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Neuer Sensor gibt tiefe Einblicke in Lawinen

Archivmeldung vom 01.12.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.12.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Christoph Baer: Lawinensensor rettet Leben. Bild: ruhr-uni-bochum.de, Kramer
Christoph Baer: Lawinensensor rettet Leben. Bild: ruhr-uni-bochum.de, Kramer

Ingenieure der Ruhr-Universität Bochum haben einen neuen Radarsensor entwickelt, der tiefe Einblicke in die inneren Vorgänge von Schneelawinen ermöglicht. Das Messsystem ist bereits an einem Testhang im Wallis installiert, wo das Schweizer Institut für Schnee- und Lawinenforschung im Winter 2016/17 Messungen damit durchführen möchte. Das neue Wissen um Lawinen könnte dazu beitragen, bessere Vorrichtungen zur Abwehr zu realisieren.

"Was genau passiert, wenn sich eine Lawine den Berg hinunterbewegt, weiß man nicht, da man sie bislang nur von außen beobachtet hat", sagt Forscher Christoph Baer. Es ist bereits bekannt, dass Lawinen aus mehreren Schichten bestehen, die sich wie Festkörper, Flüssigkeiten oder staubhaltige Gase verhalten. Der neue Sensor erfasst Variationen der Schneedichte in der Staubschicht.

Die Dichte hat unter anderem Auswirkungen auf den Aufpralldruck der Lawine, welcher maßgeblich für ihre Zerstörungskraft ist. Nur wenn die Schneedichte bekannt ist, lässt sich das Lawinengeschehen korrekt strömungsmechanisch simulieren. Mittels Radar erfasst das in Bochum entwickelte System, wie viele Schneepartikel sich in der Staubschicht befinden. Je mehr Schnee enthalten ist, desto langsamer breitet sich die Radarwelle aus. So können die Forscher Rückschlüsse auf die Schneedichte ziehen und diese in Echtzeit aufzeichnen.

Abgang noch 2016 erwartet

Der Sensor besteht aus Flugzeugaluminium, da er während der Messung den enormen Kräften der Lawine standhalten muss. Er ist etwa einen Meter lang, 30 Zentimeter dick und wiegt 70 Kilogramm. Eine Lawine hat einen Aufpralldruck von bis zu sechs Bar. "Das entspricht einem Druck von 3,5 Tonnen - also zwei Autos - auf die Fläche eines DIN-A4-Blattes", erklärt Baer. "Sie rollt direkt über unseren Sensor. Es ist eine Herausforderung, dass er an dem Testmast hängenbleibt und brauchbare Messergebnisse liefert", weiß der Forscher.

Bis zum Jahresende rechnet das Wissenschaftler-Team vom Schweizer Institut für Schnee- und Lawinenforschung mit ersten Schneefällen im abgesperrten Testgebiet Vallée de la Sionne. Sollte dort nicht von selbst eine Lawine abgehen, wird sie am Ende des Winters durch eine kontrollierte Sprengung ausgelöst. Das würde dann wertvolle Messdaten liefern.

Quelle: www.pressetext.com/Florian Fügemann

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