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Vielmännerei im Tierreich: ein Rätsel der Evolution

Archivmeldung vom 06.10.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.10.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Graue Mausmakis leben in den Wäldern Madagaskars und sind nur etwa 60 Gramm schwer. Foto: E. Huchard / Deutsches Primatenzentrum GmbH
Graue Mausmakis leben in den Wäldern Madagaskars und sind nur etwa 60 Gramm schwer. Foto: E. Huchard / Deutsches Primatenzentrum GmbH

Dass Männchen mit möglichst vielen Partnerinnen verkehren wollen, ist evolutionsbiologisch leicht zu erklären, schließlich erhöhen sie so ihre Chance auf zahlreiche Nachkommen. Bei Weibchen sieht das anders aus; ihr Fortpflanzungserfolg erhöht sich nicht durch die Anzahl der Geschlechtspartner. Trotzdem ist Polyandrie, Vielmännerei, im Tierreich weit verbreitet.

Ob die Weibchen einfach nur der ständigen sexuellen Belästigung aus dem Weg gehen wollen und sich deshalb mit verschiedenen Männchen paaren, haben Wissenschaftler vom Deutschen Primatenzentrum in Göttingen jetzt in einer Studie mit Mausmakis untersucht. Sie stellten fest, dass die Lemuren-Weibchen aktiv nach verschiedenen Partnern suchen und keineswegs nur dem Drängen der Männchen nachgeben (Proceedings of the Royal Society B).

Das klassische Rollenbild in der Biologie besagt, dass Männchen sich mit möglichst vielen Weibchen paaren wollen, um durch zahlreiche Nachkommen ihre Gene in die nächste Generation weiterzugeben. Weibchen hingegen sind wählerischer; sie suchen den besten Vater für ihren Nachwuchs. Sex mit wechselnden Partnern hat für sie vor allem Nachteile, da sie sich mit Geschlechtskrankheiten anstecken oder beim Geschlechtsakt verletzt werden können.

Warum gibt es dann trotzdem Vielmännerei im Tierreich? Eine Erklärung könnte sein, dass die Weibchen dem Werben der Männchen nachgeben, um der ständigen sexuellen Belästigung zu entgehen. Die Wissenschaftler um Elise Huchard vom Deutschen Primatenzentrum (DPZ) in Göttingen sind dieser Hypothese nachgegangen. Sie haben sich Graue Mausmakis, winzige, nur etwa 60 Gramm schwere Lemuren, als Studienobjekte ausgesucht, da hier Männchen und Weibchen fast gleich groß sind. So konnten die Forscher die Größe der Weibchen durch vermehrte, beziehungsweise verminderte Futterzufuhr so manipulieren, dass sie in einem Versuchsansatz größer und im anderen kleiner als die Männchen waren. Die Wissenschaftler erwarteten, dass sich die größeren Weibchen mit weniger Männchen paaren würden, da sie sich besser gegen ungewollte Annäherungsversuche wehren können. Es kam jedoch ganz anders: Die großen Weibchen hatten deutlich mehr Geschlechtspartner als die kleineren Artgenossen. „Die Lemuren-Damen suchen aktiv nach wechselnden Geschlechtspartnern, dies muss für sie also vorteilhaft sein“, sagte Elise Huchard vom Deutschen Primatenzentrum.

Die Wissenschaftler fanden jedoch auch heraus, dass die vielen Geschlechtsakte an den Kräften zehren und energetische Kosten sowohl bei den Männchen als auch bei den Weibchen verursachen. „Wir vermuten daher, dass Vielmännerei eine flexible Strategie ist, die zu moderaten Vorteilen für die Mausmakiweibchen führt“, so Huchard. Für schwächere Weibchen ist es also besser, die Kräfte zu schonen und sich mit weniger Männern zu begnügen, während kräftige Weibchen vermutlich einen evolutiven Vorteil haben, wenn sie sich mit mehreren Männchen paaren.

Quelle: Deutsches Primatenzentrum GmbH - Leibniz-Institut für Primatenforschung

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