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Eschentriebsterben hat Alpenhauptkamm überwunden

Archivmeldung vom 27.06.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.06.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Diese vom Eschentriebsterben befallene Esche weist ein markantes Zweigsterben auf.
Quelle: Foto: Eidgenössische Forschungsanstalt WSL (idw)
Diese vom Eschentriebsterben befallene Esche weist ein markantes Zweigsterben auf. Quelle: Foto: Eidgenössische Forschungsanstalt WSL (idw)

Das seit den 2008 in der Schweiz beobachtete Triebsterben der Esche hat sich 2013 in der Schweiz weiter ausgebreitet und verstärkt. Der Erreger hat nun den Sprung ins Tessin geschafft und auch die Seitentäler Graubündens und der Voralpen sowie die Romandie bis Genf sind davon betroffen. Dies zeigen aktuelle Auswertungen der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL.

Der aus Ostasien stammende Erreger des Eschentriebsterbens wird je nach Erscheinungsform als Hymenoscyphus pseudoalbidus oder als Chalara fraxinea bezeichnet. In Europa wurde dieser Pilz in den 1990er Jahren erstmals in Polen beobachtet. Seit 2008 sind auch Eschen in der Nordschweiz befallen und seit 2013 tritt die Krankheit auch auf der Alpensüdseite in Erscheinung. An abgefallenen Blattstielen in der Bodenstreu eines Waldes bei Faido (TI) wurden die ersten Fruchtkörper des Pilzes entdeckt (Thomas Sieber, ETH Zürich; persönliche Mitteilung). Die Sporen des Erregers müssen entweder durch den Wind über die Alpen oder mit infizierte Blättern beim Warentransport ins Tessin gelangt sein. Im April 2014 wurden auch im Valle Maggia bei Riveo und im Val Bavona bei Foroglio junge Eschen mit eindeutigen Krankheitssymptomen entdeckt. Das Eschentriebsterben dürfte sich nun auch im Tessin schnell ausbreiten. Bis heute wurde die Krankheit in der Schweiz ausschliesslich an der Gemeinen Esche (Fraxinus excelsior) festgestellt, dem nach der Buche zweithäufigsten Laubbaum.

Pilz vor den Toren Genfs

Die landesweiten Auswertungen der Fachstelle Waldschutz Schweiz an der WSL zeigen, dass die Krankheit sowohl im Kanton Graubünden als auch in den Voralpen weiter in die Seitentäler vorgedrungen ist. In der Westschweiz sind nun auch Eschen entlang des Genfersees erkrankt (Abb. 2). In vielen Befallsgebieten des Schweizer Mittellands meldeten die Forstkreise eine Zunahme des Befalls in Alt- und Jungbeständen. Eschen auf feuchten Böden oder auf Standorten mit hoher Luftfeuchte sind verstärkt von der Pilzkrankheit betroffen.

Durch die Baumkrankheit sterben zunächst junge Seiten- und Endtriebe ab (Abb. 1). Der Baum bildet daraufhin Ersatztriebe, die aus noch gesunden Baumpartien austreiben. Dies führt bei Eschen zur Verbuschung. Der Pilz schädigt ausser den Blättern auch die Rinde, wo er sogenannte Nekrosen verursacht. Umfasst dieses abgestorbene Rindengewebe den Zweig, so wird die Wasser- und Nährstoffversorgung höher gelegener Pflanzenteile unterbrochen. Dadurch entstehen besonders bei Jungbäumen auffällige Welkesymptome (Abb. 3). Eschen können aber auch eine Infektion abschotten, die Wunden überwachsen und ein Vordringen des Pilzes im Holz unterbinden, so dass die Nekrosen oft nur während eines Jahres aktiv sind.

Auch alte Eschen können sterben

Alljährlich sich wiederholender Befall führt besonders bei jungen Eschen zu einem raschen Tod. Alte Bäume hingegen überleben oft mehrjährigen Pilzbefall. Der Anteil an toten Ästen im Kronenbereich nimmt dadurch zu. Je stärker der Befall, umso wahrscheinlicher ist der Verlust alter Eschen, wenn auch nicht auf grosser Fläche.

Nicht nur in der Baumkrone, sondern auch an der Stammbasis lassen sich immer häufiger Nekrosen beobachten (Abb. 4). Betroffen davon sind Eschen jeglichen Alters, auch dann, wenn sie in der Krone noch keine Krankheitssymptome aufweisen. Es scheint, dass der Erreger am Stammfuss in die Baumrinde eindringt und diese abtötet. Fast immer folgt darauf eine rasche Besiedelung durch den Hallimasch-Pilz (Armillaria sp.), wodurch eine schnell fortschreitende Weissfäule im Bereich des Stammfusses und der Wurzeln entsteht. An einer zukünftigen Bekämpfungsstrategie gegen das Eschentriebsterben wird zur Zeit geforscht (siehe Kasten).

Gefahren beachten!

Bei stark von der Krankheit geschädigten Eschen droht das Abbrechen von dicken Ästen, wodurch an exponierten Stellen Personen und Sachwerte Schaden erleiden können. Zusätzlich sind betroffene Eschen durch Fäulnis des Wurzelstockes weniger standfest und können bei Waldarbeiten und bei Sturm eine Gefahr darstellen. Deswegen empfiehlt die WSL, Eschen mit mehr als etwa 70% Kronenschäden an riskanten Orten vorzeitig zu fällen.

Kann ein Virus die Eschen retten?

Das Triebsterben der Esche lässt sich noch nicht wirksam bekämpfen. Die Eidgenössische Forschungsanstalt WSL verfolgt gemeinsam mit dem Nature Research Centre in Vilnius (Litauen) jedoch eine heisse Spur: die Forschenden haben in mehreren Pilzproben aus Litauen und der Schweiz einen Virus nachweisen können, der das Potenzial haben könnte, den Erregerpilz des Eschentriebsterbens in Schach zu halten. Derzeit laufen Versuche, in denen die Forschenden die genetische Vielfalt des Virus untersuchen und testen, wie stark dieses die Entwicklung des Pilzes eindämmen kann. Als mittelfristiges Ziel wollen die beiden Forschungsgruppen eine Methode entwickeln, mit der sie das Eschentriebsterben biologisch bekämpfen können.

Quelle: Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL (idw)

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