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Deutsche Umwelthilfe stellt mehr als 20-fach erhöhte Stickoxid-Emissionen bei einem getesteten Fiat 500X 2.0 Diesel fest

Archivmeldung vom 12.02.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.02.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
DUH Abgastest Fiat500x. Bild: Goecke - DUH
DUH Abgastest Fiat500x. Bild: Goecke - DUH

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat zum vierten Mal Stickoxid (NOx)-Emissionen eines Diesel-Pkw bei der Abgasprüfstelle der Berner Fachhochschule in der Schweiz untersuchen lassen. Getestet wurde ein Fiat SUV 500X 2.0 MJ (Euro 6, EZ 2015, 4.400 km Laufleistung). Bei allen auf dem Rollenprüfstand gefahrenen Tests mit betriebswarmem Motor wies der Fiat sehr hohe NOx-Emissionen auf. Die Werte überschreiten den geltenden Grenzwert für Euro 6 Fahrzeuge um das 11 bis mindestens 22-fache mit einem ausgewiesenen Wert von 1.777 mg NOx/km. Bei den Messungen dieses SUV wurde häufig der Messbereich des Labormessgerätes für Stickoxide überschritten, die tatsächlichen NOx-Emissionen waren somit noch höher.

Insgesamt wurden acht Prüfungen, davon vier nach dem Prüfzyklus (NEFZ), auf dem Rollenprüfstand gefahren. Nur bei den beiden NEFZ-Messungen im "kalten" Fahrzeugzustand und mit einer speziellen Konditionierung am Vortag wurden wie erwartet mit 133 bzw. 105 mg NOx/km relativ niedrige Werte nahe dem Euro 6 Grenzwert gemessen. Alle Messungen im betriebswarmen Zustand, bei dem normalerweise die Abgasemissionen niedriger ausfallen, zeigten extreme Erhöhungen. Interessanterweise meldete das Fahrzeug während oder nach den Tests keinen so genannten "OBD-Fehler" (On-Board-Diagnose) über die Warnlampe.

"Die gemessenen NOx-Emissionen des Fiat 500X stellen einen klaren Verstoß gegen das EU-Zulassungsrecht dar. In den vergangenen vier Monaten haben wir bei Opel, Renault, BMW und Mercedes stark erhöhte Stickoxid-Emissionen und zum Teil implizit eingestandene Abschalteinrichtungen aufgedeckt. Mit dem Fiat 500X reiht sich nun ein italienisch-amerikanischer Automobilkonzern in den Kreis der schmutzigen Dieselhersteller ein. Damit mutiert der VW-Skandal endgültig zum Diesel-Skandal nicht nur deutscher Hersteller", erklärt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. "Die verantwortlichen Vorstände der Unternehmen, die in vollem Wissen der extrem erhöhten Stickoxid-Emissionen unter normalen Fahrbedingungen derart schmutzige Diesel-Pkw verkaufen, machen sich tausendfacher vorsätzlicher Körperverletzung mit Todesfolge schuldig."

Die von der DUH bei den Autoherstellern Opel, Renault und Mercedes veröffentlichten Verstöße gegen die EU-Typzulassung, die eine funktionierende Abgasreinigung "in normal use" vorschreibt, wurden zwischenzeitlich mehrfach bestätigt. Die DUH übermittelte dem BMVI und dem KBA weitere in Prag durchgeführte NOx-Messungen an einem Opel Zafira, die eine unterschiedliche Ansteuerung der Abgasrückführung sowie der Harnstoff-Einspritzung belegen. Dies erklärt auch die hohen Stickoxid-Werte dieses Fahrzeuges bei Straßenmessungen.

Das Dobrindt-Ministerium zeigt auch weiterhin kein Interesse an einer Aufklärung des Diesel-Abgasskandals. Die DUH erhält seit September 2015 nicht einmal Eingangsbestätigungen für die übersandten Schreiben und übermittelten Abgasmessungen. Alle Anfragen um Gespräche auf der politischen Ebene oder Arbeitsebene wurden und werden weiterhin entweder abgelehnt bzw. gar nicht erst beantwortet.

Dass es auch anders geht, zeigt die amerikanische Umweltbehörde EPA, mit der sich die DUH in einem engen Austausch befindet und die zuletzt am gestrigen 8.2.2016 zum persönlichen Gespräch und Informationsaustausch mit dem EPA Direktor Christopher Grundler in die amerikanische Botschaft lud. Auch die EU-Kommission, der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments sowie verschiedene Mitgliedsstaaten der EU zeigen im Gegensatz zur deutschen Bundesregierung großes Interesse an der Aufklärung des Abgasskandals.

In den Niederlanden wurde die Mercedes C-Klasse C220 CDi BlueTec Mitte Januar als der schmutzigste Diesel-Pkw auf der Straße bei einer Vergleichsuntersuchung durch TNO im Auftrag des dortigen Umweltministeriums enttarnt. Die DUH hat zwischenzeitlich einen Antrag auf Aberkennung der Typzulassung für dieses Fahrzeug beim KBA gestellt. In Belgien ermitteln die Behörden gegen Opel aufgrund von Recherchen des belgischen Fernsehens zu ungenehmigten Software-Updates. Und die französische Umweltministerin Royal forderte bereits im Januar von Renault eine funktionierende Emissionsminderung auch bei niedrigeren Temperaturen als im Prüflabor und gab einen ersten Rückruf bei Renault bekannt. In der vergangenen Woche musste in Frankreich schließlich die Daimler AG hohe NOx-Emissionen an Mercedes-Pkw erklären, am morgigen Mittwoch ist nach Informationen die Adam Opel AG vorgeladen.

In Deutschland, dem Ursprungsland des Diesel-Abgasskandals, blickt das Bundesverkehrsministerium in dieser Woche auf ein besonderes Jubiläum: Am 11. Februar 2011, also bereits vor fünf Jahren, informierte die DUH das für die Typzulassung von Volkswagen zuständige Ministerium über detaillierte Messungen stark erhöhter NOx-Emissionen eines Euro 6 VW Passat, einem Fahrzeug mit dem berüchtigten E189-Motor.

"Um wie viel kleiner wäre der VW-Skandal ausgefallen, hätten die Beamten die Hinweise der DUH ernst genommen und Untersuchungen bereits Anfang 2011 durchgeführt? Die ministerielle Untätigkeit setzt sich bis heute fort. Die von der DUH in eigenen Tests festgestellten Überschreitungen der NOx-Emissionen bei einem Opel Zafira, einem Renault Espace und einem Mercedes-Benz wurden an das BMVI übermittelt. Doch anstatt zu diesen Verstößen öffentlich Stellung zu beziehen und durch Entzug von Typzulassungen und Rückrufanordnungen Recht und Gesetz durchzusetzen, hält das Ministerium die ihm seit Anfang November vorliegenden Abgaswerte anderer Hersteller weiter geheim."

Der international tätige Verkehrsexperte Axel Friedrich erklärt: "Die zwischenzeitlich festgestellten extremen Überschreitungen der NOx-Emissionen bei einem Opel Zafira, einem Renault Espace, einer Mercedes-Benz C-Klasse und nun einem Fiat-SUV sind technisch nicht plausibel und weisen auf Abschalteinrichtungen hin. Doch anstatt die vorgelegten Messungen zum Anlass für eine Überprüfung auf das Vorhandensein von Abschalteinrichtungen zu nehmen, kämpft die Bundesregierung für Aufweichungen zukünftiger Abgasgrenzwerte für Diesel-Pkw in Europa - zuletzt in Straßburg bei der Abstimmung über die Einführung der real driving emissions am vergangenen Mittwoch im EU-Parlament."

Quelle: Deutsche Umwelthilfe e.V. (ots)

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