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Bericht des Weltbiodiversitätsrates - BUND fordert Kehrtwende für wirksamen Schutz unserer Ökosysteme

Archivmeldung vom 06.05.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.05.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Klassische Rodung in Deutschland: Täglich über 1,2km² zerstörte Wälder für Neubaugebiete und Industriegebiete (ca. 120 Fußballfelder pro TAG oder 11m² pro Sekunde)
Klassische Rodung in Deutschland: Täglich über 1,2km² zerstörte Wälder für Neubaugebiete und Industriegebiete (ca. 120 Fußballfelder pro TAG oder 11m² pro Sekunde)

Bild: Eigenes Werk /OTT

Anlässlich des heute veröffentlichten Berichtes zum globalen Zustand der Biodiversität fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) eine rasche Kehrtwende in der Art, wie wir leben und wirtschaften.

"Die Zerstörung der biologischen Vielfalt bedroht die Menschheit mindestens so sehr wie die Klimakrise. Wir Menschen sind abhängig von funktionierenden Ökosystemen - sie sind die Grundlage unseres Lebens", sagt Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). "Die Bundesregierung muss schnelle und wirksame Maßnahmen umsetzen, um den ökologischen Kollaps zu verhindern. Es bedarf dringend eines Umdenkens, weg von dem Wirtschafts-Mantra des ständigen Wachstums, hin zu echter Nachhaltigkeit."

Der Bericht des Weltbiodiversitätsrates führt erstmals seit 2005 alle wissenschaftlichen Erkenntnisse über den aktuellen Zustand der biologischen Vielfalt weltweit zusammen. Eine Kernaussage ist, dass der fortschreitende Verlust biologischer Vielfalt ein existenzielles Problem für uns Menschen darstellt. Eine intakte Biodiversität und die damit verbundenen Ökosystemleistungen seien ebenso wichtig für unser Leben wie ein stabiles Klima.

"Der Bericht zeigt, dass mehr Arten derzeit vom Aussterben bedroht sind, als je zuvor in der gesamten Geschichte der Menschheit", so Weiger. Der dramatische Verlust biologischer Vielfalt mache sich auch bei uns deutlich bemerkbar, etwa in dem massenhaften Insektensterben. Eine zentrale Ursache des Problems ist dem Bericht des Weltbiodiversitätsrats zufolge, dass weltweiter Handel und Konsum den Druck auf die Natur in den vergangenen Jahrzehnten vervielfacht haben.

"Mit dem neuen Bericht gibt es keine Ausreden mehr. Wir müssen endlich die Bereitschaft aufbringen, den Ressourcenverbrauch in Deutschland drastisch zu reduzieren", sagt der BUND-Vorsitzende. "Unser Ressourcenverbrauch, unser immenser ökologischer Fußabdruck in Deutschland und in Europa führen zur Zerstörung von Lebensräumen und zum Aussterben von Arten in der Welt. So ist etwa unser enormer Konsum an Energie, Fleisch, Palmöl, Papier, Metallen und seltenen Erden für das Verschwinden ganzer Tropenwälder verantwortlich. Die Bundesregierung muss den politischen Rahmen für nachhaltiges Wirtschaften und nachhaltigen Konsum setzen und beispielsweise umweltschädliche Subventionen in der Agrarpolitik, in der Fischerei und im Verkehr stoppen."

Deutschland wird zur nächsten UN-Biodiversitäts-Konferenz in China im Jahr 2020 die EU-Ratspräsidentschaft innehaben, deshalb komme der Bundesregierung aus Sicht des BUND eine besondere Rolle zu. "Wir fordern die Bundesregierung auf, sich innerhalb der EU und weltweit mit Nachdruck für ein ambitioniertes globales Regelwerk für den Erhalt der biologischen Vielfalt einsetzt, das auf den bisherigen Zielen zum Schutz der Biodiversität aufbaut und über diese hinausgeht", sagt Weiger. Um guten Willen zu demonstrieren, müsse Deutschland die finanzielle Unterstützung zum weltweiten Schutz und zur Wiederherstellung von Ökosystemen ab 2020 verdreifachen und so mit gutem Beispiel vorangehen. Weiger abschließend: "Es ist notwendig, dass reiche Länder den finanzschwachen Ländern beim Schutz von Arten und Lebensräumen finanziell zur Seite stehen. Die Länder, die durch ihre Art zu leben, zu produzieren und zu konsumieren entscheidend für das Artensterben verantwortlich sind, müssen dafür auch finanziell geradestehen."

Mehr Informationen:

Drei Jahre lang haben rund 150 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus mehr als 50 Ländern an den Grundlagen für den globalen Bericht des Weltbiodiversitätsrates gearbeitet (englisch: Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services/IPBES). Auf rund 1800 Seiten haben sie in dem Bericht den weltweiten Wissensstand zur Situation der biologischen Vielfalt zusammengetragen.

Im Mittelpunkt stehen dabei die Veränderungen der Ökosysteme in den vergangenen 50 Jahren, die Umsetzung wichtiger internationaler Verpflichtungen wie das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) und die Ziele für Nachhaltige Entwicklung (SGDs). Weiterhin umfasst der Bericht Prognosen zur Entwicklung der biologischen Vielfalt und der Leistungen der Ökosysteme bis 2050. In der Zusammenfassung für Entscheidungsträger empfehlen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Maßnahmen, um den Verlust der biologischen Vielfalt und der Ökosystemleistungen zu stoppen.

Der Bericht wird heute (Montag, 6. Mai) um 13 Uhr auf Englisch auf der Website des IPBES veröffentlicht: www.ipbes.net

Quelle: BUND (ots)

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