldung vom 10.09.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.09.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Grauers Gorilla / Östliche Flachlandgorilla (Gorilla beringei graueri) in der Demokratischen Republik Kongo.Eastern lowland gorilla or Grauer's gorilla (Gorilla beringei graueri) in the Democratic Republic of the Congo. Mwinja ("loved one"), adult female in Chimanuka´s family, mother of Mwira /  Bild: "obs/WWF World Wide Fund For Nature/Carlos DREWS"
Grauers Gorilla / Östliche Flachlandgorilla (Gorilla beringei graueri) in der Demokratischen Republik Kongo.Eastern lowland gorilla or Grauer's gorilla (Gorilla beringei graueri) in the Democratic Republic of the Congo. Mwinja ("loved one"), adult female in Chimanuka´s family, mother of Mwira / Bild: "obs/WWF World Wide Fund For Nature/Carlos DREWS"

Berlin: Um die biologische Vielfalt war es noch nie so schlecht bestellt wie heute: Der Bestand von Säugetieren, Vögeln, Fischen, Amphibien und Reptilien ging im Vergleich zu 1970 weltweit im Schnitt um 68 Prozent zurück. Darunter verzeichnen Süßwasserarten mit 84 Prozent den stärksten Schwund innerhalb der rund 21.000 untersuchten Bestände von über 4.400 Wirbeltierarten.

Damit fällt der "Living Planet Index", ein Barometer für den weltweiten ökologischen Gesundheitszustand der Erde, auf einen neuen Tiefpunkt. Das geht aus dem 13. Living Planet Report hervor, den der WWF heute in Berlin vorgestellt hat. Teile des Reports erscheinen heute auch im Fachmagazin Nature.

Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz bei WWF kommentiert: "Die Kurve der Tierbestände zeigt inzwischen eine dramatische Entwicklung. Wäre der Living Planet Index ein Aktienindex, würde er die größte Panik aller Zeiten auslösen. Wir konsumieren unsere Ökosysteme zu Tode. Wir müssen schleunigst die Reißleine ziehen und in den natürlichen Grenzen der Erde wirtschaften und leben. Denn die Natur ist systemrelevant". Der WWF fordert angesichts der erschreckenden Zahlen einen Systemwechsel bei der Agrarpolitik, dem Ernährungssystem und den globalen Lieferketten. Zudem müsse bis 2030 ein Drittel der Erde unter Schutz gestellt werden.

In Süd- und Zentralamerika sind die Tierbestände mit 95% besonders stark geschrumpft. Dazu Heinrich: "Um günstiges Soja für unser Billigfleischsystem anzubauen, werden in Südamerika Regenwälder gerodet. Statt mit dem Finger nur auf die Verbraucher und Landwirte zu zeigen, müssen Politik und Wirtschaft sich an die eigene Nase fassen. Sie müssen Verbraucher davor schützen, dass Entwaldung auf ihrem Teller landet." Der WWF fordert auf nationaler wie europäischer Ebene wirksame Gesetze für nachhaltige Lieferketten. "Produkte dürfen in die EU nur noch eingeführt werden, wenn für sie keine Urwälder abgeholzt oder Moore trockengelegt wurden. Auch das Freihandelsabkommen Mercosur ist ohne wirksame und einklagbare Umweltstandards unhaltbar."

In Europa geht die Kurve des Living Planet Index' ebenfalls abwärts, zum Beispiel bei den Schmetterlingen des Grünlandes. Die Bestände in der EU gingen seit 1990 um 39 Prozent zurück. Intensive Landwirtschaft und der Umbruch von Grünland sind die Hauptgründe. Dazu Heinrich: "Mit der Zukunftskommission Landwirtschaft und der Neugestaltung der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik haben wir die Möglichkeit einen kompletten Systemwechsel in der Ernährungs- und Agrarpolitik einzuläuten. Mindestens 50 Prozent der Agrar-Subventionen gehören in die Hand von Landwirtinnen und Landwirten, die nachweislich auf ihren Feldern Klima- und Umweltschutzziele umsetzen."

Zu den besonders gefährdeten Tieren gehört der Östliche Flachlandgorilla im Kongo (87 Prozent seit 1994), Lederschildkröten in Costa Rica (84 Prozent seit 1995) und Störe im Jangtse (97 % seit 1970). Wachsende Bestände des Eurasischen Bibers und Waldelephanten im Bia Nationalpark in Ghana zeigen, dass der Negativtrend auch gestoppt werden kann. Mit mehr Schutzgebieten, einer Umstellung der Landbewirtschaftung und nachhaltigerem Konsum ließe sich der Verlust terrestrischer Biodiversität noch aufhalten, so der Living Planet Report. Der WWF fordert die Bundesregierung auf sich dafür einzusetzen, dass 30 Prozent der Erde bis 2030 geschützt werden. In der EU-Biodiversitätsstrategie der EU-Kommission ist das Ziel 30% der EU-Fläche unter Schutz zu stellen schon enthalten.

Allerdings muss die Strategie noch durch den EU-Umweltministerrat im Herbst. Im Rahmen einer UN-Konferenz zum Schutz der biologischen Vielfalt in 2o21 hat die EU zudem die Chance, dieses Ziel zu einem globalen Maßstab zu erklären. Heinrich sagt: "Deutschland hat es mit dem EU-Ratsvorsitz mit in der Hand, ob Europa vorangeht - und damit auf der Weltbühne als Vorreiter auftritt. Auch vor der eigenen Haustür gibt es Verbesserungsbedarf, bisher sind nur rund 15 Prozent der deutschen Landfläche durch Natura 2000-Schutzgebiete abgedeckt. Was wir von Entwicklungs- und Schwellenländern fordern, müssen wir auch vor der Haustür umsetzen: Wir brauchen mehr Schutz für die heimische Natur." Bereits Ende des Monats hat die Politik die Chance zu zeigen, dass sie den Niedergang der Natur stoppen will. Der WWF fordert von Bundeskanzlerin Merkel, sich auf dem Ende September stattfindenden UN-Biodiversitätsgipfel klar für die Relevanz von Naturschutz und Nachhaltigkeit zu bekennen.

Der Living Planet Report zeigt Veränderungen der weltweiten Biodiversität. Die Studie wird seit 1998 vom WWF veröffentlicht, seit 2000 erscheint sie im zweijährigen Turnus. Die aktuelle 13. Ausgabe wurde vom WWF gemeinsam mit der Zoologischen Gesellschaft London (ZSL) erstellt.

Der Living Planet Index (LPI) erfasst den Zustand und die Entwicklung der weltweit untersuchten biologischen Vielfalt. Er basiert aktuell auf Daten zu rund 21.000 untersuchten Populationen von circa 4.400 Wirbeltierarten auf der ganzen Erde. Für den Zeitraum von 1970 bis 2016 ermittelt der globale LPI einen Rückgang von 68 Prozent. Zum Vergleich: Im ersten Living Planet Report lag der ermittelte Rückgang noch bei 30 Prozent für den Zeitraum 1970 bis 1995. Die deutsche Zusammenfassung des Living Planet Reports: https://www.wwf.de/living-planet-report

Quelle: WWF World Wide Fund For Nature (ots)

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