Direkt zum Inhalt Direkt zur Navigation
Sie sind hier: Startseite Nachrichten Natur/Umwelt Jetzt wird der Schweinswal-Nachwuchs geboren

Jetzt wird der Schweinswal-Nachwuchs geboren

Archivmeldung vom 02.06.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.06.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Schweinswale
Schweinswale

Foto: Urheber
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Mit der Fluke voran in die Unterwasserwelt hinein: So erblicken die Schweinswalkälber vor den deutschen Küsten in den nächsten Wochen das Licht der Welt. Diese bei menschlichen Geburten gefürchtete Fußlage ist bei den Meeressäugern ein geschickter Schachzug der Natur.

Denn rutscht der kleine Wal mit seiner Schwanzflosse zuerst aus dem Mutterleib, ist er noch einige Minuten länger mit der Nabelschnur, die ihn mit Sauerstoff versorgt, verbunden. Anschließend wird das Kalb von der Mutter zum Luftholen an die Wasseroberfläche gebracht. Bei ruhiger See und mit Glück sind dann die Wal-Rücken mit den kleinen, dreieckigen Finnen auch vom Strand aus mit dem Fernglas gut zu sehen.

Vor allem vor Sylt und Amrum liegen die Wal-Kindergärten. Hier finden die Walmütter ausreichend Heringe, Makrelen, kleine Plattfische, Grundeln oder Sandaale. "Sie brauchen fett- und energiehaltiges Futter, um fit zu bleiben. Ein bei der Geburt bereits 65 bis 90 Zentimeter großes Walkalb zu säugen, kostet Kraft", sagt Lea-Carina Mendel, Artenschützerin bei der Deutschen Wildtier Stiftung. Weil die Gewässer westlich von Sylt und Amrum vielen Schweinswalen Lebensraum bieten, wurden sie bereits 1999 als erstes europäisches Walschutzgebiet im Nationalpark schleswig-holsteinisches Wattenmeer ausgewiesen.

Noch etwa 23.000 Schweinswale gibt es in der Nordsee, schätzen Experten. Ein Schwerpunkt befindet sich vor Sylt. Aber die Bestände nehmen ab. "Wie gefährdet der Lebensraum von Deutschlands einziger Walart ist, haben wir kürzlich anlässlich des Baus des LNG-Terminals vor Wilhelmshaven gesehen", sagt Mendel. "Hier wurde billigend in Kauf genommen, dass durch Bauarbeiten im Meer Schweinswale und andere Meeresbewohner gefährdet werden oder sogar ums Leben kommen - das ist für viele Artenschützer sehr beunruhigend."

Denn meist bedeuten Bauarbeiten das Aus für einen kleinen Wal. Es ist vor allem das empfindliche Gehör der Tiere, das leidet. Das wichtigste Sinnesorgan der Wale wird durch starken Lärm - beispielsweise beim Rammen von Betonpfählen in den Meeresboden - irreparabel geschädigt. Damit sind die Tiere nicht mehr in der Lage, sich mithilfe von Echoortung zu orientieren, auf Nahrungssuche zu gehen oder mit ihren Artgenossen zu kommunizieren. Für ein kleines Walkalb ist es überlebenswichtig, von seiner Mutter zu lernen. "Wird die Bindung der Mutter zu ihrem Kalb gestört, weil die Kommunikation unterbunden ist, sind beide vielen Gefahren ausgesetzt - sie geraten beispielsweise in die Stellnetze der Fischer und ertrinken", sagt Mendel.

Damit dies möglichst nicht passiert, fordert die Deutsche Wildtier Stiftung, dass bei allen Baumaßnahmen im Meer Schallschutzmaßnahmen getroffen werden und vorgeschriebene Grenzwerte - nicht mehr als 160 Dezibel in einem Abstand von 750 Meter von der Lärmquelle - eingehalten oder unterschritten werden. Das kann etwa in Form von Blasenschleiern im Wasser erreicht werden. Die Deutsche Wildtier Stiftung unterstützt die Forschung zur Lebensraumnutzung von Schweinswalen, um unterschiedliche Schutzmaßnahmen auf ihre Wirksamkeit hin zu prüfen. So führt ein Forschungsprojekt der Tierärztlichen Hochschule Hannover derzeit ein Monitoring zum Schweinswalvorkommen in der Ostsee durch, die stark von menschlicher Nutzung wie Schifffahrt, Fischerei und Freizeitnutzung geprägt ist. "Klima- und energiepolitische Ziele wie der Ausbau erneuerbarer Energien dürfen nicht auf Kosten von Arten- und Naturschutz erreicht werden", fordert Mendel. "Wenn die richtigen Schritte zum Schweinswalschutz erfolgten und sich alle daran hielten, könnten die Wale, die jetzt geboren werden, bis zu 20 Jahre alt werden. Momentan liegt das Durchschnittsalter der Wale in deutschen Gewässern bei gerade mal fünf bis neun Jahren."

Quelle: Deutsche Wildtier Stiftung (ots)

Videos
Daniel Mantey Bild: Hertwelle432
"MANTEY halb 8" deckt auf - Wer steuert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk?
Mantey halb 8 - Logo des Sendeformates
"MANTEY halb 8": Enthüllungen zu Medienverantwortung und Turcks Überraschungen bei und Energiewende-Renditen!
Termine
Newsletter
Wollen Sie unsere Nachrichten täglich kompakt und kostenlos per Mail? Dann tragen Sie sich hier ein:
Schreiben Sie bitte possen in folgendes Feld um den Spam-Filter zu umgehen

Anzeige